Arten von Wunder und deren Historizität?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Robino97,


zunächst etwas Grundsätzliches zur Bedeutung der neutestamentlichen Wunder:
Wunder sind keine Machterweise oder Zauberkunststückchen, sondern Zeichen der angebrochenen Gottesherrschaft. Sie werden erzählt, um eine Glaubenswahrheit deutlich zu machen. Sinn ist nicht die Geschichtlichkeit der Wunder, sondern die Aussage, die damit vom Evangelisten dargestellt werden soll.

Programm ist sozusagen Mk 1,15: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ – Und dann Lk 7,22: Blinde sehen wieder (Jes. 29,18b, 35,5a), Lahme gehen (Jes 35,6a) und Aussätzige werden rein (Jes 35,8), Taube hören (Jes 35,5b), Tote stehen auf (Jes 26,19) und den Armen wird das Evangelium verkündet (Jes 61,1b).
Weiterhin: Lk 11,20: Wenn ich die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen.

Arten der Wunder: Dämonenaustreibungen, Krankenheilungen, Totenerweckungen, Vollendungswunder (Offenbarung) - Auferstehung Jesu als zentrales Wunder.

Wunder sind nicht etwas, was den Naturgesetzen widerspricht, (wäre sonst ein seltsamer Gott, der seine eigenen Naturgesetze aufhebt...) sondern etwas, was wir von den Naturgesetzen nicht erwartet hätten.

Zur Historizität der Wunder:Jedes einzelne Wunder kann historisch sein, muss es aber nicht. Das ist nicht mehr kontrollierbar. Wunder sind nicht etwas, was den Naturgesetzen widerspricht, sondern etwas, was wir von den Naturgesetzen nicht erwartet hätten.

Zur Erzähltradition ein Zitat Anton Vögtle, kath. Dogmatiker: Um eine Glaubenswahrheit zu veranschaulichen, verwenden sie altbiblische Motive und Erzählschemata. Solche teilweise höchst spektakulär klingenden Lehrerzählungen, zu denen auch gewisse Wundergeschichten zählen, lassen nun einmal im Hörer keineswegs unbegründete Zweifel aufkommen, ob er hier wirklich an ein so erfolgtes, sicht- und hörbar wahrgenommenes Geschehen glauben muss.

Alle Wunder aber zielen letztlich auf die zentrale Glaubensaussage von der tatsächlichen Auferstehung Christi ab.

Literatur (empfehlenswert): Läpple, Alfred „Wunder sind Wirklichkeit“ Pattloch 1989

Nadelwald75  23.05.2017, 11:01

....vielen Dank für den Stern!

0
Robino97 
Fragesteller
 29.05.2017, 15:31

Nochmal Vielen Dank hab die Prüfung mit sehr gut bestanden :)

0

Die Wunder, die Jesus angeblich gewirkt hat, kann man nicht beweisen. Wie sollte das auch gehen? Die Generation, die Jesus noch persönlich gekannt hat, dürfte allerspätestens um 100 n.Chr. ausgestorben sein und ruht somit seit bald 2000 Jahren unter der Erde. Für eine Zeugenbefragung stehen diese Leute also nicht mehr zur Verfügung.

Somit bleibt es letztlich eine reine Glaubensfrage. Man kann an diese Wunder glauben, muss es aber nicht. Es ist denkbar, dass sich die Evangelisten diese "Wunder" ausgedacht haben, um die Legitimität ihres neuen Glaubens zu untermauern. Immerhin war Jesus selbst bereits tot, und seine Lehre war damals wie heute teilweise weltfremd und schwierig unzusetzen - man brauchte also gute Argumente, mit denen man neue Anhänger überzeugen konnte. Ein paar göttlich legitimierte Wunder konnten da... "Wunder wirken". Dieses Vorgehen war in der Antike durchaus beliebt.

Was die Historizität der Person Jesus selbst betrifft, so gibt es allerdings starke Hinweise auf seine tatsächliche Existenz. Unbestreitbare Beweise wirst du aber auch hierfür nicht finden.

ich lerne gerade für meine mündliche Abiturprüfung und stehe vor der Frage nach der Historizität der Wunder Jesu.

Vielleicht sollte man sich davor erst einmal mit der Historizität von Jesus selbst beschäftigen. Da sieht es (gelinde gesagt) überaus dürftig aus. 

Es gibt ja in den Evangelien einige Beispiele für sein Wirken.

Die wurden, wie man mittlerweile weiß, nicht wirlich von ihren Namensgebern geschrieben. Daher sind sie hier wertlos.

Kennt ihr Argumente die Für bzw, gegen sein Wirken sprechen? Bzw. Belege dafür?

Abgesehen von den Gesetzen der Naturwissenschaften? Zum Beispiel lässt sich klar belegen, daß diese angeblich vollbrachten Wunder aus älteren Quellen abgeschrieben wurden. Jesus, ob es nun einen Menschen dieses Namens gab oder auch nicht, kann sie also schonmal nicht erbracht haben, oder er war nicht der erste.

Habe schon etwas zur Erzähltradition und Worttradition gefunden, aber
verstehe noch nicht wie man damit die Wunder beweisen oder widerlegen
soll.

Also eigentlich weiß ich gar nicht, was ich dazu sagen soll. Leben wir nicht im 21. Jahrhundert? Da muss man Wunder nicht mehr widerlegen. Wir wissen mittlerweile, daß "Wunder" nicht existieren. "Wunder" haben immer eine natürliche, vollkommen unwundersame Ursache. Jedes Wunder ist keines mehr, sobald man die wahre Erklärung gefunden hat. War immer so. Und die einfachste Erklärung für Wunder ist immer noch das Talent des Menschen, Märchen zu erzählen

Zur Zeit Jesus haben die Menschen nicht anders getickt als heute.

Ich bewerte deshalb die beschriebenen Wunder nach den Dingen, die als aktuellere Wunder angesehen werden.

Da gibt es überwiegend Jahrmarktstricksereien, und wo es anders ist, da gibt es massive Verkennungen, begleitet von der Haltung, alles zu meiden, was Aufklärung bedeuten könnte.

Daneben gibt es "christliche Sekten", die ganz genau wissen, daß da "dank Jesus" mitten im brasilianischen Urwald fehlende Zähne nachgewachsen sind, daß tibetanische Mönche von Berg zu Berg schweben können usw.

Nun ja, wenn's umfangreicher geglaubt werden soll, genügt es, es einfach aufzuschreiben und das Schriftwerk als heilig zu bezeichnen.

Wenn Jesus tatsächlich Tote (also wirklich Tote) auferweckt hätte, dann wären sicher die Herrscher aus aller Herren Länder angeströmt gekommen, im Gepäck die Knochen längst Verstorbener.

Das einzige, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, ob es sich vielleicht doch um ein echtes Wunder handelt, ist der Umstand, daß von den Millarden Gläubigen kaum jemand begriffen hat, daß es in der Bibel um die epochenabhängige Verwirklichung ethischer und sozialer Absichten geht, und daß so etwas nicht durch Zaubersprüche (Gebete) oder die Einhaltung religiöser Rituale erreicht werden kann, sondern nur durch aktives Tun.

Ich glaube, dass die Wunder wirklich passiert sind.

Ich glaube an Gott, ich bin Christ.

Auch heute gibt es Wunder, die von Ärzten untersucht werden. Wenn es keine
wissenschaftliche Erklärung gibt, warum ein Mensch gesund wurde, dann
wird das Wunder auch bestätigt. Die Ärzte wissen auch nicht immer, dass ihre Untersuchungen für die Kirche sind.