Warum wird Jesus Menschensohn genannt?

8 Antworten

Jesus hat sich selbst so genannt (z.B. Matth. 8,20 oder Lukas 9,56), er wurde in der Bibel nie von anderen so genannt.

Vermutlich hat er sich dabei auf das Alte Testament bezogen, Daniel 7,13:

Ich sah in diesem Gesicht des Nachts, und siehe, es kam einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten und ward vor ihn gebracht.14 Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und sein Königreich hat kein Ende.

Im Grunde bezeichnet er sich damit subtil als der Messias, ohne es tatsächlich auszusprechen (denn er sagt ja eben nur, er sei "eines menschen Sohn", was niemand bestreiten würde).

Woher ich das weiß:Recherche
RudolfFischer  15.07.2018, 23:24

Ja, diese Erklärung habe ich auch anderweitig in der Literatur gefunden. Jesus vermied es, offen als Messias bezeichnet zu werden, denn dann hätte er die Voraussage nicht erfüllt, dass der Messias ganz plötzlich offenbar werden sollte. Also ließ er das als Geheimnis unter sich und seinen Jüngern und legte sich lieber "Messias-Pseudonyme" zu.

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Dass Jesus Menschensohn bzw. Sohn des Menschen (im Original "ben adam") (von anderen) genannt wird, kommt in der Bibel nicht vor.

Im Alten Testament wird unter Menschensohn ein biologischer Mensch verstanden, der aber vom göttlichen Geist erfüllt ist und dadurch zum Propheten wird, insbesondere zum Propheten der Endzeit.

Im neuen Testament kommt diese Bezeichnung ausschließlich als Bezeichnung durch Jesus für sich selber vor.

Zum Gottessohn wird er erst später durch Paulus befördert, während Jesus sich selber nur insofern als Gottessohn sah, weil wir alle Gottes Kinder wären.

Oder anders gesagt, die Vergöttlichung des Jesus von Nazareth zum Jesus Christus geht keinesfalls auf Jesus selber zurück und kommt in dessen Lehre vom rechten Tun auch überhaupt nicht vor. Diese Vergöttlichung findet erst in der von Paulus erfundenen neuen Lehre des Christentums statt, die die Lehre des Jesus von Nazareth teils in ihr genaues Gegenteil pervertiert.

Bodesurry  11.07.2018, 09:37

Da bin ich nicht der gleichen Meinung wie Du. Nicht nur aus den Schriften des Paulus geht hervor, dass Jesus Teil des dreieinigen Gottes ist.

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Hamburger02  11.07.2018, 13:40
@Bodesurry

Von der Trinität war ja überhaupt nicht die Rede. Ansonsten steht es dir frei, obige Tatsachenbehauptungen zu widerlegen, was dir aber ziemlich schwer fallen dürfte.

Aber um nochmal auf die Trinität zu sprechen zu kommen. Die lässt sich noch nicht einmal bei Paulus oder sonstwo in der Bibel nachlesen. Die ist ein theologisches Modell, das auf Tertullian (ca. 150 - 220) zurückgeht und lange Zeit sehr umstritten war (siehe Arianerstreit). Erst auf den Konzilien im 4. Jahrhundert wurde die Trintitäslehre von den Katholiken als verbindlich festgelegt und alle Abweichler anschließend als Häretiker verfolgt. Die ganze völlig an den Haaren herbeigezogene Konstruktion sollte vor allem die Vergöttlichung Jesu und den Monotheismus irgendwie unter einen Hut bringen.

In der Bibel selber lassen sich entgegen deiner Behauptung keine eindeutigen Aussagen zur Trinität finden, da werden nur einzelne Halbsätze aus dem Zusammenhang gerissen und irgendwie zurechtgebogen. Tatsächlich lassen sich aber viele Gegenargumente gegen die Trinität aus den Bibeltexten ableiten insbesondere auch aus den direkten Reden des jüdischen Wanderrabbis Jesus von Nazareth.

Die gesamte Trinitäslehre ist dabei so wider den Verstand ausgefallen, dass die katholische Kirche entsprechend in ihrem Katechismus dazu auch feststellt, dass die Trinitäslehre eine gefälligst zu glaubende Glaubenswahrheit darstellt, die sich dem menschlichen Verstand entzieht (Nr. 237: "...Aber sein innerstes Wesen als heilige Dreifaltigkeit stellt ein Geheimnis dar, das der Vernunft nicht zugänglich ist...."). Das merkt man letztlich auch regelmäßig bei Anhängern dieser Lehre in Diskussionen, dass sie bei genauerer Nachfrage regelmäßig argumentativ ziemlich ins Schwimmen kommen.

