Was ist der Unterschied zwischen Religion und Moral?

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Menschen (aber auch unsere evolutionären Vorfahren) haben irgendwann mitbekommen, dass bestimmtes Verhalten anderen gegenüber als der Gemeinschaft nicht zuträglich "empfunden" wurde. Ich sage "empfunden", weil man damals das noch nicht so genau greifen konnte, was der Beef dahinter ist.

Faktisch geht es ja darum sein eigenes Verhalten gegen Prinzipien zu Prüfen. Damals waren diese Prinzipien interessengelagert, machtorientiert und sollten zudem aber auch Stabilität der Gesellschaft sicherstellen. Denn ohne Stabilität und Sicherheit gibt es auch keine Macht.

Es gab damals also eine Kombination aus Prinzipien, die heute nicht mehr haltbar sind und Prinzipien, die in abgewandelter Form bis heute noch angewendet werden.

Höhepunkt der erkenntnistheorischen Betrachtung moralischer Wertvorstellungen war die Aufklärung. Davor spielte Kirche und Religion eine große Rolle in der Festlegung dieser Prinzipien. Aber seit der Aufklärung wissen wir, dass die Gundlage von Moral Lernen von, Nachdenken über und Durchdringen von Sachverhalten ist.

Aus dieser Grundlage leiten wir logisch Maßnahmen ab, die die Interessenslagen möglichst aller Menschen berücksichtigen. Diese Maßnahmen sind dann moralisch.

Religion und Kirche haben einen Teil dazu beigetragen, dass wir das heutige Verständnis von Moral sehr genau darlegen können. Faktisch hätte es aber keine Religion gebraucht. Sie hat sich nur als zeitweiliger Mittler dazwischengeschaltet, der aber auch sehr viel irrationalen und asozialen Ballast mitgeschleppt hat, um bestimmte Machtstrukturen aufrecht erhalten zu können. Die Aufklärung löste sukzessive die Prinzipiengewalt der Kirche/Religion auf und ersetzte sie durch eine auf Wissenschaft basierende vorgehensweise der Evaluation moralischer Prinzipien.

Die Beteuerung vieler Religionsanhänger, man habe eine besser begründete Moral, ist reiner Bluff! Man sollte diesen auch als einen solchen behandeln. Leider werden die offiziellen Vertreter der Religionen (vor allem der monotheistischen) in der Öffentlichkeit viel zu selten herausgefordert, wenn es um diese abenteuerliche Behauptung geht. Stattdessen nicken zu viele ernsthafte Leute, wenn eine solche These mal wieder die Runde macht. Die meisten Theologen und Priester glauben u. a. auch selber daran, weil ihnen so selten jemand widerspricht.

Auch jegliche religiöse "Moral" basiert letztlich nur auf einem: 

"Vertraue meiner Autorität!"

Das ist der eigentliche Kern jeder Religion, und also auch die Basis der zugehörigen Moral und Ethik.

Es gibt zwei prinzipielle Probleme mit religiösen Begründungen:

Zum einen sind diese oft das Gegenteil einer nach allgemeinen Standards anerkannten vernünftigen Argumentation. In der Bergpredigt beispielsweise finden wir überhaupt keine Argumente, sondern nur eine Aneinanderreihung teils fraglicher Behauptungen.

Zum anderen handeln Menschen sehr selten aus verstandesmäßiger Einsicht, und genau darin werden sie durch ihre Religionslehre auch noch in allen Punkten bestärkt! Denn im Glauben geht es nicht darum, durch Anwendung rationaler Methoden, Beweise und Argumente und gute Gründe zu einer Ansicht zu kommen. Das gilt genauso für die moralischen Ansichten.

Etwas »religiös« zu fundieren heißt ziemlich immer: Wir verfügen über keine rationalen Gründe. Hat man sachliche, objektive, nüchterne, realistische Argumente, kann man diese äußern. Hat man keine, dann kann man es ja mit frommen Beweggründen und Scheinargumenten versuchen. Die Anhänger der eigenen Religion sind dafür fast immer offen.

Wer die Grundlagen der Glaubenslehre nicht teilt, für den hört es sich zumeist sehr töricht an.

Religiöse Moral ist nichts weiter als die individuell-egoistische Moral, durchgesetzt mit unlauteren Mitteln. Statt zu sagen »dies ist meine eigene Ansicht zur Moral!«, schiebt man ein "superintelligentes", "supermächtiges" kosmisches Alien vor, das irgendwo außerhalb der erfassbaren Realität agiert. Und das natürlich Recht hat, weil es "Gott" ist!

Der Trick dabei: Ob nun jemand für oder gegen die Todesstrafe ist, für oder gegen Homosexualität oder gleichgeschlechtliche Ehen, für oder gegen die Abtreibung, für oder gegen irgendein anderes Gebiet, auf dem wir uns nicht einig sind -- Gott ist »zufällig« immer derselben Ansicht wie der, der sich auf ihn beruft.

Was jemand als Meinung Gottes ausgibt, ist seine eigene Meinung. Nur hat die mit einem Mal ein »höheres Gewicht«.

Ich vertrete in Sachen Moral meine Meinung. Der Gläubige glaubt, ein Superwesen auf seiner Seite zu haben, was seine Moral irgendwie »schwerwiegender« machen soll.

Und wer auf diesen Bluff nicht hereinfällt, gilt als weniger moralisch.

Moral war vor den Religionen da und ist auch oft Teil davon.Sie bestimmt das was angeblich Gut und Schlecht oder Richtig und Falsch sein soll.

Religion fügt vielleicht noch den Grund für manche Gebote hinzu,irgendwelche Götter oder andere Wesen und vielleicht auch eigene Totenreiche sowie weiteres.

Sind also verschiedene Sachen,nach meiner Moral jedenfalls.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

In einer religiösen Gemeinschaft können moralische Gesetze und ethische Entscheidungen durch Gruppendynamik leichter durchgesetzt werden. So wird man eine Ehe als eine grundsätzlich lebenslange Verbindung ansehen, die nur im Ausnahmefall geschieden werden sollte.

Moral umfasst Konventionen und Werte. Und braucht keine Religion.

Religion trifft durchaus auch moralische Aussagen, umfasst jedoch noch viel mehr, z.B. alle möglichen willkürlichen Regeln und frei erfundene Erklärungen.