Was ist der komparative Kostenvorteil nach David Ricardo?

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Ich wills mal versuchen:

Der komparative Kostenvorteil steht theoretisch im Gegensatz zu absoluten Kostenvorteil.

Über den absoluten Kostenvorteil verfügt derjenige Handelsteilnehmer (in diesem Fall das Land), das ein Produkt zu den günstigsten Kosten herstellen und damit alle anderen unterbieten kann.

Demgegenüber hat Ricardo seinerzeit den komparativen Kostenvorteil gegenübergstellt, nach dem es durchaus auch vorteilhaft sein kann, sich auf die Produktion von Gütern zu fokussieren, die man im eigenen Land vergleichsweise günstig herstellen kann, auch wenn man nicht in der Lage ist die Preise eines anderen Handeltreibenden zu unterbieten.

Dir Vorstellung dabei ist folgende: Durch die höheren Kosten wird derjenige, der die komparativen Kostenvorteile auf seiner Seite hat im Handel mit demjenigen der die absoluten Kostenvorteile auf seiner seite hat immer das Nachsehen haben. Nur sind diese beiden ja nicht die einzigen Handelsteilnehmer und daher kann es anderen gegenüber trotzdem vorteilhaft sein.

Nehmen wir an, es gibt erstmal zwei Länder. Nennen wir sie A und B. Land A kann auf Grund fortgeschrittener Technologie die Güter

Stahl,

Kohle,

Wein,

Kleidung

Käse

güntiger herstellen als Land B

Land A hat also bei allen diesen Gütern die absoluten Kostenvorteile auf seiner Seite und wird deswegen auch seine Arbeitskraft dazu nutzen alle diese Güter zu produzieren, weil es den Markt durch seine niedrigen Preise immer bedienen kann.

Land B wird demgegenüber wenn es mit nur mit Land A handelt treibt keines der genannten Güter ins Ausland verkaufen können, weil die Produktionskosten stets höher sind als in Land A.

Nehmen wir ferner an, Land B könnte von allen diesen Produkten am Besten Stahl produzieren, auch wenn das Produkt am Ende immer 10% teuerer ist als in Land A, während die anderen genannten Güter 15% teurer sind als in Land A.

Dann hätte Land B durch die Produktion von Stahl vergleichsweise einen Kostenvorteil gegenüber der Produktion der anderen Güter, da die Produktionskosten im Vergleich zu Land B nur 10% höher liegen, als bei den anderen Gütern.

Das wäre der komparative (=vergleichende) Kostenvorteil.

Smith, der vor Ricardo schrieb, hatte seinerzeit empfohlen, man sollte sich lediglich auf die Produktion von Gütern konzentrieren, bei denen man den absoluten Kostenvorteil inne hat, weil man die anderen Güter ja gar nicht veräußern könnte und ein Import fremder Güter billiger wäre, als die eigene Herrstellung.

Damit hat Smith recht, wenn man die Sache auf Basis des Handels zwischen zwei Handelspartnern und/oder aus rein betriebswirtschaftlicher Perspektive sieht.

Demgegenüber hat Ricardo eingewand, dass man auch Güter produzieren sollte, bei denen man die komparativen Kostenvorteile inne hat, was erstmal nicht sinnvoll klingt, aber durchaus sinnvoll ist, wenn man annimmt, dass es mehr Handelspartner gibt als zwei und volkswirtschaftliche Standpunkte in die Auffassung mit einfließen lässt.

Nehmen wir an, neben den bereits erwähnten Ländern A und B nach den beschriebenen Prämissen würden auch die Länder X, Y und Z mit am Handel teilnehmen.

Nehmen wir weiter an, dass A auch weiterhin die absoluten Kostenvorteile inne hat.

B hat demgegenüber komparative Kostenvorteile bei Stahl.

X hat komparative Kostenvorteile bei Kleidung.

Y hat komparative Kostenvorteile bei Wein.

und Z hat komparative Kostenvorteile bei Käse.

Wenn sich jetzt alle nach Smith richten, findet in den Ländern B, X, Y und Z überhaupt keine Produktion statt, weil auf diesen Gebieten keiner die absoluten Kostenvorteine besitzt.

Nun kommt aber und dami sind wir wieder bei Ricardo auch die Problematik der Produktionskapazität zum Tragen. Nehmen wir an, Land A hat eine Produktionskapazität von 10 Produkt-Einheiten.

Es wird also von den 5 genannten Gütern jeweils 2 herstellen, wovon jeweils eines für den Eigenverbrauch benötigt wird und eines Exportiert werden kann.

Das würde bedeuten, Land A könnte 1 Einheit Stahl zu den niedrigesten Preisen Exportieren.

Nun haben aber die Länder B, X, Y und Z zusammen Bedarf nicht an 1 Einheit stahl, sondern jeweils an einer, somit an 4ern.

4 Einheiten Stahl kann aber Land A trotz absoluter Kostenvorteile gar nicht exportieren, da es 1 selbst verbraucht und seine übrigen Arbeitskräfte auf die Produktion der anderen 4 Güter aufgetilt hat wo es absolute Kostenvorteile geltend machen kann.

Das bedeutet, wenn Land A dem Land X seinen überschüssigen Stahl verkauft, ist der Eigenbedarf des Landes B und der der Länder Y und Z damit nicht abgedeckt.

Würde sich nun Land B vollständig auf die Produktion von Stahl konzentrieren (sagen wir es ist kleiner als Land A und kann deswegen nur 3 Einheiten Güter produzieren), wo es die komparativen Kostenvorteile besitzt, also nicht am günstigsten, aber vergleichen mit den anderen Güter einigermaßen günstig produzieren kann, könnte es 3 Einheiten Stahl produzieren.

Mit diesen 3 Einheiten Stahl könnte es weder den Stahlmarkt des Landes A erobern, noch könnte es in Land X verkaufen, dass bereits den günstigen Stahl aus Land A erworben hat.

ABER:

Es könnte sich selbst mit Stahl versorgen und den durch Land A nicht versorgten Bedarf der Länder Y und Z beliefern.

Würden die Länder X, Y und Z bei den Gütern, die sie produzieren, nämlich bei Kleidung, Wein und Käse (in unserem Beispiel) genau so verfahren, könnte immer noch keiner die absoluten Kostenvorteile von Land A unterbieten. Sie könnten aber mit ihren vergleichsweise, dank der komparativen Kostenvorteile in Relation günstige Güter produzieren, mit denen sie die Marktteilnehmer, die Land A dadurch, dass es nicht genug Produktivkräfte hat den gesammten Weltmarkt zu besetzen, dennoch gut Handel mit den noch nicht versorgten Handelsteilnehmern treiben.

Tun das alle Marktteilnehmer wird dadurch der niedrigte Preis auf dem Markt nicht unterboten, aber der Durschnittspreis aller gehandelten Güter sinkt, was wiederrum für alle Marktteilnehmer von Vorteil ist, weil es die Konsummöglichkeiten verbessert.

Das ist im wesentlichen die Theorie der komparativen Kostenvorteile vereinfacht ausgedrückt.

Umym8 
Fragesteller
 10.02.2019, 18:44

Richtig gut und einfach erklärt, danke:)

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