Ist die Bergpredigt heute noch aktuell und umsetzbar?

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Ein Beispiel zu der Aussage Jesu aus der Bergpredigt, die andere Backe hinzuhalten:

Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.

Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.

Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.

In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt.

An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.

chrisbyrd  28.04.2021, 14:04

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

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Da Jesus in der Bergpredigt viele Themen ansprach, wie Glück, Liebe, Hass, Barmherzigkeit, Moral, Gebet und Streben nach Reichtum, finde ich persönlich es heute genauso aktuell wie damals. Und wenn man sich seine Ratschläge zu Herzen nimmt und versucht danach zu leben, wird man auf jeden Fall rundum davon profitieren — gesundheitlich, geistig und emotional. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen😊

Du hattest gebeten, auf einige Verse aus der Bergpredigt Bezug zu nehmen. Dann mach ich das mal😊

In Matthäus, Kapitel 5, Vers 3 heißt es: „Glücklich sind die, denen bewusst ist, dass sie Gott brauchen“. Jeder möchte glücklich sein, nicht wahr? Wohl genau deswegen begann Jesus seine Rede auch mit diesem Thema. Interessant ist der Zusammenhang von Glück und unserer Einstellung zu Gott. Wenn wir also verstehen und anerkennen, dass wir Gott brauchen, können wir glücklich sein. Glück ist ja nicht nur ein Gefühl der Fröhlichkeit oder Ausgelassenheit, wenn man Spaß hat. Wahres Glück geht tiefer. Es schließt echte Zufriedenheit ein. Und wie Jesus sagte, könne man das nur so richtig verspüren, wenn man an Gott glaubt und entsprechend lebt.

Jesus gab auch Rat, der uns helfen kann ein harmonisches Miteinander zu schaffen. In Matthäus, Kapitel 7, Vers 12 ist die „goldene Regel“ festgehalten: „Alles was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“. Somit sollten wir unsere Mitmenschen gerecht behandeln, ihnen Gutes tun und ihnen helfen. Eben genau so, wie wir uns wünschen von ihnen behandelt zu werden.

Es gibt ja noch eine Variante der goldenen Regel, die lautet: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Sie unterscheidet sich insofern deutlich von Jesu Goldener Regel, als diese konkretes Handeln zum Nutzen anderer erfordert. Man sollte also selbst aktiv werden. Angenommen, jeder würde diesem Rat Jesu entsprechend handeln, sich also um andere kümmern, ihnen tatkräftig helfen und tagtäglich nach diesem Grundsatz leben. Würde unsere Welt dann nicht viel besser aussehen? Ganz bestimmt!

Interessant ist auch, was Jesus zum Thema Wut sagt. Und zwar in Matthäus, Kapitel 5, Vers 21: „Jeder, der anhaltend Wut auf seinen Bruder hat, wird sich vor Gericht verantworten müssen“. Es ist also eine ernste Angelegenheit, wenn man auf jemand anhaltend wütend ist. Das könnte sogar zu Mord führen! Deswegen sollte man sich solchen negativen Gefühlen auf keinen Fall aussetzen lassen und so schnell wie möglich etwas dagegen unternehmen, indem man mit der Person wieder Frieden schließt. Jesus erklärte auch selbst, wie weit man für den Frieden gehen sollte: „Wenn du also deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder dir etwas übelnimmt, dann lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh weg. Versöhne dich zuerst mit deinem Bruder und dann komm zurück und opfere deine Gabe“ (Matthäus 5:23, 24). Also auch hier wieder der Rat, dass man selbst aktiv werden sollte.

Auch gab Jesus Rat in Bezug auf Gebete. In Matthäus, Kapitel 6, Vers 7 heißt es: „Sagt beim Beten nicht immer und immer wieder dasselbe“. Ich denke, es ist nicht falsch, immer wieder wegen derselben Sache zu beten, die einem einfach wichtig sind. Aber man sollte nicht ständig dieselben auswendig gelernten Phrasen aufsagen. Das Gebet ist ja ein ganz persönliches Gespräch mit Gott. Und wenn wir ihm immer nur auswendig Gelerntes stumpf runtersagen, könnte ihm solch ein Gebet gefallen? Das wage ich zu bezweifeln. Das wäre ja so, wenn mir meine beste Freundin immer und immer wieder dasselbe erzählt. Irgendwann würde ich das bestimmt nicht mehr hören wollen :/ Stattdessen würde mich doch viel eher interessieren, was sie aktuell beschäftigt, was sie freut und was ihr Kummer bereitet. So sollten auch unsere Gebete sein. Nichts einfach runterträllern, sondern Gott unser Herz ausschütten, ihm unsere Sorgen und Ängste mitteilen und ihm natürlich für all die wunderbaren Geschenke, die er uns täglich gibt, danken (ein tolles Essen, schönes Wetter, liebe Freunde, etc.).

Du merkst, eigentlich könnte man wohl zu jedem einzelnen Bibelvers aus der Bergpredigt wichtige Lehren für sich selbst herausziehen😊 Ich habe nur einige davon erwähnt, die ich persönlich sehr wichtig finde. Hoffentlich konnte ich damit gut auf deine Frage eingehen. Und vielleicht kannst du ja auch einen positiven Nutzen für dich selbst daraus ziehen.

Die Bergpredigt ist keine Liste zum Abhaken, und wenn man alles "schafft", dann steht man gut da vor Gott oder ist ein besserer Mensch.

Die Lehre der Bergpredigt ist dann umsetzbar, wenn man die Beziehung zu Gott gut pflegt, nahe an ihm bist. Dann hat man durch Gott die Selbstsicherheit, es auszuhalten wenn man von anderen schlechtgemacht wird, und sozusagen die andere Backe hinhalten muss. Dann wird man bildlich gesehen Land einnehmen, das Reich Gottes kann sich ausbreiten.

Ausserdem sagt die Bergpredigt aus, dass Gott eine andere Sicht davon hat, was und wer wichtig und unwichtig ist. Das Reich Gottes ist anders, als die Menschen es sich vorstellen, und die Menschen, die dazu gehören, sind anders als die anderen Menschen.

Woher ich das weiß:Hobby

Bei der Bergpredigt geht es nicht um abstrakte Dinge, sondern um konkrete Lebensbedingungen. Wir können Dinge daraus eins zu eins in unserem eigenen Leben wiederfinden. Somit ist klar, dass ihr Inhalt auch heute noch höchst aktuell und umsetzbar ist.

Wer seinen Mitmenschen respektvoll, freundlich, positiv und wohlgesinnt begegnet, ehrlich zu sich und anderen ist und die Regeln der Gesellschaft beachtet, vor allem die der Ethik, wer Verantwortung für sein Handeln übernimmt, dem sinnlosen selbstsüchtigen Konsum und Selbstbezogenheit widersteht, dafür aber sich um das Wohlergehen anderer kümmert, we sich nach Kräften bemüht die "Schöpfung" (also die Umwelt und Biosphäre) zu bewahren und sich ökologisch verhält, der macht alles richtig und hat somit sein Leben bewusst oder unbewusst dem Sinn der Bergpredigt gewidmet.