Antithesen der Bergpredigt?

2 Antworten

Im Matthäus-Evangelium begegnet man in 5,21-48 sechs so genannten "Antithesen" ("Gegensatz"- sprüche). Den Alten aus dem Alten Testament werden von Jesus "Weisheiten" entgegengesetzt, die jeweils eingeleitet werden mit der Formulierung: »Ich aber sage euch.«

1. Vom Töten (5,21-26)

2. Vom Ehebruch (5,27-30)

3. Von der Ehescheidung (5,31f)

4. Vom Schwören (5,33-37)

5. Vom Verzicht auf Gegengewalt (5,38-42)

6. Von der Feindesliebe (5,43-48)

Als "primäre Antithesen" werden häufig die erste, zweite und vierte Antithese bezeichnet, weil Jesus hier die Gebote aus dem Alten Testament faktisch anders darlegt und sogar ins Gegenteil verkehrt.

In den restlichen präzisiert er sie.

helmutwk  29.05.2021, 18:51
Als "primäre Antithesen" werden häufig die erste, zweite und vierte Antithese bezeichnet, weil Jesus hier die Gebote aus dem Alten Testament faktisch anders darlegt und sogar ins Gegenteil verkehrt.

Versteh nicht ganz. Genau genommen "präzisiert" Jesu alle genannten Gebote bis auf "... deine Feind hassen", was so nicht im AT steht.

Für "Präzisierungen" (genauer: Alle Zweifelsfälle verbieten) gibt es im Judentum den Fachausdruck "einen Zaun um die Thora ziehen". Allerdings ist der "Zaun", den Jesus da zieht, anders als die Zäune im rabbinischen Judentum, die eher formal sind und nicht inhaltlich.

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Stier1240  29.05.2021, 19:36
@helmutwk
  • Versteh nicht ganz. 

Ich bin sicher, dass du verstehst!

Meine zusätzliche Meinung:

Viele Christen und ihre Obergurus haben es sich zur Gewohnheit gemacht, den großen bösen und grausamen Schöpfer des Alten Testaments wegzudeuteln:

Der habe halt ein paar Jährchen lang einen schlechten Tag gehabt, dann aber doch ein Einsehen. Sein Schlachten, Töten, Selektieren mit den "Auserwählten" waren ihmmirgendwann selbst zu suspekt und hätten ihn veranlasst, seinen "Heiligen Geist" ins graue Wüstenland um Betlehem herum zu schicken, eine angeblich sündenfreie Naive vom Lande zu begatten und diesen "eingeborenen" Jesus dann mit ein paar Gauklereinlagen veranlasst, den Menschen einzureden, dass er sie "erlösen" werde! Wobei auch nach dem vierten Bier und dem dritten Dopelten niemand versteht, wer da wovon erlöst wird, wenn dieser zum Menschen verkümmerte Gott ein paar Tage tot spielt, um seinen "Haustieren" ein schlechtes Gewissen zu bereiten. 

Seit Jesus da war, berufen sich die Berufsreligiösen mit einem Sinn für Außenethik gerne auf den. "Liebe deinen Nächsten", habe der gesagt, und: "Wenn dich einer auf die eine Backe haut, halte ihm die andere auch noch hin".

Diese zentralen Botschaften werden dann so hingebogen, als seien die Wurzeln von Toleranz und Menschenrechten auf sie basiert, und die Menschenwürde sei von diesem "bergpredigenden" Witzling vorformuliert.

Tatsächlich aber verständigen sich hier gar keine Menschen auf menschenwürdige Regeln, sondern Gott haut die neueste Anweisungen raus.

Das ist dann häufig das Verständnis, das Christen von moralischem Handeln haben:

Ohne Befehl von oben gibt es keines. Wobei Gott eben mit Himmel und Hölle ein bisschen nachhilft, seine ganze so genannte Moral also eigentlich nur ein Terrorsystem ist.

Menschenwürde? Findet hier keinen Raum. Sie würde ja bedeuten, dass , der Mensch die Gelegenheit hätte, sich mit seinem angeblich "freien Willen" auch frei zu entfalten und die Regeln des Miteinanders auf der Grundlage seines gesunden Menschenverstandes auszuhandeln. Und es wird in gewohnt christlich-"bescheidener" Weise darüber hinweggesehen, das diese banalen Grundsätze schon weit vorher zum Leitfaden menschlich normalen Miteinanders gehörten. Sonst wäre die Menschheit gar nicht bis ins Gebiet des Toten Meeres gekommen!

