Was ist die Bedeutung des Satzes?

4 Antworten

Manche Sätze sind schon deshalb bedeutungsvoll, weil sie Meilensteine in der Geschichte der Menschheit markieren. Der Satz des Protagoras ist ein solcher. Schon mal Protagoras gegoogelt? Solltest Du mal machen. Er ist ein Vorläufer des Sokrates (20 Jahre älter), der wie dieser zu den Sophisten gezählt wird. Mit diesen Philosophen beginnt das Denken in der Antike über sich selbst und ihr eigenes Denken. War bei den sogenannten Vorsokratikern mehr die Frage nach Erklärung von ängstigenden Naturerscheinungen im Blick, wendet sich jetzt das Denken dem Menschen selbst zu. Wer schafft Begriffe. Was sind Tugenden und was ist Wahrheit. Warum und wie müssen wir uns ethisch verhalten. Solche Fragen nehmen mit Protagoras und Philosophen seiner Generation ihren Anfang. Wenn wir über uns selbst nachdenken und wie wir miteinander umgehen sollen, dann nicht aus der Sicht der Sonne oder von Löwen, sondern immer aus der Sicht von Menschen. Das wird interessanterweise von den modernen Tierrechtlern bestritten. Die wollen aus einer übergeordneten moralischen Position Tierrechte begründen und verschweigen dabei, dass sie es sind, die die moralischen Positionen beziehen. Sokrates hat diesem Satz des Protagoras einen weiteren hinzugeführt: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Auch wenn wir aus unserer menschlichen Position die Dinge beurteilen sind wir noch lange nicht mit unserem lückenhaften Wissen das Maß dafür, was existiert und was nicht. Wir beurteilen die Dinge zwar aus der Menschenperspektive, aber wir sind nicht der Ausbund des Wissens und der Wahrheit. Der Mond beeinflusst die Gezeiten, auch wenn Menschen nichts davon wissen. Im Mittelalter haben Viren und Bakterien zu Krankheiten geführt, auch wenn die Menschen keine Ahnung hatten, dass sie Viren und Bakterien weitergeben, wenn sie heilige Gegenstände geküsst haben, in der Hoffnung, das Übel zu bannen. Das Gegenteil war der Fall.

Jeder nimmt die Dinge um sich herum so wahr, wie sie für ihn passen. 

Beispiel: Außentemperatur 22°C. Meine Mutter spricht von Kälte, mein Vater von Wärme. Beide reden über das Gleiche, aber jeder empfindet es anders.

widder1234 
Fragesteller
 28.10.2015, 12:41

Vielen dank für die Antwort! 

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Hallo,

dieser Satz ist wahrscheinlich verwandt mit der Frage, welches Geräusch ein fallender Baum macht, wenn niemand da ist, der es hört.

Ich verstehe diesen Satz so, daß die Existenz oder Nichtexistenz einer Sache davon abhängt, ob sie jemand (hier: der Mensch) wahrnimmt oder nicht. Gab es die Jupitermonde, bevor es Fernrohre gab, mit denen sie beobachtet werden konnten? Gab es Bosonen, bevor man sie mit Detektoren nachweisen konnte, bzw. Methoden kannte, um sie zu berechnen?

Existiert überhaupt eine Welt außerhalb unserer Wahrnehmung - und wenn ja - wie ist sie? Ist ein Tisch nur deshalb ein Tisch, weil wir einen in diesem Gebilde erkennen?

Du siehst, der Satz mag alt sein, aber er wirft durchaus Fragen auf, die auch heute noch interessant sind.

Herzliche Grüße,

Willy

widder1234 
Fragesteller
 28.10.2015, 12:41

Vielen Dank für die Antwort!  

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