Was passiert wenn ein Junge in seiner Kindheit wie ein Mädchen behandelt wurde?

5 Antworten

Google David Reimer. mit dem hat man das gemacht. unglücklich, schwierigkieiten im sozialen umgang mit anderen. hat sich am ende das leben genommen, was angehörige unter anderem auf das experiment zurückführen. er war 15 als er erfuhr, dass er eigentlich ein junge war. wenn der junge acht jahre alt ist in deiner geschichte, geht das ganze vielleicht weniger dramatisch aus.

Xh18o 
Fragesteller
 10.09.2016, 15:04

Vielen Dank :D ^^

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Jerne79  10.09.2016, 15:23

Naja, bei Reimer wurde letztlich eine Geschlechtsumwandlung inkl. Gabe von Hormonen vorgenommen. Hier soll ein Junge als Mädchen gekleidet und behandelt werden. Sollte die Geschichte in der heutigen Zeit angesiedelt sein, dürfte dem Kind, so es nicht in Isolation aufwächst und keinen Zugang zu moderner Technologie hat, relativ zügig klar werden, dass es einen relevanten Unterschied zwischen ihm und anderen Mädchen gibt.

Ich würde bei Reimer auch kritisch hinterfragen, welche Faktoren zum Suizid geführt haben. Schließlich gibt es ähnliche Fälle mit ganz anderem Ausgang. Dass so ein Schicksal mit hoher Wahrscheinlichkeit die ein oder andere psychische Problematik mit sich bringt, ist unbestritten.

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Das geht in die Psyche der betroffenen Person.

Es gab ein paar mehr oder weniger berühmte Serienkiller, die eben unter solchen Umständen aufwuchsen.

Xh18o 
Fragesteller
 10.09.2016, 15:03

Ja aber wie äußert sich dieses "geht in die Psyche" ? Und könntest du mir ein paar Namen dieser Serienkiller nennen? Wäre nett :D

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Wolfnight  10.09.2016, 23:57

Was Menschen wirklich in die Psyche geht, ist, wenn man versucht, sie zu etwas zu machen, das sie nicht sind.

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Hey du!

In der Pädagogik ist das eine ganz alte Frage und auch heute noch ein hochsensibles Thema. Es gab zu diesem Thema schon immer ganz unterschiedliche Meinungen und auch aktuell wird bezüglich "Gender-Pädagogik" heiß diskutiert. 

Prinzipiell kann man zwei gegenläufige Meinungen herausstellen. Die einen sagen, Erziehung ist alles. Das würde bedeuten, dass Kinder sich nur mit ihrem Geschlecht zu identifizieren lernen, weil es ihnen ihre Umwelt so vorlebt und diktiert. Zum Beispiel kannst du beobachten, wenn Menschen vor der Krippe eines Neugeborenen stehen. Liegt da ein Mädchen sagen viele: "So eine Hübsche", "das ist aber eine Prinzessin", "ganz die Mama" etc. Und schenken dem Kind Puppen, rosa Glitzerzeug, und anderen "Mädchenkram". Liegt da ein Bub heißt es oft "du bist ja schon richtig stark!", "der wird mal ein ganzer Kerl", "ganz der Papa" und dieses Kind bekommt Autos, Bagger und Züge geschenkt. Das ist aber nur der Anfang, denn genau dieses Verhalten aller Menschen in seiner Umgebung wird sich fortsetzen (dass die Eltern sich vielleicht dagegen stellen und sagen, ihr Sohn darf auch Barbie und ihre Tochter auch mit Autos spielen ist da dann nur noch ein kleiner Punkt angesichts aller anderen Menschen, die das Kind treffen wird, bis es erwachsen ist).

Die anderen sagen, dass das keinen wirklichen Einfluss hat, denn die grundsätzlich männlichen oder weiblichen Eigenschaften hat das Kind schon durch seine Erbanlagen mitbekommen. Egal wie es also behandelt wird, Jung bleiben Jungs und Mädels bleiben Mädels.

Ich glaube dass die Wahrheit wie so oft dazwischen liegt. Ich denke die Erziehung hat einen großen Einfluss. Aber die Erziehung hat auch Grenzen, nämlich da, wo die Urinstinkte des Menschen zum Tragen kommen. So kann man zum Beispiel erklären, dass auch Menschen, die ganz ihrem (äußeren) Geschlecht entsprechend erzogen wurden, sich später als transsexuell herausstellen. Ganz erforscht ist das glaube ich noch nicht, aber soweit ich informiert bin, geht man heutzutage davon aus, dass es mit der Gehirnentwicklung eines Ungeborenen zusammenhängt, ob ein Mensch später transsexuell (oder auch homosexuell) wird. 

