Was passiert mit den Rettungsassistenten?

5 Antworten

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Was ist , wenn ich mich nicht zum NFS weiterbilden lassen ?

Dann bleibst du RettAss. Was du damit machen kannst, steht im jeweiligen Rettungsdienstgesetz des Landes.

falle ich dann auf das Niveau eines RS zurück ?

Ein RettAss hat immer noch eine höhere Qualifikation, als ein RettSan. Also, alles was ein RettSan machen kann, kann auch ein RettAss machen. ZB Fahrer auf dem RTW, Besatzung von KTW und NKTW, Fahrer NEF (meistens).

und wie sieht es mit dem Gehalt aus ?

Kommt drauf an. Die meisten Betriebe werden Mitarbeiter, die Mitte 50 und älter sind, bei gleichem Gehalt bis zur Rente weiter beschädigten. Das sollte man aber mit dem AG abklären. Wenn du jünger bist läuft es nach Ende der Übergangsfrist auf eine Änderungskündigung heraus. Das heißt, entweder Weiterbeschäftigung als RettSan oder Arbeitsamt. Letzteres bedeutet dann Umschulung, also irgendeine neue Ausbildung. Mit RettAss kannst du ja nix mehr anfangen.

Allerdings kann dir auch noch keiner sagen, wann das kommt. Da eben auch die Übergangsfrist, wie lange ein RettAss für was eingesetzt wird, auch im Landesgesetz steht. Das NotSanG regelt nur, wie lange die Weiter Qualifikation möglich ist.

Ich persönlich finde es einfach ungerecht, dass meine Ausbildung dann nicht mehr existiert und ich „runtergestuft“ werde.

Ja. Natürlich ist es ungerecht. In anderen Berufen (Kfz Mechaniker / Mechatroniker) wurde auch die Ausbildung geändert und keiner wurde entlassen. Aber, es ist nicht zu ändern. Jammern hilft nicht.

Auf der anderen Seite hast du mit der NotSan Ausbildung einen Arbeitsmarkt, der so gut ist, wie nie.

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du noch nicht kurz vor der Rente stehst. Und da stellt sich mir die Frage, wieso hast du nicht schon die Weiterbildung gemacht? Wenn du so zögerst, heisst das für mich, dass du nicht bereit bist, dich weiter zu entwickeln. Und damit bist du eigentlich im Rettungsdienst falsch. In der Notfallmedizin gibt es immer neue Dinge und Entwicklungen. An die muss man sich anpassen. Ansonsten sollte man den Beruf wechseln.

Ich persönlich finde es einfach ungerecht, dass meine Ausbildung dann nicht mehr existiert und ich „runtergestuft“ werde.

Das siehst du aber sehr schwarz.

Du behältst ja deine Ausbildung und deine Berufsbezeichnung. Nur entwickelt sich die Welt eben weiter, und das was du bisher hast, wird nicht mehr als ausreichend gesehen, um als Transportführer eingesetzt zu werden.

Niemand hindert dich daran, mit der Zeit zu gehen, dich ebenfalls weiterzuentwickeln und dich auf einen Stand zu bringen, der dem Gesetzgeber ausreicht. Du kannst natürlich auch entscheiden, das nicht zu tun; das ist aber dann auch die Entscheidung dafür, zurückzubleiben.

Das ist genausowenig unfair, wie gegenüber den armen jungen Leuten, die sich jetzt entscheiden, Maschinenbauingenieure für Verbrennungsmotoren zu werden. Oder Kutschenfahrer vor 100 Jahren. Oder menschliche Rechenhirne, deren Großleistungen einst die Mondlandung möglich machten, heute aber von einer besseren Armbanduhr übertroffen werden. Die Zeiten ändern sich nunmal.

Da zukünftig der Verantwortliche auf dem RTW ein NotSan sein muss, wird der RA dann nur noch Fahrer sein dürfen.

Also ja, du kannst dann in der Zukunft das machen, was der RS auch macht.

Gehalt ist natürlich immer eine Frage des Arbeitgebers und der Verhandlung. Aber realistisch betrachtet: als Verantwortlicher wird ein NotSan eingestellt. Als Fahrer kann man einen RS nehmen. Warum sollte ein Arbeitgeber einem RA als Fahrer mehr zahlen?

Jeder RA sollte zusehen, dass er den aufbaulehrgang zum NotSan macht.

