Bedeutung des Zitats: "Der Mensch ist nicht nur, nach Auffassung der Renaissance, das Maß aller Dinge, er ist gleichsam das Modell für den Kosmos"?

2 Antworten

Von Da Vinci kann der Spruch nicht sein, denn der wusste noch nicht, dass wir seine Zeit später mal Renaissance nennen würden. Sein Zeitgenosse und Philosoph Giovanni Pico (Conte) della Mirandola hat allerdings in seiner Rede "über die Würde des Menschen" den Menschen fast als eine Art Halbgott dargestellt. Alle gehörten direkt oder indirekt zur Schicht des herrschenden Adels und Klerus (die meist deckungsgleich waren) und wenn sie von Menschen reden, meinen sie nie das darbende, von ihnen ausgebeutete unterdrückte Volk, sondern nicht sich, die gebildete Schicht. 

Ottavio  28.06.2017, 15:12

"sondern nicht sich" ? Ist da nicht ein "nicht" zu viel ? Und das Zitat dürfte wohl ein nur sinngemäßes sein, wobei "nach Auffassung der Renaissance" wohl ein Einschub, nicht Teil des Zutates ist ...

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berkersheim  01.07.2017, 06:51
@Ottavio

@Ottavio

Danke, korrekt, das "nicht" ist mir bei "sondern nicht sich" zuviel reingeraten. 

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reezy1 
Fragesteller
 29.06.2017, 09:14

Und was genau hat dies nun mit dem Kosmos zu tun?

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berkersheim  01.07.2017, 07:14
@reezy1

In dem Zitat: 
"Der Mensch ist nicht nur.... das Maß aller Dinge, er ist gleichsam das Modell für den Kosmos." werden zwei Weltauffassungen der Antike zitiert und zusammengeführt. "Der Mensch ist das Maß aller Dinge" ist ein Zitat des Sophisten Protagoras, sein berühmter Homo-Mensura-Satz. Der Kosmos ist ein Begriff für die gesamte geordnete Welt, unsere Realität. Nach Platon aber ist dieser Kosmos nicht wirklich, sondern nur ein Abbild der Welt der IDEEN und in christlicher Interpretation des Mittelalters war der Schöpfergott der Ursprung der Welt der IDEEN, der geordnete Kosmos sozusagen nur eine Emanation der IDEEN Gottes. In der Schöpfungsgeschichte ist die Reihenfolge, dass dieser Gott erst den Kosmos und dann den Menschen geschaffen hat. Das Renaissance-Zitat dreht dieses Verhältnis um. Nicht der Kosmos geht dem Menschen voraus sondern die Krönung der Schöpfung, der Mensch, ist Vorbild des Kosmos. Da wird der Anthropozentrismus auf die Spitze getrieben. 

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Leonardo hat Menschen dargestellt und Maschinen entworfen. Der Mensch und die Maschine sind jeweils eine wohlgeordnete Zusammenstellung von Einzelteilen, ein Aggregat verschiedener Organe. Auch das Wort "Kosmos" beinhaltet, dass es sich um eine wohlgeordnete Zusammenstellung handelt. So hat sich die antike Stoa das Weltall vorgestellt und wohl auch die Renaissance. Damit also ist der Mensch ein Modell (wohl eher Abbild als Vorbild) des Kosmos.

reezy1 
Fragesteller
 29.06.2017, 09:15

Und was genau unterscheidet hier das Tier vom Menschen? Tiere sind auch eine Zusammenstellung von Einzelteilen, wieso dann gerade der Mensch?

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Ottavio  29.06.2017, 09:22
@reezy1

Vom Unterschied zwischen Mensch und Tier war hier nicht die Rede; er spielt hier nicht wirklich eine Rolle. Aber natürlich ist der Mensch komplexer als der Regenwurm; sein Geist stellt einen höheren Organisationsgrad dar.

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