Warum sehen die älteren Mercedes (1900er) aus wie Opa-Autos?

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Diese kantige Formgebung war damals der Zeitgeschmack und gerade der 190er (W201) galt in den 80ern als sehr modernes Auto, das auch von jungen Leuten gern gefahren wurde und ein beliebtes Tuning-Objekt war - ich erinnere an den roten 190er aus "Manta Manta" und hier ist mal ein Beispiel aus den 80ern von Zender. Man sah in den 80ern/90ern oft aufgemotzte Mercedes 190E mit Spoilern, Alufelgen, SEC-Haube und schwarzen Rücklichtern sowie leistungsstarker Musikanlage.

Dass der 190er nachhaltig als Opa-Auto wahrgenommen wurde, lag nur zum Teil an betagten oder biederen Fahrern. Da schwang auch immer der Neid von Leuten mit, die sich keinen Mercedes leisten konnten und für die "alte Opas" sowieso ein Feindbild waren. Es gab formal Autos, die viel "opamäßiger" waren.

Mmits  06.06.2023, 13:55

Der w201 sollte der erschwingliche MB für die Masse werden, das Gegenstück zum E30.

der war sehr erschwinglich und wurde oft von Landwirten als Übergangsfahrzeug gefahren.

der „Babybenz“ trägt ja auch Namen wie „Bauernmercedes“ 😂

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rotesand  06.06.2023, 13:59
@Mmits
der war sehr erschwinglich und wurde oft von Landwirten als Übergangsfahrzeug gefahren.

Kann ich so nicht bestätigen - die (älteren) Landwirte kauften eher die 123er und dann den 124er jeweils als Diesel mit Hängerkupplung, gern als 200D oder 250D - der 300er war denen schon zu teuer. Landwirte mit 190er waren zumindest in meiner Heimat sehr selten, das lag auch an der geringen Anhängelast und weil der kleine 190er vermutlich vor der Kirche am Sonntag nicht repräsentativ genug aussah. Jüngere Landwirte fanden Mercedes dann uncool und wählten eher irgendeinen beliebigen Familienkombi.

Ich habe zum 190er nie das Wort "Bauernmercedes" gehört - das bezog sich immer nur auf die mittlere Klasse (123er und 124er), auch nicht auf die C-Klasse W202, die ich selbst sehr lang gefahren habe.

Der 190er war eher der Mercedes, den jüngere Leute kauften oder Senioren, die vom 123er oder Strichacht oder der Heckflosse kamen und einen großen Mercedes nicht mehr brauchten, so dass sie dafür den kompakten 190er sehr gern gekauft haben und meist danach den W202 als C180.

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Mmits  06.06.2023, 14:03
@rotesand

Ich schätze mal die 123er wurde dafür ersetzt.

wir hatten einige w201 bei uns auf dem Hof und da haben teilweise vom Ausmisten noch die bodenbleche teilweise gefehlt aufgrund von Rost.

einen w202 haben wir erst vor 3 Wochen von einem Landwirt abgeholt dieser sah auch nach Landwirtschaft aus.

die 123er Ära habe ich nicht mitbekommen aber in sehr jungen Jahren die w201 (die sind trotzdem älter als ich) und die waren sehr oft im schlechteren Zustand und überwiegend von Landwirten, Handwerkern etc. Gekauft.

wir hatten aber auch in der Anfangszeit schätze wie den w201 Evo1, 560SEC c126 etc. Und zu der Zeit waren die „normalen“ w201 also 1.8 & 2.0 einfach überwiegend runtergerockte Eimer vergleichbar heute mit 3er und 4er Golfs.

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rotesand  06.06.2023, 14:10
@Mmits

In meiner Heimat ersetzten die Landwirte meist zwischen 1987-1991 den 123er durch einen 124er Diesel - der 190er war da wirklich außen vor. Den fuhren eigentlich nur ältere Leute (Originalzustand) oder jüngere Männer (Tuning von Zender), ich kann mich noch an zwei 190er erinnern, die als Taxi im Einsatz waren.

Die 190er waren Anfang-Mitte der 2000er schon am Wendepunkt angekommen: Die ehemaligen Tuningkisten waren nach vier jungen Besitzern ziemlich durch und gingen in den Export - ansonsten gab es halt den verrosteten Schrott, der jahrelang nicht gepflegt und dann einfach entsorgt wurde, weil er sogar für den Export zu schlecht war und es gab gute Autos in erster/zweiter Hand "beim Opa", die zumeist bis heute überlebt haben, teilweise immer noch beim selben Besitzer.