Und so ungerecht ist es gar nicht. Du kannst einen kurzen Lehrgang machen, hast dann deutlich mehr Befugnisse und vor allem eine offizielle Berufsausbildung.

PhilippG93 
Fragesteller
 30.11.2019, 08:45

danke für die Antwort :)

aber eine offizielle Berufsausbildung habe ich ja jetzt allerdings auch 🤔

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Hi,

Was ist , wenn ich mich nicht zum NFS weiterbilden lassen ?

Dann bleibst Du Rettungsassistent - die Berufsbezeichnung bleibt weiterhin bestehen, lediglich die dazugehörige Ausbildung gibt es nicht mehr.

falle ich dann auf das Niveau eines RS zurück ?

Fachlich natürlich nicht. Vom Einsatzbereich her wird es allerdings - früher oder später - darauf hinauslaufen.

Wie der RettAss zukünftig eingesetzt wird, steht praktisch noch in den Sternen und ist Sache der Landesrettungsdienstgesetze. Als Transportführer des RTW wird der RettAss mittelfristig wohl nicht mehr eingesetzt werden - auf dem KTW und evtl. NKTW/NEF sieht es anders aus.

wird ein RA weiter auf dem RTW fahren ?

Ja, durchaus - hier dann allerdings entsprechend in der Position als RettSan. Also als Assistenzkraft, nicht mehr als Verantwortlicher.

und wie sieht es mit dem Gehalt aus ?

Wenn die Übergangsfrist abgelaufen ist, wird man wohl keinen Vertrag mehr als RettAss bekommen, sondern eben als RS - mit den dementsprechenden Gehalt.

Ansonsten ist es - wie ozz667 schon gesagt hat - eine Sache der Betriebe und damit auch eine Verhandlungssache. Wenn man de facto nur noch als RettSan eingesetzt werden kann, wird man auch nur noch dementsprechende Verträge erhalten.

Ich persönlich finde es einfach ungerecht, dass meine Ausbildung dann nicht mehr existiert und ich „runtergestuft“ werde.

Das ist nicht die logische Konsequenz.

Nichts und niemand hindert dich daran, dich weiterzubilden und mit der Berufsbezeichnung "Notfallsanitäter" weiterhin tätig zu sein. Ergänzungsprüfung oder Vollexamen, je nachdem, was infrage kommt, das war's.

Ich gebe zu bedenken: in der Pflege werden ausbildungs- und berufsbegleitende Studiengänge immer beliebter, die Ausbildung zur Hebamme ist mittlerweile ein Fachhochschulstudium geworden. Nur im Rettungsdienst - wo man so eigenständig arbeiten muss wie sonst nirgends - beschwert man sich über die Einführung einer dreijährigen Berufsausbildung...

Und, ich denke - auch wenn mich die älteren Kollegen hierfür steinigen dürfen - die Ausbildung zum RettAss ist für die heutigen und vor allem zukunftigen Herausforderungen der Notfallrettung einfach nicht mehr zeitgemäß. Sorry.

Es wird zunehmend mehr Fachwissen und Können verlangt, zunehmend mehr Eigenverantwortlichkeit, zunehmend mehr Durchführung invasiver Maßnahmen. Da ist der RettAss einfach irgendwann raus.

was sind eure Erfahrungen?

Wer nicht gerade fünf Jahre vor der Rente steht, sollte den NFS machen. Die Chancen als NFS werden in den nächsten Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau bleiben.

Selbst aus der Ü50-Gruppe der RettAss unserer Wache haben bis auf zwei (!) alle die EP abgelegt und sind jetzt NotSan - die anderen beiden sind schon in Rente, wenn die Übergangsfrist abläuft.

Die Notfallrettung entwickelt sich weiter - wer auch zukünftig hier tätig sein will, muss Schritt halten (können). Da wäre der NFS die einzig logische Konsequenz.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent
RedPanther  30.11.2019, 10:42
Selbst aus der Ü50-Gruppe der RettAss unserer Wache haben bis auf zwei (!) alle die EP abgelegt und sind jetzt NotSan

Schicke Quote! Das sieht bei uns leider grad andersrum aus. Bisher ist nur etwa ein Drittel der RAs zum NFS geworden, und ein weiteres Drittel möchte ihn nicht machen. Gerade die älteren Semester sagen häufig "das geht mir zu tief in die Materie", "da hatten wir so gute SOPs und jetzt soll ich die Prüfung auf etwas machen, wovon ich gelernt habe dass es weniger sinnvoll ist?*" oder auch "bisher konnte ich weitere Maßnahmen ergreifen, als NFS muss ich, und das will ich nicht".

