Was sind die schwierigsten Tonarten?

10 Antworten

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Was bedeutet am schwierigsten? Von der Technik her? Oder vom Denken? H-Dur auf dem Klavier ist für viele vielleicht vom Denken her schwierig, liegt aber bei Tonleitern geradezu genial in der Hand, weil der Daumen immer auf die Untertasten kommt, die anderen Finger auf die Obertasten. Eine C-Dur Tonleiter ist physiologisch gesehen viel schwieriger gleichmäßig zu spielen.

Über die Gitarre ist schon viel hier geschrieben worden. Zusammenfassend: In dem Moment wo Du ohne leere Saiten spielst, ist die Tonart vollkommen egal. Gleichen Griffe/Bewegungen einen Bund rauf oder runter machen keinen Unterschied. Da ist z.B der Schwierigkeitsgrad von der Handgröße und Fingerlänge abhängig. Jemand mit kurzen Fingern wird auf der Gitarre dann gerne auch in höheren Lagen spielen; da bekommen Menschen mit großen Händen schnell schon mal Probleme, weil die Bünde dann zu eng liegen.

Im Prinzip gilt das gleich auch für die Streichinstrumente.

Auf der Trompete gibt es z.B. keine wirklich schwierigen Griffe (nur den unangenehmen Wechsel zwischen 2 und 1/3), also besteht hier die Hauptschwierigkeit im Denken.

Bei den Holzbläsern sieht es dagegen schon ganz anders aus. Je weiter man sich von der Grundtonart des Instrumentes entfernt (Klarinette in B/A, Oboe+Flöten in C, Sax in B+Es) desto kompliziertere Griffe und Griffkombinationen werden dann benötigt. Allerdings sind Saxophonspieler*innen es aber auch gewohnt, dass klingend C-Dur für sie schon 3 Kreuze hat, so dass sie diese Tonarten, gerade wenn sie mit Orchestern zusammenspielen, häufig trainieren.

Die Frage nach der Schwierigkeit ist also immer abhängig vom Instrument und ob die Spieler*in mehr Probleme mit der Mechanik oder mit dem Denken hat. Wenn man mit Anfängern spielt, ist es logisch, dass man allzu viele Vorzeichen vermeiden sollte, damit das Denken und Notenlesen nicht die Musik dominiert.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
lozof 
Fragesteller
 24.08.2018, 16:31

Danke für die äußerst große und facettenreiche Antwort! Auch wenn das Gendern mich ein wenig verdutzt hat ;)

Hm, stimmt, an das Ergonomische habe ich bei Klavier gar nicht mal so sehr gedacht. Jede Person hat ja andere Schwierigkeiten beim Spielen: Manche wollen besser mitdenken können, andere bevorzugen es, wenn es angenehmer zu spielen ist. Allerdings kommt es auch immer auf das Stück drauf an, wie "ungünstig" der Fingersatz sein kann.

Bei der Gitarre kommt es drauf an, wie gut man mit Barrégriffen klar kommt, außerdem kann man die Stimmung anpassen oder einen Kapodaster verwenden. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass Wechsel zwischen Barré und Nicht-Barré nicht so einfach sind.

Und die Bläser scheinen mir Grund genug, um mich mal mehr mit Ihnen auseinanderzusetzen. Ich kann mir jedenfalls sehr gut vorstellen, dass das Knöpfchendrücken gar nicht mal so einfach ist - auch wenn es gerade mal 3 Stück sind.

Fazit ist also: Man muss besonders auf die Bläser Rücksicht nehmen: Die Holzbläser bevorzugt nahe ihrer Grundtonart (also mit wenig Vorzeichen), die Blechbläser mehr mit b-Vorzeichen (siehe "zalto").

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Dirndlschneider  24.08.2018, 16:45
@lozof

Zu deinem letzten Absatz noch zusätzlich....ich habe lange Jahre Querflöte im Blasorchester gespielt,durch die transponierenden Blechbläser spielt der Flötist klingend....d.h.,um es einfach zu formulieren....immer 2 b mehr ,als die Blechbläser ( da spielst du ruckzuck mal 4 oder 5 b ).Es ist schlicht und einfach eine Frage der Gewöhnung und Übung.