In der Abwrackprämie 2009 spielten 190er und W202 eine Nebenrolle, da kam nur ganz gelegentlich mal was - der 190er war zu alt dafür bzw. seine Fahrer waren schon 2009 für ein neues Auto zu alt oder hatten nicht das Geld für einen Neuwagen, die C-Klasse W202 war noch zu wertvoll. Da waren es meist fertige 124er, die geopfert wurden - ich hatte oft mit den Dingern zu tun, die waren richtig durch, teilweise auch in einem Zustand, wo man sich aus hygienischen Gründen weigerte, da reinzusitzen um damit 30 Meter zum Trockenlegen in die Halle zu fahren... ganz schlimm und im eigentlichen Sinne ekelhaft.

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Mmits  06.06.2023, 14:13
@rotesand

Die 124er waren aber oftmals teuerer als der w201.

was heute sehr begehrt ist ist der w201 als 2.5 Turbodiesel. Das war der aber eigentlich schon immer nur heute sehr selten.

die guten w201 sind sehr Rar geworden.

meiner hat ne seltene Ausstattung (farblich aber kein Avantgarde) und 3. Hand (ich) vorher Rentner, kein Rost bis auf 2 Flecken (Steinschlagniveau) und unter 170.000km.

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rotesand  06.06.2023, 16:15
@Mmits
die guten w201 sind sehr Rar geworden.

Ja, weil der Rostschutz objektiv schlecht war und die Autos aufgrund ihrer technischen Zuverlässigkeit jahrelang lieblos verbraucht und verramscht worden sind, weil es halt so viele gab ... so wie zehn Jahre früher der 123er. Ich kannte Leute, die einen 123er nach dem anderen hatten und einen, der sechs 190er in Folge hatte - jeweils günstig von alten Opas aus erster Hand gekauft und so lange gefahren, bis es keine mehr gab. Danach fuhr er W202, hatte da auch drei oder vier Stück und inzwischen hat er wie ich einen W211 als E200.

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Mmits  06.06.2023, 16:16
@rotesand

Die 211er werden wir noch ziemlich lange haben.

aktuell immernoch ziemlich hoch im Kurs.

extrem solide Technik und viel bessere Rostvorbeugung.

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rotesand  06.06.2023, 16:17
@Mmits

Ich bin auch sehr zufrieden - habe ihn günstig bekommen, weil er rundherum verbeult ist (erste Hand vom Rentner, der gestorben ist) und vom Lackzustand her generell nicht schön sogar mit Schäden auf dem Dach - und muss sagen, ein sehr gelungenes und objektiv erstklassiges Auto.

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Alte Fahrzeuge zeigen ein Bild aus der damaligen Zeit und Designsprache. Deutlich eckigere Formen waren damals halt in Mode. Gibt auch genug Leute, die die heutigen rundgelutschen Mercedes Modelle pottenhässlich finden. Design ist immer auch eine Frage des geschmacks

Damals konnte sich halt nur der Papa einen Mercedes leisten und der Sohn musste Golf I oder Golf II fahren. Irgendwann hat man aber dann auch die jüngere Kundschaft entdeckt und optisch schönere Autos gebaut.

Würde die A-Klasse heute noch so aussehen wie damals, würden die nicht mal mehr 80 jährige kaufen.

Das Image ist mir egal. Für mich zählen Zuverlässigkeit und Unterhaltskosten.
Und gerade darin waren die Mercedes Diesel-Modelle unschlagbar.
Gerade die W124 und W201 waren als Diesel erheblich flinker, als ihre Vorgänger - und auch deutlich sparsamer.
Bei guter Pflege waren Laufleistungen jenseits von 500000 km eher die Regel als die Ausnahme. Und selbst dann stand der Benz noch immer gut da.
Das erklärt auch den hohen Wiederverkaufswert. Während man bei anderen Herstellern für Modelle der 80er und 90er Jahren nur noch ein müdes Lächeln erntete, wenn man den Dampfer mit 10 Jahren und 400000 km verkaufen wollte (wenn er denn überhaupt solange hielt), bekam man für einen Mercedes noch einen 5-stelligen DM-Betrag.

Das ist Geschmackssache. Der Stil hat sich mit der Zeit im Allgemeinen verändert, auch bei anderen Marken wirken ältere Modelle heute teilweise altbacken und eher unmodern.

Ich persönlich finde alte Mercedes-Modelle aber gar nicht opahaft, sie sind in meinen Augen zeitlos. Modelle wie der W123, W124 oder W201 waren ihrer damaligen Konkurrenz oft weit voraus, auch technisch. Die Verarbeitung galt immer als äußerst solide, die Motoren als praktisch unverwüstlich. Auf langen Strecken war so ein Benz auch schon immer ein toller Begleiter, sehr bequem und zuverlässig konnte man damit reisen.

Woher ich das weiß:Hobby