Warum konnten die Aposteln Heilen und Tote erwecken?

10 Antworten

Die Zeit lässt alle möglichen Geschichten entstehen. Ich kann Dir Dinge berichten, die Du nicht mitbekommen hast, weil Du nicht geboren warst. Ich erzähle Dir meine Version und Du musst mir glauben oder nicht. Du kannst Dich nach zehn Jahren nicht mehr an alle Einzelheiten meiner Version erinnern und gibst Deine Erinnerungen weiter, da werden sicher ein paar Sachen verändert sein, ohne dass Du das beabsichtigst.

Jetzt spinne das einfach mal weiter. Hier ist gerade mal der Abstand von einer Generation bemerkbar. Du sprichst über etwa 50 Generationen und der größere Teil dieser gesamten Zeit ist nicht oder nur sehr dürftig dokumentiert. Und zudem gingen die Berichte nicht nur von einem Erwachsenen jeweils direkt an das eigene Kind, sondern von einem Menschen in einer Generation mündlich über viele andere Menschen der gleichen Epoche bis die Berichte erstmal aufgeschrieben wurden.

Dann ist es ja beileibe nicht so, dass jeder Text vollständig in der Originalfassung erhalten ist. Die Sprachen wurden übersetzt, da kamen unterschiedliche Interpretationen hinzu.

Und dann darfst Du einen ganz entschiedenden Faktor nicht vergessen: Unser Wissen hat sich sehr stark vermehrt. Heute spricht man nicht mehr von göttlichem Willen, wenn ein Blitz einen Baum fällt, sondern kann das physikalisch erklären. Da braucht man keinen Aberglauben mehr.

Wenn Du nichts weißt, kann man Dir alles erzählen und Du bist darauf angewiesen, dem zu vertrauen. Oder Du glaubst nicht einfach blind alles, sondern fängst an, etwas zu prüfen, in Frage zu stellen.

Glauben bedeutet genau das - Du WEIßT es nicht; Du kannst nicht zu hundert Prozent darauf vertrauen, dass das, was Dir vorgesetzt wird, der Tatsächlichkeit entspricht. Vielleicht ist es richtig, aber vielleicht auch nicht. BEWEISE die Richtigkeit - vorher ist es imer nur ein Vielleicht und selbst die schiere Masse, derer, die das Gegenteil behaupten und darauf pochen, dass es richtig sein müsse, weil es ja so geschrieben steht und Milliarden daran glauben, macht es nicht zu einer Tatsache.

Im Laufe der Zeit hat die Menschheit viele Erkenntnisse gewonnen. Menschen können sich über immense Entfernungen unterhalten. Heute selbstverständlich und keiner spricht von einem göttlichen Wunder - früher wurde man für solche Theorien als Ketzer verbrannt.

Wenn Du nicht selbst mit eigenen Augen etwas gesehen hast, kannst Du nie wirklich sicher sein, dass eine überlieferte Aussage wirklich stimmt. Und selbst, wenn Du etwas gesehen hast, kannst Du getäuscht worden sein. Wir können uns viele Zaubertricks nicht erklären und sind erstaunt; glauben an übernatürliche Fähigkeiten. Und sind dann ernüchtert, wenn die Tricks erklärt werden. Da ist dann keine Hexerei im Spiel; wir sind bewußt und erfolgreich getäuscht worden.

Andere Menschen zu täuschen ist kein Ding der Neuzeit; früher war das sicher etwas einfacher, weil man keine Kameras und andere technische Hilfsmittel hatte, mit denen man die Tricks hätte aufdecken können. Wenn dann jemand solch einer Aufführung beiwohnt und die Zauberei nicht erklären kann, gibt er das als wahr weiter. Im Laufe der Zeit wird das mehr und mehr verfälscht und weil es nicht erklärbar ist, wird es als Wunder dargestellt.

Denke selbst und wiederhole nicht einfach das, was Dir in der frühesten Kindheit als Wahrheit verkauft wurde, wenn es nicht physikalisch erklärbar ist.

Verloren gegangen ist übrigens auch das Wissen, wie die Rechtschreibung angewandt wird.

Ja, dieses Wissen ist "verloren gegangen". Genau wie das Wissen des Asklepios. Les dich mal rein: seine "Wundertaten" waren eine prächtige Vorlage für viele der angeblichen "Wunderheilungen" im Neuen Testament. Asklepios konnte Blinde wieder sehend machen, genau wie Jesus. Er wurde von seinen Verehrern als "Heiland" bezeichnet, genau wie Jesus. Er hat auch Tote aus dem Grab geholt, genau wie... Jesus. Sicher ein dummer Zufall...😉

Leider erinnert sich heute kaum noch jemand an das "Original". Asklepios lebt nur noch im Äskulapstab weiter, dem Stab mit der herumgewundenen Schlange. Jeder kennt ihn: er ist das Symbol der Ärzteschaft und findet sich als Zeichen an fast allen Apotheken. Ein schönes Andenken für die alte, griechische Legende.

Vielleicht gab es Asklepios wirklich. Vielleicht war er ein begabter Arzt mit außergewöhnlichen medizinischen Kenntnissen und Fähigkeiten. Nun wird heute allerdings niemand mehr ernsthaft glauben, dass dieser Mensch Verstorbene aus ihren Gräbern gerufen hat. Und es gibt eigentlich auch keinen Grund, so etwas bei den "Aposteln" zu glauben. Die Römer unterhielten überall rund um das Mittelmeer einen riesigen Beamtenapparat, der es locker mit der heutigen deutschen Bürokratie aufnehmen könnte. Wenn irgendwo in ihrem Herrschaftsbereich plötzlich tote Menschen quicklebendig herumgewandert wären, wäre das dokumentiert worden. Und zwar nicht nur in religiösen Propagandaschriften.

