Was machte Octavian anders als Caeser, dass er nicht getötet wurde ?

2 Antworten

Bei Octavians Handlungen ist zu unterscheiden, welche Zeit gemeint ist, der Weg zur Alleinherrschaft in Bürgerkriegskämpfen oder die Politik nach Erreichen der Alleinherrschaft, als er mit dem Ehrennamen Augustus Princeps war und das Prinzipat begründete.

Gaius Gaius Octavius war der Großneffe des mächtigen Gaius Iulius Caesar und ist von ihm in seinem Testament adoptiert und als Haupterbe eingesetzt worden. Gaius Octavius hat sich dann Gaius Iulius Caesar genannt. Da üblicherweise dabei der Zusatz „Octavianus“ hinzugefügt worden wäre, wird er in dieser Phase auch Octavian genannt. Später hat er den Ehrennamen „Augustus“, der etwa „der Erhabene“ bedeutet, erhalten (27. v. Chr.).

Gaius Iulius Caesar war gegenüber besiegten Gegern nicht selten zu Milde bereit, hat ihr Leben geschont und eine weitere Tätigkeit als Senatoren in Rom und in Ämtern zugelassen, wenn sie seine Stellung zu akzeptieren schienen.

Octavian hat in der Zeit seines politischen Aufstiegs ziemlich skrupellos in einem brutralen Machtkampf Gegner ausgeschaltet und umbringen lassen. Zu diesen Maßanhmen gehörten im Triumvirat mit Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus die Proskriptionen (öffentlich ausgehängte Listen von Personen, die geächtet wurden, straflos getötet werden konnten und ihre Güter beschlagnahmt).

Octavian hat aus Caesars Ermordung gelernt, wie vor allem sein Verhalten nach Alleinherrschaft zeigt. Er achtete sorgfältig auf seinen Schutz. Er hat tatsächlich die Machtmittel in der Hand gehabt und war Alleinherrscher geworden, hat aber vermieden, einen Schritt in eine sehr offen gezeigte Monarchie zu gehen. Er hat auf die Nobilität (die politische Führungschicht) und ihre Wertvorstellungen Rücksicht genommen. Er kam der republikanischen Tradition entgegen (das errichtete Prinzipat war nach seiner Erklärung eine wiederhergestellte Republik/ein wiederhergestellter Staat [res publica restituta]). Rechtliche Formen und Zusammenarbeit mit der senatorischen Elite, wenn diese sich seiner Stellung als erster Mann unterordente, vergrößerten seine Aussichten auf Anerkennung.

Der Anschein einer Republik hat die Nobilität nicht über die tatsächlichen Machtverhältnisse getäuscht. Aber viele, die am energischsten für eine Republik eintraten, waren in den vorausgehenden Kämpfen getötet worden. Außerdem hatten die Leute die Erfahrung gemacht, wie die Tötung eines Einzelnen keine einfache Rückkehr zur Republik brachte, sondern Durcheinander, heftige Auseinandersetzungen und Bürgerkriege folgten. Wunschträume hatten sich als Illusionen erwiesen. Daher waren mit einer Ermordung nicht mehr so rosige Hogffnungen verbunden.

Octavian/Augustus hat auch geschickte Propaganda betrieben und seine Selbstdarstellung nach Vorstellungen, die in der Bevökerung voranden waren, ausgerichtet.

Gründe, warum Octavian/Augustus nicht ermordet worden ist:

  • gewisse, einen Anschein wahrende Rücksichtnahme auf die republikanische Tradition, Rechtsformen und Mitwirkungsmöglichkeiten für die Nobilität (politische Führungsschicht), die ihre gesellschaftliche Stellung weitgehend behielt
  • Vorsicht und Schutzmaßnahmen (während Caesar seine Leibwache Anfang des Jahres 44 v. Chr. entlassen hatte, hat Octavian/Augustus seine Leibwache behalten, im Senat häufig Schutzwaffen getragen, Senatoren einzeln und nach Überprüfung, ob sie auch keine Waffen dabei hatten, empfangen, manchmal im Senat befreundete Senatoren zur besonderen Absicherung an seiner Seite gehabt)
  • viele denkbare Gegner waren in der Bürgerkriegszeit getötet worden
  • Erwartungen bei einem Versuch einer Abschaffung der Alleinherschaft waren inzwischen viel stärker mit Angst verbunden und weniger mit Hoffnungen auf eine leichte Rückkehr zur Republik
  • geschickte Propaganda und Selbstdarstellung


Gaius Iulius Caesar hat mit der Annahme einer lebenslangen Diktatur im Februar 44 v. Chr. deutlich gezeigt, nicht nur vorübergehend eine Alleinherrschaft ausüben zu wollen, sondern auf Dauer. Erwartungen, er werde bald zu üblichen republikanischen Verhältnissen zurückkehren, hat er enttäuscht. Caesar mangelte es daher an Zustimmung in der Führungsschicht. Auch mit mehr Geschmeidigkeit seines Auftretens und weniger Schroffheit hätte er dies kaum rasch weitgehend erhalten, weil seine Stellung zu dem Anspruch der Nobilität, in führender Rolle Herrschaft auszuüben, in Gegensatz stand. Höchstens Gewöhnungsprozesse über längere Zeit hätten dazu führen können, sich mit einer Monarchie abzufinden und durch sie herbeigeführte Ruhe und Ordnung als den wesentlichen Umstand einzuschätzen.