*Bei uns gabs z.B. Ketanest/Dormicum als SOP beim isolierten Extremitätentrauma. Das klappte sehr gut, es hat meines Wissens in mehreren Jahren nicht einmal einen unschönen Vorfall damit gegeben. Als unsere ersten angehenden NFS auf die Schule gingen, wurden sie wohl ziemlich unfreundlich darauf hingewiesen, dass ein Medikament grundsätzlich weniger problematisch ist als zwei, und sie deswegen jetzt mit Morphin arbeiten müssen. Von dem niemand weiß, ob es als BtM jemals zur Regelkompetenz werden wird.

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SaniOnTheRoad  30.11.2019, 14:04
@RedPanther
Schicke Quote! Das sieht bei uns leider grad andersrum aus.

Damit sind wir in unserer Gliederung aber auch eher die Ausnahme. Wir haben einen recht jungen Altersdurchschnitt und die "Alten" wollen sich den Rang nicht ablaufen lassen ;-)

Gerade die älteren Semester sagen häufig "das geht mir zu tief in die Materie", "da hatten wir so gute SOPs und jetzt soll ich die Prüfung auf etwas machen, wovon ich gelernt habe dass es weniger sinnvoll ist?*" oder auch "bisher  konnte ich weitere Maßnahmen ergreifen, als NFS muss ich, und das will ich nicht".

Die Diskussion gab es bei uns auch - witzigerweise von eher jüngeren RettAss, die entsprechende Bedenken haben.

*Bei uns gabs z.B. Ketanest/Dormicum als SOP beim isolierten Extremitätentrauma. Das klappte sehr gut, es hat meines Wissens in mehreren Jahren nicht einmal einen unschönen Vorfall damit gegeben.

Naja, da muss man dann die Sinnhaftigkeit der Algorithmen mal per se hinterfragen. Mo als Analgetikum sollte Ketanest nicht ausschließen.

Die Erfahrungen hinsichlich Ketanest/Dormicum kann ich bestätigen - ist bei uns seit einiger Zeit freigegeben, funktioniert super, aufgetretene Komplikationen sind mir nicht bekannt.

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Ich selber bin zwar nicht in dieser Situation, bin RettSan :-) aber ich weiß aus Interesse, Recherche und von Kollegen folgendes:

1.) Die tatsächliche Besatzung der Rettungsmittel wird ja durch die RDG's der Länder vorgeschrieben, diese können also auch noch nach 2021 RettAss als Transportführer auf dem RTW zulassen, die Gesetzgebungskompetenz des Bundes im NotSanG beschränkt sich rein darauf, wie lange RettAss die Ergänzungsprüfung zum NotSan machen können,

2.) Werden die Bundesländer in den RDG's ausschließlich NotSan als Transportführer auf dem RTW vorschreiben und das wird definitiv so kommen, in einigen Ländern ist der Einsatz von RettAss als Transportführer bereits befristet, dann bleibt dir zwar die Berufsbezeichnung "Rettungsassistent" erhalten, der praktische Einsatz auf dem RTW erfolgt jedoch dann als Assistenzperson und als Fahrer, also von der Position her quasi als RettSan mit einer besseren Ausbildung und mit einer anderen Berufsbezeichnung. Als Fahrer auf dem NEF kann ich mir es gut vorstellen, dass hier der RettAss noch "ewig" erlaubt bleibt, schließlich ist der Sinn und Zweck des ganzen Notfallsanitäters dessen umfangreichere Ausbildung und mehr medizinische Kompetenzen, das ist aber übertrieben gesagt "unnötig", wenn man sowieso direkt mit dem Notarzt zusammenarbeitet und dieser einem alles delegiert was man an Maßnahmen machen soll,

3.) Aktuell wird über das NotSanG wieder diskutiert (rechtssichere Verankerung seiner Kompetenzen) und in diesem Zuge wird auch darüber nachgedacht, die Frist für die staatliche Ergänzungsprüfung zu verlängern und

4.) Aufgrund der zunehmenden Einsatzzahlen ist es gut möglich, dass das Konzept N- KTW zur Versorgung von Notfällen, welche keinen RTW erforderlichachen, weiter ausgebaut wird, auch hier sind RettAss sinnvoll.

Mfg.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.