Zu deiner Frage: Ein Mensch, der als "hunderprozentiger" Junge geboren und dann aber wie ein Mädchen behandelt wird, wird meiner persönlichen Meinung nach nicht glücklich damit werden. Er wird immer das Gefühl haben, dass "irgendwas nicht stimmt", auch wenn er es in diesem Alter natürlich noch nicht benennen kann, was das ist. Ähnlich wohl, wie wenn er ein transsexuelles Mädchen wäre. 

Wie es dann läuft, wenn er plötzlich wie ein Junge behandelt wird, hängt wohl sehr stark davon ab, wie dieser Wechsel verläuft. Wenn ihn jemand aus dieser Situation "rettet" und von heute auf morgen wie einen Jungen behandelt, wird das vermutlich ein großer Schock für das Kind sein. Schon allein, weil er begreifen muss, dass sein ganzes bisheriges Leben eine Lüge war und er sich auf wichtige Bezugspersonen fälschlicherweise verlassen hat. Sein Urvertrauen ist erschüttert und das wird ihm massiv zu schaffen machen.

Verläuft der Übergang sanft und man lässt dem Kind die Zeit, die es braucht - idealerweise mit therapeutischer Unterstützung - kann das Kind davon profitieren und wird vielleicht sogar merken, dass ihm das neue Leben gut tut. Das muss aber wirklich sehr behutsam und eben mit Hilfe von Fachpersonal vonstatten gehen. Und selbst dann ist davon auszugehen, dass das Kind Spätfolgen davontragen wird, aus den gleichen Gründen, die ich im Absatz zuvor genannt habe, denn trotzdem haben ihn ganz wichtige Personen falsch behandelt. 

Noch zwei Beispiele zu "Experimenten" im Bereich Gender-Pädagogik, die dir helfen könnten. Von einem hat uns mal eine Lehrerin erzählt, ich habe leider keine Quelle dafür, aber du kannst es ja mal googeln, weiß nicht, ob man dazu was findet: In einem fernöstlichen Kloster wurden Kinder "geschlechtsneutral" aufgezogen. Ihnen wurde schlicht nicht gesagt, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt, es gab nur Spielzeug, das sich nicht spezifisch einem Geschlecht zuordnen lässt und man hat alle genau gleich behandelt. Als diese Kinder erwachsen wurden und mit der Gesellschaft konfrontiert wurden, waren sie extrem unsicher und stürzten in eine tiefe Sinnkrise, weil sie schlicht nicht wussten wer oder was sie eigentlich sind. 

Das andere Beispiel hat mir mal eine Freundin erzählt, auch hier habe ich also keine Quelle. Hier hat man Jungs und Mädels getrennt voneinander für einige Zeit in ein Haus gesteckt und sie durften machen, was sie wollten. Wenn ich es richtig verstanden habe, gab es versteckte Kameras, durch die alles beobachtet wurde, so dass man hätte eingreifen können, wenn es gefährlich geworden wäre. Die Kinder sind davor ganz normal in der Gesellschaft aufgewachsen, wenn man so will konnten sie also schon genug auf die ihnen zugedachte Rolle vorbereitet werden. Sie haben sich dann auch entsprechend verhalten. Die Mädels haben sich hübsch gemacht, haben schöne Kleider angezogen, haben sich geschminkt. Sie haben Essen gemacht und den Tisch schön gedeckt. Die Jungs haben wohl nur Quatsch gemacht, was genau weiß ich nicht mehr, ist schon ne Weile her.

Ich hoffe ich konnte dir mit den Anregungen helfen! Viel Erfolg beim Schreiben :)

Wolfnight  10.09.2016, 23:52

Ich kann dieser Annahme nicht wirklich zustimmen. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Kleinkinder bereits unter zwei Jahren sich einem der Geschlechter zuordnen. Das heißt, es wird uns allen schon sehr früh eingeprägt. Deshalb entwickeln sich auch die meisten Menschen in ihre Geschlechterrollen. Jungstypische Eigenschaften und Fähigkeiten werden bei Jungen gefördert und somit verkümmern die anderen. Bei Mädchen ist es genauso.

Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Menschen, die geschlechtsneutral erzogen wurden, glücklich waren, bis sie in unsere Gesellschaft kamen. Weil in diesem System niemand akzeptiert wird, der anders ist. Man hat es im Leben deutlich leichter, wenn man sich den Normen anpasst.

Genau genommen sind es die Geschlechterrollen, die vielen Menschen das Gefühl geben, dass etwas nicht stimmt. Wenn man einfach ein Wesen hat, das sich dem nicht gut unterordnen lässt, fühlt man sich ständig abnormal.

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Er hätte wahrscheinlich erstmal Probleme mit der Umstellung, weil er seine gewohnte Komfortzone verlässt und sich umstellen, sowie lernen muss wie die Gesellschaft ihn und sein Geschlecht tatsächlich sieht.