Was ist der Unterschied zwischen Moral, Ethik und Gewissen?

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Moral beschreibt die aufgestellten Regeln/Konventionen einer Kultur / Gesellschaft, welche Handlungen richtig und welche falsch sind. Ein Beispiel ist die Lüge, die moralisch nicht vertretbar ist.

Die Ethik beschäftigt sich damit, wie bestimmte Handlungen des Menschen bewertet werden können (mit Blickpunkt auf die Moral) und welche Voraussetzungen sie haben. So könnte man eine Konfliktsituation analysieren. (Wie ist es dazu gekommen und waren die einzelnen Handlungen moralisch richtig?)

Das Gewissen ist eine Instanz deines eigenen Bewusstseins. Es richtet sich nach gelernten Regeln und Konventionen (Moral) sowie Intuition (ich kenne die Regel für etwas nicht, aber würde dennoch so und so handeln) und drängt, sich so auch zu verhalten. Das Gewissen macht dich deiner Verantwortung gegenüber bestimmten Handlungen bewusst.

Moral kann die Moral einer Kultur, einer Gesellschaft, einer Subkultur oder eines einzelnen sein. Sie ist zum einen ein System von (mehr oder weniger konkreten) Verhaltensregeln, die für richtig gehalten werden, und andererseits auch eine gewisse Entschlossenheit, die Einhaltung dieser Regeln auch durchzusetzen.

Ethik ist eine philosophische Disziplin. Wie jede philosophische Disziplin durchläuft sie die Systematik des Diskurses. Ihre Grundfrage wurde von Kant so formuliert: "Was sollen wir tun ?"  Auch ein philosophisches System, dass diese Frage (mehr oder weniger abstrakt) beantwortet, wird "eine Ethik" genannt. Dabei muss die Frage des Sollens nicht im Vordergrund stehen.

Das Gewissen wird vom sich selbst mental betrachtenden Menschen wahrgenommen als eine innere "Instanz", die sein gegenwärtiges, vergangenes oder geplantes Handeln bewertet. Seine Wirksamkeit kann bewusst oder unbewusst sein (oder teilweise bewusst). Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem kindlichen "Gewissen" und dem erwachsenen Gewissen.

Das kindliche Gewissen misst das Handeln weitgehend an erlernten, gesellschaftlich vermittelten Regeln, daneben aber auch an Affekten, deren Disposition angeboren ist, wie Tötungshemmung, Scham oder Inzesthemmung. Diese Maßstäbe sind auch beim Erwachsenen noch wirksam, treten aber in den Hintergrund.

Das Gewissen eines gereiften erwachsenen Menschen misst das Handeln und Sein an seinem Ich-Ideal, das das Ergebnis seines eigenen Selbstentwurfes ist, und muss sich gefallen lassen, selbst am Maßstab der Vernunft gemessen zu werden. 

Der Begriff des Gewissens ist außerordentlich schwierig, wenn etwa eine als vernünftig erkannte Handlungsweise anerzogenen Regeln widerspricht, die von der Vernunft verworfen, aber unbewusst noch wirksam sind.

Moral ist die angeborene Verhaltensregelung, die den Sieg der eigenen Genlinie, den Sieg der eigenen Gemeinschaft, und auch den Sieg der eigenen Gattung anstrebt. Ethik ist die künstliche Verhaltensregelung, die möglichst gutes, und gleich gutes Leben für alle herbeizuführen versucht. Ethik ist die beste Moral. Die Intelligenz des Menschen befähigt und verpflichtet ihn, nicht der natürlichen Moral sondern der Ethik zu gehorchen. Das natürliche Gewissen überwacht die Befolgung der angeborenen Verhaltenssteuerung, kontrolliert und optimiert das Eigenverhalten. Es sorgt dafür, dass der Spagat zwischen Egoismus und rudelsiegdienlicher Solidarität optimal gelingt. Das neue, notwendige, gutartig zweckentfremdete Gewissen überwacht, kontrolliert und optimiert die Befolgung der moralisch korrekten Verhaltensregelung. Ethische Bildung muss dafür sorgen, dass der Mensch mehr Willenskraft entwickelt, und sich korrekt überwacht, das eigene Verhalten korrekt optimiert. Moral und Ethik sind Verhaltensregelungen. Das Gewissen überwacht und optimiert sie.