Caesar hat einige Zeit vorher seine Leibwache aus spanischen Kohorten entlassen und auch keine andere persönliche Schutzgarde (der Senat hatte für ihn eine aus Senatoren und Rittrern [equites] beschlossen) angenommen. Antike Quellen dazu: Velleius Paterculus 2, 57, 1; Plutarch, Caesar 57, 7; Appian 2, 107 [444] und 2, 109 [455] (vgl. 2, 118 [498]); Sueton, Divus Iulius 86, 1; Cassius Dio 44, 6, 1; 44, 7, 4 (vgl. 44, 15, 2 und 46, 17, 8); vgl. auich Nikolaos FGrHist 90 F 130, 80 und (für nicht bemerkbare, höchstens in kleiner Anzahl im Hintergrund bleibende Leibwächter bereits in den letzten Monaten) Marcus Tullius Cicero, Orationes Philippicae 2, 108; 5, 17; 13, 8

Vermutlich wollte Caesar kein Anzeichen einer Tyrannenherrschaft bieten, sich selbstsicher zeigen und hat möglicherweise die Entschlossenheit seiner Gegner auch zu einem Angriff auf sein Leben unterschätzt (bei den Motiven wird auch noch seine Einstellung zum Tod überlegt).

Die Ermordung Caesars war für Octavian/Augustus ein warnendes Beispiel. Die Rücksichtnahme auf die republikanische Verfassungstradition wichtig. Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg hat er den Bürgerkrieg beendet. Er hat es vermieden, dem äußeren Anschein nach stark gegen republikanische Formen und Werte zu verstoßen (auch wenn seine tatsächliche Machtstellung damit nicht übereinstimmte). Im Umgang mit dem Senat blieb ein Schein von einem Mitspracherecht und Willen zur Kooperation, also kein schroffes Beiseiteschieben. Seine Selbstdarstellung hat kunstvoll den eigenen Machtanspruch mit Erwartungen, Wünschen und Hoffnungen der Bevölkerung verbunden. Die Stilisierung, die tatsächliche Verhältnisse umgab, hatte das Ziel seine Autorität (auctoritas) zu festigen.

Außerdem waren in langandauernden Bürgerkriegen viele Mitglieder der Nobilität, die besonders überzeugte Republikaner waren, umgekommen. Bei Caesars Ermordung meinten die Verschwörer, durch diese Tat allein schon die Rückkehr zur Republik erreichen zu können. Nach den Erfahrungen der danach stattfindenden Kämpfe und mit einer zunehmenden zeitlichen Dauer des Prinzipats nahm diese Erwartung ab.

Augustus schützte sich in Rom mit einer Praetorianergarde und hatte eine germanische Leibwache. Im Senat trug er unter der Toga oft einen Panzer und ein Schwert, außerdem umgaben zumindest zeitweise 10 kräftige befreundete Senatoren seinen Sitz und Senatoren wurden von ihm nur einzeln und nach Leibesvisitation empfangen (Sueton, Divus Augustus 35, 1- 2; Cassius Dio 54, 12, 3).

In Biographien und Darstellungen zu Leben und Zeit sind Informationen nachzulesen:

Jochen Bleicken, Augustus : eine Biographie. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2010 (rororo ; 62650). ISBN 978-3-499-62650-0

Klaus Bringmann, Augustus. 2., durchgesehene und bibliographisch aktualisierte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2012 (Gestalten der Antike). ISBN 978-3-534-7 5177-3

Werner Dahlheim, Augustus : Aufrührer - Herrscher - Heiland ; eine Biographie. Jubiläums-Edition. München : Beck, 2013. ISBN 978-3-406-65624-8

Werner Eck, Augustus und seine Zeit. Originalausgabe. 6., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2014 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2084). ISBN 978-3-406-66686-5

Karl Galinsky, Augustus : sein Leben als Kaiser. Aus dem Englischen von Cornelius Hartz. Darmstadt ; Mainz : von Zabern, 2013. ISBN 978-3-8053-4677-1

Marcus Junkelmann, Die 101 wichtigsten Fragen - Augustus und seine Zeit. Originalausgabe. München : Beck, 2014 (C.-H.-Beck Paperback ; 7041). ISBN 978-3-406-65895-2

Dietmar Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch. 5., gegenüber der 4. um ein Vorwort erweiterte Auflage. Darmstadt : von Zabern, 2014. ISBN 978-3-8053-4844-7

Angela Pabst, Kaiser Augustus : Neugestalter Roms. Stuttgart : Reclam, 2014. ISBN 978-3-15-010988-5

Heinrich Schlange-Schöningen, Augustus. 2., durchgesehene und bibliographisch aktualisierte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2012 (Geschichte kompakt). ISBN 978-3-534-25071-4

Auch Darstellungen zur römischen Kaiserzeit enthalten Hinweise, z. B.:

Karl Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit : Von Augustus bis zu Konstantin. 6. Auflage mit aktualisierter Bibliographie. München : Beck, 2009 (Beck's historische Bibliothek), S. 1 - 177

Werner Dahlheim, Geschichte der Römischen Kaiserzeit. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. München : Oldenbourg, 2003 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte ; Band 3), S. 1 – 30

caesar hat immer versucht, auch während seiner machtübernahme, nachsicht mit seinen feinden zu üben, zumindestens denen, die ihm nicht gefährlich werden konnten.

dennoch bildete sich eine starke opposition, da er die republik faktisch abgeschafft und sihc als alleinherrscher etabliert hatte.

oktavian hat daraus gelernt, zum einen hat er nacheinander alle politischen gegner plattgemacht, zum anderen hat er versucht, durch gesetzesänderungen seine absolute macht irgendwie mit der römischen verfassung zu begründen.

er hatte den vorteil, dass die leute zu seiner zeit den bürgerkrieg noch satter hatten als schon unter caesar, zudem war er ein ziemlich guter propagandist, der sehr bescheiden als diener des volkes und consul daherkam, auch wenn er faktisch bereits kaiser war.