Wie soll man expressionistische Lyrik verstehen?

1 Antwort

Moin, bin vom Lehramt! ;) 

Für das Verständnis expressionistischer Literatur ist es wichtig, dass du zentrale Motive und den geschichtlichen Hintergrund kennst. Teilweise kann es auch wichtig sein, einen biographischen Zugang (Autor) zu haben. Dies ist zum Beispiel bei Franz Kafka der Fall. 

Zeitlich ist der Expressionismus ungefähr in die Zeit zwischen 1905 bis 1925 einzuordnen. Historisch ergibt sich daraus ein Bezug zum ersten Weltkrieg, zur Instabilität der Weimarer Republik, zum Pauperismus, zur Urbanisierung und zur Industrialisierung. 

Zentrale Motive sind der moralische Zerfall der Gesellschaft, die Orientierungslosigkeit der eigenen Persönlichkeit (Ich-Dissoziation), die Problematik der "neuen" Technik durch die Industrialisierung, der (nahende) Krieg, die Aufgabe traditioneller (gesicherter) Weltbilder usw.

Allgemeine Motive: Liebe, Tod, Hinrichtung, Chaos, Untergang, Wahnsinn.. 

--> Liebe ist gar nicht so oft; meistens sind negative Extreme Elemente von Lyrik, Epik und Dramatik. 

Dabei bedienen sich die Lyriker vor allem sogenannter Chiffren. Des Weiteren wird oft mit Farben, Hyperbeln, Symbolen, Metaphern und Lautmalereien gearbeitet. 

Beim Lesen expressionistischer Werke fällt oft auf, dass die Umwelt chaotisch dargestellt wird. Zum einen ist die Umwelt das Spiegelbild der Seele des lyrischen Ichs bzw. des neutralen Sprechers und zum anderen wird damit auf die Unstetigkeit des Lebens (Krieg, Weimarer Republik, Pauperismus, Urbanisierung, Industrialisierung) referiert. 

Die Lyrik des Expressionismus ist übrigens nichts Blödes, sondern ehrlich richtig toll, wenn man sich darauf einlässt; so ausdrucksstark und mannigfaltig in der Interpretation! :)) 

Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte und ganz viel Erfolg für die Klausur! :)

Liebe Grüße