Warum trauern Menschen alte Zeiten nach?

8 Antworten

Unser Gehirn betrügt uns. Es werden nur die schönen Dinge lange gespeichert, deshalb denken wir fast nur an das gute von früher. Die ganzen Katastrophen werden irgendwann verdrängt und vergessen sein.

In der Gegenwart kann man ja oft nicht so, wie man möchte, es fehlt an Geld, oder es gibt gesundheitliche Gründe oder andere äußere Einflüsse, die einen am Verwirklichen seiner Träume hindern. man macht halt das Beste draus und ist zufrieden, mehr aber auch nicht. Und hat evtl. Angst vor der Zukunft. Wie soll man da so entspannt leben wie früher, als man jung und unbefangen war?

Die, die das trauern, deren Zeiten sind es nicht mehr und die, deren Zeiten es sind, die trauern nicht anderen hinter her.

Du hast nie an alte Zeiten gedacht und dir die Zeit zurückgewünscht?

Ich würde da unterscheiden:

Es gibt tatsächlich Menschen, deren Leben sich durch Schicksalsschläge, Krankheit, Alter, etc. sehr verschlechtert hat. In diesen Fällen verstehe ich es gut.

Dann gibt es noch eine aus meiner Sicht "normale" Nostalgie: Sich an alte Zeiten erinnern, in denen die Kinder noch klein waren, an lustige Erlebnisse mit Freundinnen und Freunden, die erste Liebe, jugendliche Abenteuer etc. Ich finde, dieser Nostalgie kann man etwas Platz einräumen, solange nicht das Leben im Hier und Jetzt darunter leidet. Es wäre doch auch schade, wenn all die schönen Erlebnisse in dem Moment vorbei wären, in dem sie geschehen.

Es gibt aber auch das Denken "Früher war alles besser". Dieses hat Paul Watzlawick in seiner "Anleitung zum Unglücklichsein" sehr gut beschrieben: Man sieht in der Gegenwart nur das Negative und blendet das Positive aus, zugleich sieht man in der Vergangenheit nur das Positive und blendet das Negative aus. Man erinnert sich beispielsweise an die schönen Urlaube und Ausflüge in der Kindheit, verdrängt aber all den Streit, den es mit den Eltern gegeben hat.

Auch die Medien beeinflussen unsere Wahrnehmung sehr stark. Die meisten Leute glauben tatsächlich, dass die Kriminalität in Deutschland immer schlimmer wird, während die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik zeigt, dass die Kriminalität seit Jahren rückläufig ist. Da aber in den Nachrichten nur berichtet wird, dass ein Verbrechen geschieht und (logischerweise) nicht, dass keine oder weniger Verbrechen geschehen sind, bemerken wir die tatsächliche Entwicklung nicht...

Unter anderem, weil sie in der aktuellen Zeit weniger Möglichkeiten dazu haben, finanziell, körperlich und sozial eingeschränkt sind und weniger engen Kontakt zu den Trends und Möglichkeiten haben.