Was sind Antithesen?
Hi,
Kann mir jemand mit einem biblischen Beispiel (Bergpredigt) erklären, was Antithesen sind?
Danke und LG
7 Antworten
Mt 5, 21-48 Antithesen der Bergpredigt.
Eine These ist eine Aussage. Eine Antithese ist eine Aussage, die im Gegensatz zu der ersten Aussage steht.
Wichtig: Gegensatz ist etwas anderes als Widerspruch. Die Antithesen sind zwar gegensätzlich, aber nicht widersprüchlich.
Eingeleitet werden sie durch eine Formulierung wie: Ihr habt gehört..... Die Antithese beginnt etwa: Ich aber sage euch.......
Beispiel: 43 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. [2]44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,...
Hier steht im Gegensatz:....deinen Feind hassen...und....Liebt eure Feinde...
Jesus nimmt hier die alttestamentliche Vorschrift als Vorlage und wendet sie in der Praxis auf die neue Situation (Verkündigung des Reiches Gottes) an und macht ein Angebot, wie man sich verhalten kann, um überhaupt einer Feindschaft entgegenzuwirken.
Im Prinzip sind das Angebote nach dem Muster. Wenn du es optimal machen willst, dann verhältst du dich so. Das darf man aber nicht wörtlich nehmen, sondern muss überlegen, was das für uns heute bedeutet.
Beispiel: "Schwört überhaupt nicht." Das bedeutet nun nicht, dass der Eid verboten ist, sondern sagt aus: Auch ohne Schwur soll deine Aussage wahr sein.
Oder:
..wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg..... heißt nicht, dass man sich jetzt verstümmeln muss, sondern, dass man auch große Nachteile in Kauf nimmt, wenn man Böses vermeiden will.
oder
.....versöhne dich und dann komm und opfere deine Gabe.....Es kommt nicht darauf an, dass du jetzt ein Schaf opferst, sondern, dass du die Gelegenheit zur Versöhnung wahrnimmst.
weit her geholt;
Altes Testament: Wenn dir jemand was antut räche dich mit aller Heftigkeit ( Blutrache )
Neues Testament Jesus:
Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt halte ihm auch die Linke hin
Selig sind die, die auch Verzeihen können
Hier werden einige Aussagen von Jesus bezüglich dem AT sozusagen korrigiert
https://www.bibelstudium.kaththeol.uni-muenchen.de/staatsexamen/mat_rep/bergpredigt/index.html
Die Bergpredigt (insbesondere die Antithesen)
Im MtEv begegnet in 5,21-48 eine Reihe von sechs so genannten »Antithesen« (Gegensatzsprüche). Entgegengesetzt wird das, was den Alten gesagt worden ist, einem Wort Jesu, das eingeleitet wird mit der Formulierung: »Ich aber sage euch.«
- Vom Töten (5,21-26)
- Vom Ehebruch (5,27-30)
- Von der Ehescheidung (5,31f)
- Vom Schwören (5,33-37)
- Vom Verzicht auf Gegengewalt (5,38-42)
- Von der Feindesliebe (5,43-48)
Als primäre Antithesen werden häufig die erste, zweite und vierte Antithese bezeichnet, denn in der Forschung herrschte lange Zeit die Einschätzung vor, in diesen Fällen sei die Fassung des Jesuswortes als Gegensatzspruch ursprünglich. Für die dritte, fünfte und sechste Antithese kommt dies nicht in Frage. Zu ihnen gibt es Parallelen im LkEv – jeweils ohne antithetische Formulierung (Lk 6,27-35; 16,18). In diesen Fällen ist die Gestaltung als Gegensatzspruch sekundär, geformt nach dem Vorbild der »primären Antithesen«, die Matthäus aus seinem Sondergut übernommen hat.
Manche Forscher lehnen allerdings die Unterscheidung in primäre und sekundäre Antithesen ab: Erst der Evangelist habe die antithetische Form aller in Frage kommenden Sprüche geschaffen.
Im Folgenden wird von der Einschätzung ausgegangen: Die erste und zweite Antithese, also die vom Töten und die vom Ehebruch, gehen in antithetischer Gestaltung auf Jesus zurück; im Falle des Spruches gegen das Schwören dagegen dürfte die antithetische Form wie auch in den übrigen Fällen sekundär sein, da sich einige Unterschiede zur Anlage der ersten beiden Antithesen entdecken lassen (s.u. 4.)
Altes Testament: Wenn dir jemand was antut räche dich mit aller Heftigkeit
So steht es aber nicht im AT.
Die Rache muss begrenzt sein, und sie dient nicht der Befriedigung von Rachegefühlen, sondern der Bestrafung und Abschreckung. In einer Gesellschaft ohne Polizei, Staatsanwalt und Gefängnis muss jeder schon sein Recht in die eigene Hand nehmen. Aber bitte mit Maß!
Jesus hat das noch verschärft: überhaupt nicht rächen.
Eine These ist eine Behauptung. Eine Antithese ist eine Gegenbehauptung.
Dieses Mittel wird mitunter in der Wissenschaft angewandt: man stellt zu einem Forschungsprojekt eine These auf. Dann sucht man nach Antithesen. Schließlich einigt man sich auf das logischte — bis Tatsachen als Beweis vorliegen.
Ähnlich ging Jesus in der Bergpredigt vor. Obwohl ich hier nicht von These und Antithese sprechen würde, sondern von Feststellungen, die eine Zeit Gültigkeit hatten, die Jesus aber präzisierte:
“Ihr habt gehört, dass schon zu den Menschen in alter Zeit gesagt wurde: ‚Du sollst nicht morden. Wer einen Mord begeht, muss sich vor Gericht verantworten.‘ Aber ich sage euch: Jeder, der anhaltend Wut auf seinen Bruder hat, wird sich vor Gericht verantworten müssen.“ (Mat. 5:21, 22)
In der Bergpredigt sagt Jesus mehrfach "ich aber sage euch". Das wird oft so verstanden, als ob er den zitierten geboten des Alten Testaments widersprechen würde, deshalb der Ausdruck "Antithesen".
Aber genau genommen macht Jesus das, was auch jeder gute jüdische Rabbi macht: Er verschärft die Gebote. Nicht nur beispielsweise jemanden totschlagen ist strafwürdig, sondern schon die Beleidigung und Beschimpfung als "Dummkopf" oder "Gottloser". Die einzige Aussage, der Jesus tatsächlich widerspricht, steht gerade nicht im AT.
Die Artz, wie Jesus die Gebote verschärft ("einen Zaun um die Torah baut", wie das im Judentum heißt: alle Grenz- und Zweifelsfälle werden auch verboten) ist nicht so formalistisch wie bei den Gesetzeslehrern und Pharisäern, sondern geht vom Kern der Gebote aus.
Die Antithesen stehen alle in einem kapitel: Matthäus 5. Am besten einmal durchlesen, dann findest du sie schon.
Antithese ist das Gegenteil von der These.
Je nachdem was deine these ist, die Antithese ist das Gegenteil:
These: Zucker ist gesund
antithese: Zucker ist ungesund
oder:
These: Zucker ist ungesund
antithese: Zucker ist gesund
Nur trifft die Erklärung grade nicht auf die sog. "Antithesen" in der Bergpredigt zu.
Danke dir!
Also soll man sich in deinem Beispiel nach der Antithese richten?