Aufklärung und Religion - vereinbar?

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Immanuel Kant sieht die Aufklärung als Geisteshaltung, die den Gebrauch der eigenen Denkfähigkeit in den Mittelpunkt stellt. Folge davon ist das Hinterfragen und Kritisieren vorgegebener Meinungen. Zu diesen gehören auch die religiösen Lehrmeinungen.

Die Aufklärung beeinflusst also den Umgang mit Religion, die Art wie jemand seinen Glauben lebt. Unaufgeklärt kann man sich eine kirchliche Lehrmeinung vorsetzen lassen und sie einfach hinnehmen. Aufgeklärt wird man selbst in der Bibel nachlesen und kirchliche Lehrmeinungen hinterfragen und überprüfen, oder ganz einfach diskutieren: was bedeutet die Botschaft der Bibel für mich heute?

Aus dem Nachdenken über die Welt, die ich sehe und die die Wissenschaft erforscht, kann auch das Nachdenken über Gott, das Suchen nach Gott, also Religiosität, entstehen.

Religion und Aufklärung stehen also nebeneinander und beeinflussen sich gegenseitig und ergänzen sich.

Was du hier forderst, ist, die Religion als ganzes zu bewerten. Das ist aber nicht möglich.

Es ist schon absolut unmöglich, eine einzige Religion als ganzes zu bewerten, da sie in der Regel extrem heterogen ist: Sie besteht normalerweise aus einer oder mehreren heiligen Schriften, die in der Regel im Falle einer wörtlichen Interpretation extrem widersprüchlich sind, eine verworrene Entstehungsgeschichte aufweisen. Dazu kommt die Tatsache, dass es extrem viele verschiedene Methoden gibt, Texte zu interpretieren. Daher gibt es zu jeder dieser heiligen Schriften schon einmal zahllose denkbare Interpretationen.

Dazu besteht eine Religion in der Regel noch aus einer ganzen Menge an Tradition, die ebenfalls häufig mehrdeutig ist und deren Gültigkeit unter den Anhängern der Religion umstritten ist.

Und wenn wir das Phänomen der Religion an sich betrachten, in dem ja alle Religionen, die es gibt oder jemals gab, subsummiert sind, dann steigert sich diese Heterogenität ins Unermessliche.

Ein Gesamturteil über die Religion an sich lässt sich also nicht abgeben. Deshalb kann man nur sagen: Es gibt Religionen, die sind durchaus mit der Aufklärung vereinbar. Es gibt aber auch Religionen- und das ist die deutlich die größere Gruppe- die haarsträubend antiaufklärerisch sind.

Manches versuchen die Religionen zu begründen, manches versucht die Wissenschaft zu begründen. Nur bei dem, was beide versuchen zu begründen, kann es überhaupt zu einem Konflikt kommen.

Beispielsweise kann man daran glauben, dass es einen Gott gibt, der aber nirgendwo eingreift. Da wird kein Wissenschaftler etwas gegen haben. Einem Religionsfundamentalisten wird es egal sein, ob ein Wissenschaftler entdeckt, wie eine Dampfmaschine funktioniert.
Wenn es aber darum geht, dass zum Beispiel die Religion versucht, im menschlichen Körper noch Platz für eine Seele zu suchen, dann müssen sich beide Disziplinen miteinander auseinandersetzen. Die Religion kann nichts wissenschaftlich Erkanntes wegdiskutieren, also muss sie versuchen, einen transzendenten Umweg zur Daseinsberechtigung der Seele zu finden.

taigafee  30.04.2014, 19:09

Lustig beschrieben. Ist es nicht eher so, dass die Wissenschaft nur nicht in der Lage ist, die Seele erfassen zu können? Die ist ja nunmal nicht grobstofflich. ;-)

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Dummie42  30.04.2014, 22:32
@taigafee

Da lautet dann doch die Fragen: Gibt es diese Seele überhaupt?

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pRiot  02.05.2014, 19:53
@Dummie42

Ich würde erst einmal fragen wollen was eine Seele ist, denn erst wenn wir wissen, was wir meinen, können wir danach suchen ;)

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Religion kann man nicht erzwingen bzw. die Religion kann meiner Meinung nach durch keine Autorität vorgegeben werden.....dazu, Religionen wurden immer mit Zwang verbreitet, ob das das Drohen mit Hölle war/ist in kl. Gruppen oder mit Waffengewalt die "Bekehrungskriege", z. Bsp. der Christenheit .. oder das rein-geboren werden in eine Religionsgemeinschaft .. Bestättiogung über Kindstaufen oder Beschneidungen... da ist von Freiwilligkeit nichts vorhanden..

Was Du meinst ist der pers. Glauben, zu dem könnte jemand finden, der sich völlig losgelöst hat von Religionsgemeinschaften, wie die kl. Kinder imaginäre Gesprächspartner phantasieren und die ins Erwachsenen Alter mit nehmen :) oder dann erschaffen, allerdings besteht dann in unserer Gesellschaft schnell die Chance in ein Landeskrankenhaus eingewiesen zu werden.. wenn seine Handlungen nicht in Übereinstimmung mit der der Mehrheitsgesellschaft sind..

die Moral wird bestimmt von der Religion, dem gesellschaftlichen Hintergrund einer Kulturgemeinschaft. Für einen Kannibalen ist es nicht unmoralisch am Mittagsmahl seiner Gemeinschaft teil zu nehmen ;)

Etwas nicht existierendes beweist sich immer aus sich heraus..ist folglich real bewiesen!

Religion hat auch viel mit Psychologie zu tun.

Warum ist in den nahost Ländern der Islam so verbreitet, und in ex-Jugoslavien eher Christetum? Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen dass die Eltern da einen einfluss auf die Kinder haben (zwinker)

Wenn Religion wirklich erforder, dass man sich Gedanken macht, und es von keiner Autorität bestimmt wird, wieso gibt es dann Gebiete wo eine Religion zu 99% vertreten ist, und nicht alle gleichmäßig über dne Globus verteilt?