Ich gehe mal ganz stark davon aus, dass es da kein "Wissen" gab. Ich gehe davon aus, dass das nur Geschichten waren, die - wie "stille Post" - weitererzählt wurden und am Ende kam dann dabei heraus, dass Wunder geschehen waren. Mehr war da nicht. Es gab damals keine Wunder und es gibt sie heute - streng genommen - nicht. Da kann nichts gelehrt werden.

Ich denke nicht, dass man diese Fähigkeit erlernen kann. Da gibt es auch kein Wissen. Menschen haben eher gedacht, dass diese Fähigkeit einem von Gott gegeben wurde.

Das liegt daran, dass Jesus den Jüngern diese Vollmacht gab. Es ist nicht ein Geheimwissen über welches man verfügen kann.

Markus 3,14-15: "14 Und er bestimmte zwölf, die bei ihm sein sollten und die er aussandte, um zu verkündigen, 15 und die Vollmacht haben sollten, die Krankheiten zu heilen und die Dämonen auszutreiben:"
Mt 10,1 Da rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen  Vollmacht über die unreinen Geister, sie auszutreiben, und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.
Mk 6,7 Und er rief die Zwölf zu sich und begann, sie je zwei und zwei auszusenden, und gab ihnen  Vollmacht über die unreinen Geister.
Lk 9,1 Er rief aber seine zwölf Jünger zusammen und gab ihnen Kraft und  Vollmacht über alle Dämonen und zur Heilung von Krankheiten;
Lk 10,19 Siehe, ich gebe euch die  Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden.

Es sind auch Zeichen, dass der Messias da ist. Dies wurde im Alten Testament verheißen. Zum Beispiel in Jesaja:

Jesaja 35,4-6: "Sagt denen, die bestürzt sind: Seid stark, fürchtet euch nicht! Seht, euer Gott! Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes, er selbst kommt, um euch zu retten. 5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. 6 Dann wird der Lahme springen wie der Hirsch, und die Zunge des Stummen wird jubeln, denn in der Wüste brechen Wasser hervor und Flüsse in der Steppe. "
Jesaja 42,6-7: " Ich, der HERR, habe dich berufen in Gerechtigkeit und ergreife dich bei deiner Hand; und ich will dich behüten und dich zum Bund für das Volk setzen, zum Licht für die Heiden; 7 dass du die Augen der Blinden öffnest, die Gebundenen aus dem Gefängnis führst und aus dem Kerker die, welche in der Finsternis sitzen."

Die Frage ist jetzt, warum haben die heutigen Christen nicht mehr diese Vollmacht? Gott nutzte diese Zeichen ganz besonders als Zeugnis für Jesus. Später benutzte er es um die Gemeinde zu gründen. Zum Beispiel an Pfingsten. Gott gab den Aposteln diese Vollmacht um das Evangelium zu verbreiten und gab ihnen dafür Zeichen und Wunder. Diese Vollmacht hatten sie aber laut Bibel auch nicht dauerhaft. Man liest von den Gaben viel in den frühen Briefen des Paulus, aber in den späteren nicht mehr.

Zum Beispiel empfiehlt Paulus dem Timotheus etwas Wein für seinen Magen zu trinken. Warum sagte er nicht geh einfach zum nächsten Wunderheiler und lass dich heilen?

1Tim 5,23 Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens willen und wegen deines häufigen Unwohlseins.

Auch seine eigenen Beschwerden kann er nicht einfach wegheilen oder sich heilen lassen. Selbst nach 3 maligen beten verschwindet es nicht.

2.Korinther 12,7-9: "7 Und damit ich mich wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. 8 Seinetwegen habe ich dreimal den Herrn gebeten, dass er von mir ablassen soll. 9 Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen! Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne."

Auch ein Mitarbeiter von Paulus war todkrank und Gott erbarmte sich "nur" über ihn. Er wurde nicht einfach von Paulus oder jemand anderem geheilt.

Philipper 2,25-27: " Doch habe ich es für notwendig erachtet, Epaphroditus zu euch zu senden, meinen Bruder und Mitarbeiter und Mitstreiter, der auch euer Gesandter ist und Diener meiner Not; 26 denn er hatte Verlangen nach euch allen und war bekümmert, weil ihr gehört habt, dass er krank gewesen ist. 27 Er war auch wirklich todkrank; aber Gott hat sich über ihn erbarmt, und nicht nur über ihn, sondern auch über mich, damit ich nicht eine Betrübnis um die andere hätte."

Das sind alles Hinweise, dass die Zeichen und Wunder nur für die Anfangszeit der Gemeindegründung gegeben waren und deshalb heute nicht mehr unter Christen zu finden sind. Es gibt auch eine Bibelstelle die gerne herangezogen wird um zu argumentieren, dass die Zeichen weggehen. Dabei wird das Vollkommene als der Kanon der Bibel angesehen. Sobald also alle biblischen Schriften erfasst wurden, hörten die Wunder gänzlich auf.

1.Korinter 13,8-10: "Die Liebe hört niemals auf. Aber seien es Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. 9 Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise; 10 wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan. "

Mit dieser Ansicht wird natürlich nicht geleugnet, dass Gott Wunder tut und Heilung schenkt wenn wir darum bitten, aber es gibt keine Heiler mehr, die einfach ein Wort sprechen können und die Krankheit ist dahin.

Natürlich sehen das Pfingstler und Charismatiker ganz anders. Dort wird heute noch viel Wert auf Geistesgaben gelegt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – 3 Jährige Bibelschulausbildung