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RudolfFischer  15.07.2018, 23:30

Na, schon das Johannesevangelium macht Jesus und Gottvater eins: Gleich am Anfang (Joh 1,1) wird der "Logos" ("Wort" = Christus) mit Gott identifiziert. "Und das Wort ist Fleisch geworden ..." Deutlicher geht es ja wohl nicht.

Gott ist natürlich nur 1 Wesen. Da man Jesus als in den 3 Dimensionen sichtbar gewordene Projektion Gottes ansehen kann, braucht man im Grunde die Trinitätslehre gar nicht.

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Weil er als "Gott" (Joh.1,1.14) als Mensch geboren wurde (mt.1,21), um unsere Schulden zu tilgen (Röm.6,23).

Er wird bei seiner Rückkehr in Bälde den "Gott dieser Welt" (Offb.12,9) gefangen nehmen und die Welt von ihrem momentanen Herrscher (2.Kor.11,14; Offb.17,1-6) befreien (Offb.20,2).

Woher ich das weiß:Recherche

Die Theologen haben aus "Sohn des Menschen" = "Mensch" einen besonderen Würdetitel gemacht, der nur für Jesus gelten soll.
Ich bin selber auch Theologe - sehe das etwas anders:

Zu Beginn der Bibel heißt es im ersten Kapitel:
Gott schuf den Menschen als sein Ebenbild.
Dies galt damaliger Auffassung zufolge in vielen Völkern nur für den König.
Alle Menschen hatten ihn so zu verehren, als sei er selber Gott.

Und da in Babylon die Sonne als Gott galt, fühlte sich der babylonische König als Ebenbild von Gott Sonne.

Das erste Kapitel der Bibel vermeidet ausdrücklich den göttlichen Namen "Sonne" und sagt nur, Gott habe das "große Licht und die kleine Lampe" an den Himmel gestellt, damit sie dort leuchten können. Das ist ein kabarettreifer Affront gegen die Vorstellung, Sonne könnte Gott sein. Und es ist ein Affront gegen den König, der sich als deren Ebenbild ansieht.
Und dagegen heißt es: Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes.
Und trotz patriarchaler Gesellschaft fügten die Juden hinzu: Das gilt unabhängig vom Geschlecht für Mann und Frau.

Meiner Meinung nach versucht Jesus, daran anzuknüpfen.
So ungefähr:
"Ihr verehrt Menschen gerne schnell wie Götter, und tatsächlich gelten wir (alle) als Gottes Ebenbilder. Wer einem Menschen in die Augen schaut, blickt Gott in die Augen. Ich bin auch nur ein Mensch. Aber behandelt jeden Menschen (='Sohn eines Menschen' = 'Menschensohn') mit dieser göttlichen Würde."

Ganz deutlich wird das im Gleichnis in Matthäus 25. Da geht es weniger um die Beschreibung eines Weltgerichts (denn ganz eng ausgelegt müsste jeder von uns bei den Böcken stehen, da es immer einen Menschen gibt, den wir nicht im Gefängnis oder im Krankenhaus besucht oder gekleidet oder unterstützt haben), sondern um die Erkenntnis: Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. Und was man an ihm versäumt, das versäumt man an Gott, und was man ihm hilft, das hilft man Gott.

Insofern knüpft Jesus wieder an 1. Mose 1 an.
Wir können Jesus durchaus als Gott, als göttlicher Teil der Trinität o.ä. ansehen. Aber nur, wenn wir ernst nehmen, wie sehr er sich irdisch geerdet hat, und dass wir Gott nur dann erkennen, wenn wir in Jesus wie in jedem anderen Menschen Gott selber sehen.

Weil Maria die Mutter von Jesus war, wird Jesus auch "Menschensohn" genannt. Ein Mensch hat Jesus zur Welt gebracht.

Der Vater von Jesus ist Gott selbst, wie du schon geschrieben hast: "Die Geburt Jesu Christi aber geschah auf diese Weise: Als nämlich seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, noch ehe sie zusammengekommen waren, erwies es sich, dass sie vom Heiligen Geist schwanger geworden war" (Matthäus 1,18).

In Jesus ist Gott Mensch geworden, um als stellvertretend am Kreuz zur Vergebung unserer Sünden zu leiden und zu sterben. Wenn wir das im Glauben annehmen und darauf vertrauen, dass Er alles für uns getan hat, was zu unserer Errettung notwendig ist, erhalten wir das ewige Leben geschenkt.

"Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Johannes 1,9).

Jesus lebte als Mensch ein völlig sündloses Leben (niemand sonst lebte ohne Sünde!). Deshalb und weil Er selbst Gott ist, konnte Er das Opferlamm für unsere Sünden sein: "Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt" (1. Johannes 2,1b-2).

"Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat" (Johannes 3,16-18).