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lozof 
Fragesteller
 24.08.2018, 16:58
@Dirndlschneider

Klingt logisch, dadurch dass die anderen Instrumente schon bs haben, um die Grundtonart von bestimmten Blechbläsern zu erreichen. Es kommt immer darauf an, wie man sein Instrument angeht: Wenn man für sich allein lernt, würde man wahrscheinlich sich erst mit allen Tonarten mit weniger Vorzeichen auseinandersetzen. Wenn man allerdings in einem Orchester ist, sind einige Tonarten davon nicht so nötig, dafür einige schwereren wichtiger.

Extremstbeispiel wären Leute, die nur Klavierunterricht nehmen würden, um "Für Elise" spielen zu können im Vergleich zu "All-roundern", die daran vielleicht (noch) scheitern, aber ansonsten besser sind.

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Jedes nicht 100%ig chromatische Instrument hat Vorzugstonarten. Blechbläser fühlen sich etwa in Be-Tonarten wohl, Streicher kommen gut bis drei Vorzeichen klar, bevorzugen aber eher Kreuztonarten.

Die Gitarre bevorzugt als diatonisches Instrument definitiv Kreuztonarten und solche mit wenig Vorzeichen, insbesondere zwischen einem Be und vier Kreuzen. Das beweist die Tonartenstatistik der Literatur für Sologitarre. Jenseits dieser Tonarten steigt der grifftechnische Schwierigkeitsgrad tendenziell stark an. Das heißt aber natürlich nicht, dass ein guter Gitarrist nicht auch noch recht problemlos in As-Dur begleiten kann. Er würde sich aber nicht von sich aus für diese Tonart entscheiden, wenn nicht ein Grund von außen (z.B. Stimmlage oder die Erfordernisse anderer Instrumente) dafür sprechen würde.

lozof 
Fragesteller
 25.08.2018, 11:25

Dass Saiteninstrumente eher Kreuztonarten bevorzugen... könnte es vielleicht daran liegen, dass Saiten verkürzen einfacher als verlängern ist? Wenn man beispielsweise von a zu as wechseln soll, wird das ein größerer Aufwand, wenn gerade die leere A-Saite spielt.

Zur Gitarre: Auch wenn da überraschenderweise noch niemand anderes hier so etwas ähnliches gesagt hat, es klingt plausibel. Jetzt wo ich so darüber nachdenke, fällt mir nämlich tatsächlich auf, dass die meisten Gitarrenlieder Kreuztonarten verwenden!

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baucolo  25.08.2018, 12:18
@lozof

Ja, ganz genau: es liegt am Erhöhen der Töne durchs Greifen und natürlich auch an den Tönen der leeren Saiten: je mehr davon zum Tonmaterial der gegebenen Tonart gehören, desto leichter wird das Stück potenziell zu spielen. Bei der Gitarre wird z.B. die H-Saite bei allen Be-Tonarten zum Problem, da sie nicht leer klingen kann und man auf ihr auch kein B greifen kann (außer weit oben am 11. Bund)...

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Also auf der Gitarre gibt es da eigentlich keine Unterschiede von der Schwierigkeit her. Man muss es sich eben erstmal einprägen, und es im Gefühl haben.

Dadurch dass eine Gitarre eben keine verschiedenen "Tasten" hat, ists denke ich recht einfach Sachen wie Modi oder irgendwelche Skalen zu erschließen. Im Vergleich zum Klavier ist so ne Gitarre eigentlich logischer aufgebaut. Man geht einfach immer einen Halbton höher mit jedem Bund. Fertig.

Da gibt es nicht unterschiedlich angeordnete Tasten wie beim Klavier. Macht das Improvisieren einfacher, da man auch quasi keine Theorie braucht. Auch merken tue ich mir Sachen an der Gitarre schneller als am Klavier. Beim Klavier muss man immer so viel denken.

Abgesehen von der Technik natürlich, aber die muss bei jedem Instrument stimmen.

lozof 
Fragesteller
 24.08.2018, 15:20

Ja, die Gitarre hat da schon ihre Vorteile, dadurch das man sie auch anders stimmen oder einen Kapodaster verwenden kann. Das würde dann die leichteren (z.B. Am, Em in Standardstimmung) und schwereren (z.B. F, H) verschieben.