Mehr noch, die beiden immer wieder hoch gelobten Konzepte der Nächsten- und sogar Feindesliebe sowie der Gewaltlosigkeit rauben dem Menschen ebenso seine Würde. Wenn er geschlagen wird, soll er sich nicht wehren, sondern um mehr Schläge bitten. Ihm wird damit das Verfügungsrecht über seinen Körper genommen.

Und er soll jeden lieben: den pupsenden, meckernden Nachbarn, auch Björn Höcke, auch die Bischöfe, die den Kindesmissbrauch gedeckt haben. Ihm wird also das Verfügungsrecht über die eigenen Gefühle genommen, unter Berufung auf einen Oberheini im Himmel, der widrigenfalls mit Vernichtung droht – während seine Leute überall verbreiten, er habe uns lieb. Wo das hinführt, sieht man gegenwärtig im "christlich geprägten" Abendland Deutschland!

Ob also hier "Thesen" und "Antithesen" eine Rolle spielen, ob hier der grausame JHWH mit den Märchen um Jesus ein menschlicheres Aussehen bekommen soll -

moderne Zeiten haben dafür einen Begriff: "Bullshit"!

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helmutwk  29.05.2021, 19:58
@Stier1240
Diese zentralen Botschaften werden dann so hingebogen, als seien die Wurzeln von Toleranz und Menschenrechten auf sie basiert, und die Menschenwürde sei von diesem "bergpredigenden" Witzling vorformuliert.

Nun, die Menschenrechte sind historisch eine Säkularisierung der "Christenpflichten", von den zuvor gesprochen wurde. So falsch, wie du es darstellst, ist diese Darstellung also nicht.

Menschenwürde? Findet hier keinen Raum. Sie würde ja bedeuten, dass , der Mensch die Gelegenheit hätte, sich mit seinem angeblich "freien Willen" auch frei zu entfalten und die Regeln des Miteinanders auf der Grundlage seines gesunden Menschenverstandes auszuhandeln.

Für dich hängt Menschenwürde also an einer Philosophie - ich sehe das pragmatischer und mache sie z.B. am Verbot des internationalen Sklavenhandels fest, das im frühen 19.Jh. von Christen (genauer: Methodisten) durchgesetzt wurde.

Du magst ja so was als Angriff auf die Menschenwürde sehen - die Frau, die von Gott dazu die Kraft bekommen hat, sieht das verständlicherweise anders.

Auf deine Beleidigungen gehe ich nicht näher ein.

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Stier1240  30.05.2021, 19:36
@helmutwk

Die beständigen Wiederholungen von Halbwahrheiten machen sie nur noch lächerlicher!

  • Verbot des internationalen Sklavenhandels fest, das im frühen 19.Jh. von Christen (genauer: Methodisten) durchgesetzt wurde.

Das Verbot wurde durchgesetzt nicht aus christlicher Nächstenliebe (die meiste und kräftigste Gegenwehr gegen das Verbot kam von Christen, bis heute werden Abarten der Sklaverei von "Christen" praktiziert), sondern aus ganz profanen betriebswirtschaftlichen Überlegungen, bei denen die Methodisten allerdings sehr aktiv waren, nicht allerdings aus Nächstenliebe oder göttlichen moralischen Erwägungen!!

Lohnarbeit wurde, nachdem die christlichen Missionierer durch die Welt gezogen waren und fette Pfründe für ihre weltlichen und kirchlichen Herren erschlossen hatten, bedeutend lukrativer als Plantagenbewirtschaftung. Der Sklave musste erst "erworben", also bezahlt und verköstigt werden, bevor er Profit abwarf. Der Lohnarbeiter in den vorwiegend unter christlicher Prägung stehenden Ausbeutergesellschaft stand an jeder Ecke rum und wurde erst bezahlt, wenn er geleistet hatte. Auch für das Begräbnis seines Lohnarbeiters musste der Industrielle nicht aufkommen, der Sklavenbetreiber schon.

Also lass deine verdammte christliche Demagogie stecken, wenn du mit mir reden willst!

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helmutwk  30.05.2021, 19:48
@Stier1240
Das Verbot wurde durchgesetzt nicht aus christlicher Nächstenliebe

Doch. Wilberforce war christlich motiviert. Einer seiner Kronzeugen für die Abscheulichkeit des Sklavenhandels war John Newton, ein bekehrter Sklavenhändler (Verfasser von "Amazing Grace").

Anderer Methodisten haben sich übrigens gegen dein Ausbeutung der Arbeiter gewandt. Einige Zweige der Arbeiterbewegung, die sich schließlich in der Labour Party vereinigte, sind von Methodisten gegründet worden. Oder denke an Shaftesbury, der gegen Kinderarbeit kämpfte.

Also unterlass deine Verleumdungen.

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