Was versteht man unter den Satz " Er schmeckt wie starker Wein "? (Gedicht "Berlin")

2 Antworten

Das Gedicht beschreibt die Stimmung einer Abendszene an einem Berliner Wintertag, kurz vor Sonnenuntergang. Die Sonne zeigt sie noch einmal unter einem schwarzen Himmel, und beleuchtet die düstere Stadt.

Die Toten trinken die Abendsonne wie roten Wein, weil sie der Tod und der Untergang besoffen macht. Das ist ihre Stunde. Der rote Wein ist nichts negatives, dazu ist das Geicht viel zu grausam. Vielleicht schmeckt auch dem Dichter der Sonnenuntergang wie roter Wein, schwer und müde machend, er beschwört die Melancholie und den Untergang, Schlaf und Tod. Diese Toten sind wütende Tote, arme Leute, deren einzige Hoffnung der Untergang von allem ist, was lebt. Das Gedicht beschwört den ultimativen Zorn. Betrunken singen die Toten die Marsellaise, und vermutlich singt der Dichter mit. Aufstehen, und zu den Waffen um alles zu zerstören.

Das ist eine extrem expressionistische Stimmung. Manche Gothic-Bands schlagen heute in die selbe Kerbe, auch wenn sie nicht so gut dichten können wie Heym. Da soll nichts erreicht werden, abgesehen vom Ausdruck dieser Wut. Oder wie Johnny Rotten von den Sex Pistols in den Siebziger Jahren ausdrückte: "I´m getting pissed. Destroy" (Ich werd wütend/besoffen. Zerstören.)

Die Begeisterung der Expressionisten für Wut und Zerstörung führte dann einen Teil dazu, den Krieg zu verherrlichen. Manche wurden noch später zu Nazis, wie Gottfried Benn. So wie heute manche Metal und Darkwave-Bands zu Nazis werden, weil sie das Böse so toll finden. Aber hier gibt es erstmal nur die pure Wut, Hass und die Lust am Untergang.

Das Gedicht ist von düsterer Schaurigkeit. Auch das Bild vom Geschmack des starken Weins gehört zu den vielen Bildern des Negativen. Nicht lieblich, nicht leicht ist er, "starker WEin" steht hier für etwas Negatives.