Es ist eine religiöse Kosmogonie von Menschen, die vor mehreren Tausend Jahren lebten und ihren Glauben, ihr Weltbild, ihr Wissen und Denken darin haben einfließen lassen. Es ist ein Abbild einer vergangenen Zeit und als solches im historischen, geistigen Kontext einer fernen Epoche zu verstehen. Darin kann es adäquat gedeutet, aber auch gewürdigt werden, ohne es als überzeitlich allgemeingültige oder gar als im modernen Sinn naturwissenschaftliche Tatsache akzeptieren zu müssen.
Es wäre sowohl anachronistisch und unangemessen, diese alte, historische Sichtweise als vollkommen wahr im naturwissenschaftlichen Sinne anzusehen, denn naturwissenschaftliches Denken wie wir es kennen entspricht nicht dem Denken jener Zeit.
Es wäre ideengeschichtlich aber ähnlich unangemessen und anachronistisch, aus einem modernen, rein naturwissenschaftlichen Anspruch an Weltsicht heraus, dieses Denken als vollkommen dumm und unwürdig abzutun - nicht, weil es mutmaßlich vielleicht doch "wahr" wäre, sondern weil es ein dem damaligen Stand der Geistesgeschichte entsprechendes bestmögliches Bild innerhalb jener Kultur war, die diesen Text und diesen Glauben hervorgebracht hat. Demnach spigelt diese Kosmogonie sehr vieles aus einer längst vergangenen Zeit und einem uralten Denken wider und erlaubt uns, darin hineinzublicken. Dieses alte Weltbild hat außerdem Menschen über einen sehr langen Zeitraum begleitet und so sehr inspiriert, dass diese Texte über einen Jahrtausende hinweg tradiert wurden. Dies kann man (ideen-)geschichtlich durchaus würdigen, selbst, wenn neue Erkenntnisse über die Natur und das Weltall längst andeslautende Tatsachen ans Licht gebracht haben.
Ob die biblische Schöpfungsgeschichte heute zwingend metaphorisch zu verstehen ist, ist daher ebenso irrelevant wie die Frage nach ihrem naturwissenschaftlichen Wahrheitsgehalt im Sinne des heutigen naturwissenschaftlichen Grundverständnisses.