Ansonsten ist es bei mir umgekehrt: Ich brauche die Töne schön aufsteigend anstatt darüber nachdenken zu müssen, wo der nächste Ton auf einer anderen Saite ist, aber jedem das Seine! :)

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Torvi  24.08.2018, 15:34
@lozof

Ja, klar. Womit man besser klar kommt hängt wahrscheinlich auch davon ab, womit man angefangen hat bzw. womit man mehr Erfahrung hat.

Beim Klavier musste bei z.B. der C-Dur Tonleiter nur alle weißen Tasten hinternander spielen. Auf der Gitarre muss ich dafür schon denken, denn wenn ich einfach jeden Bund spiele hab ich ne chromatische Tonleiter. Prinzipiell könnte man sagen, dass eine Gitarre vom Aufbau her überhaupt nicht für irgendeine Tonart gemacht ist. Dafür wirds aber nicht besonders schwierig, da es auch keine Tonarten gibt wofür sie nicht gemacht ist.

Die Stimmung schon, klar. Die macht einen großen Unterschied.

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L2345  24.08.2018, 15:34

... und als Pianist sagt man genau das gleiche nur umgekehrt hahaha :)

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baucolo  25.08.2018, 12:29

Die Gitarre hat aber Saiten, die nicht im jeweils gleichen Intervall zueinander stehen. Es gibt vier Quarten und eine große Terz zwischen G und H. Das ist keineswegs logisch und auch nicht wirklich logischer als das Klavier, das immerhin ganz konsequent auf Halbtonschritten und auf dem Quintenzirkel beruht.

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Torvi  25.08.2018, 15:33
@baucolo

Ich kann meine Saiten aber stimmen wie ich will. Bzw. so, wie ich es gerade brauche. Ich stimme oft so, dass ich zwischen allen Saiten Quarten habe.

Wenn man eine Saite einzeln betrachtet, dann ist die Gitarre schon logischer, denn da geht es konsequent in Halbtonschritten hoch. Beim Klavier braucht man dafür schon zwei verschiedene Arten von Tasten.

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Je länger Du ein Instrument spielst, umso weniger Probleme machen Dir Vorzeichen.

Ich selbst spiele schon viele Jahre verschiedene Instrumente, am wenigsten mag ich 4 Kreuze.

lozof 
Fragesteller
 24.08.2018, 15:34

Also E-Dur und cis-moll oder hast du anders gestimmte Blasinstrumente? Ansonsten: Klar, mit mehr Übung und Erfahrung werden schwierige Sachen leichter.

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Auf dem Klavier ist das mir persöhnlich vollkommen egal, ob ich in C oder Ges jamme. Wenn man Vorzeichen gewohnt ist, ist es auch egal, wie viele

Auf der Gitarre bin ich sowieso überfordert haha da sind mir die Vorzeichen eig egal, weil das System dahinter sowieso ein ganz anderes als am Klavier ist. Kann aber auch hier nicht behaupten, dass ich es als unangenehm empfinde in Tonarten mit vielen Vorzeichen zu spielen.

Auf der Oboe hatte ich damals angefangen und bin erstmal bei C geblieben, weil ich ja erstmal die Töne lernen musste und da fing man mit ganztönen an, wodurch Moll oder Dur-Tonarten mit Vorzeichen sowieso in der Regel nicht möglich waren.

Andere Instrumente kann ich leider nicht aus eigener Erfahrung beurteilen aber ein professioneller Musiker muss auf jeden Fall mit allen Tonarten klar kommen und mit ein paar Jahren Erfahrung ist das auch in der Regel für niemandem mehr ein Problem

lozof 
Fragesteller
 24.08.2018, 15:31

Dann scheinst du ein recht guter Pianist zu sein! Mit anderen Instrumenten habe ich auch nicht ganz so viele Erfahrungen. 'ne Blockflöte bekommen, mal Geige ausprobiert. Mittlerweile bevorzuge ich allerdings Singen, das wird doch Vorzeichen auch nicht viel schwerer.

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L2345  24.08.2018, 15:33
@lozof

Haha ja Singen ist in der Hinsicht cheating :)

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