Warum sind die antike römische Gebäude wie zb:Pantheon so Langlebig?

6 Antworten

Warum sind die antike römische Gebäude wie zb:Pantheon so Langlebig?

Nun, die überlieferten, noch erhaltenen Bauwerke sind durchaus bau- und materialtechnisch von hoher Qualität gewesen.

Aber warum sind dann nur so wenige Gebäude erhalten? Nun, das hat einen einfachen Grund: Menschen in den nachfolgenden Jahrhunderten haben das römische Baumaterial abgebrochen und für ihre eigenen Bauwerke aller Art verwendet.

Was heute noch gut erhalten ist, wurde zumeist auch über die Antike hinaus weitergenutzt und so vor dem Abbruch bewahrt. Das Beispiel Pantheon ist bezeichnend: der Bau wurde zur Kirche geweiht (Sancta Maria ad Martyres) und daher vor dem Abriss bewahrt.

Seit dem Zeitalter des Humanismus wurde die Antike neu entdeckt und bewundert. Das führte dazu, dass man antike Architekturhinterlassenschaften zu erforschen und zu pflegen begann. Seit dem Aufkommen der Archäologie und besonders seit dem 19. Jahrhundert bemüht man sich aus wissenschaftlichem Interesse, das, was noch aus der Antike vorhanden war, zu sichern bzw. teilweise sogar zu rekonstruieren.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das liegt an zwei grundlegenen Sachen.

Die römische Bauweise war eine imperiale Bauweise. Nicht auf den absoluten Mindesteinsatz eines Baustoffes optimiert, sondern auf eine möglichst hohe Sicherheit und Lebensdauer. Sie mussten auch nicht die Kosten bis auf den letzten Sesterz ausknöcheln, da viele Gebäude von Sklaven und Kriegsgefangenen, oder Legionären gebaut wurden.

Die Natur kam den Römern entgegen. Beton ist keine römische Erfindung, sondern eine griechische. Die nannten es "Emplekton" und verwendeten es als Füllmauerwerk für dicke Mauern. Aber die Römer entwickelten es weiter und die Natur kam ihnen in Form der Puzzolanasche entgegen. Sie mischten Branntkalk, Sand, manchmal zermahlene Tonscherben und die Puzzolanasche und versetzten es mit Steinen und Felsbrocken in Schalungen zu dem berühmten "Opus Caementitium". Aber Beton gegossen haben sie auch schon. Die Grundmischung war relativ grobkörnig, wodurch die Nacherhärtung über einen langen Zeitraum stattfand. Zusätzlich bildeten sich durch die Reaktionsprodukte der Puzzolanasche mit dem Kalk Kristallnadeln, so eine Art Mikro-Glasgeflecht, die zusätzlich als Verstärkung wirkten und über Jahrhunderte ausreagierten. Bei Rissen und Schäden wurde dieser Mechanismus immer wieder aktiviert und füllte Hohlräume. Es gibt puzzolanhaltige wasserdichte Sperrverputze, z.B. in Zysternen, die über Jahrhunderte dicht geblieben sind. Ausserdem führten die Römer die nach aussen wirkenden Gewölbeschübe oft über reine Mauerwerksgewichte ab, wie in dem Auflagermauerwerk des Pantheon. Das reine Gewicht nahm also die Zugspannungen der großen Kalotte auf. Und das bleibt eben über Jahrhunderte und Jahrtausende wirksam. In neueren Zeiten versuchte man die Gewölbeschübe mit Zugelementen, wie Ketten, Zugbändern aus Stahl, oder Holz aufzufangen. Das verrostet, oder verrottet mit der Zeit. Die Kuppel des Petersdomes in Rom musste schon mit neuen Zugketten versehen werden. Ausserdem schützten die Römer das Betonmauerwerk mit vorgeblendeten Ziegelsteinmauern, was sie weitgehend der Witterung entzog. Wenn das Pantheon in Rom gut gepflegt wird, denke ich wird es nochmal tausend Jahre halten.

PS, und es gab einen weiteren Grund! Der Baumeister damals musste oft mit seinem Privatvermögen dafür haften, das nichts einstürzte! Hätte er ein Bauwerk eingestürzt, das der Kaiser beauftragt hatte, hätte man ihm wahrscheinlich eine Freikarte für eine Sportveranstaltung im Colosseum geschenkt. Vor den Tribünen!!

Damals wurde ernsthaft für den Kaiser erbaut oder überhaupt für die jeweiligen Herrscher. Heute geht es nur ums Geld und schwarze Schafe/Pfusch am Bau kommt daher hin- und wieder vor. MEINE ANSICHT eben halt-

Das Pantheon ist zB aus einer Art Beton in dem Bimsstein aus Vulkanen vorkommt und so gemischt ist, dass immer noch Reserven da sind die miteinander reagieren, wenn sich kleine Risse bilden und Wasser eindringt. Hab ich gerade erst gelesen. Das wussten die Römer wahrscheinlich nicht, klappt aber super.

andreasolar  17.01.2023, 21:06
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Tutmosis  27.08.2023, 23:04
@andreasolar

Gut reschaschiert, 😅 Jedenfalls war das Opus Caementitium ein Glücksgriff der Bautechnik, das die Römer in der ihnen eigenen Weise perfektioniert hatten! Die Chinesen kannten den Beton übrigens auch, verwendeten ihn aber vollkommen anders. Die fügten Verstärkungsgurte daraus in ihre großen Dschunken ein. So eine Art Kiel.

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