Warum kommt Aeneas überhaupt nach Karthago/Nordafrika (Aeneis)?

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Aeneas und die troianischen Flüchtlinge wollten von Sizilien aus nach Italien weiterfahren. Ein Seesturm trieb sie an die Küste Nordafrikas, nahe der vor kurzer Zeit gegründeten Stadt Karthago. Der Seesturm ist aber nicht zufällig entstanden, sondern es steckt eine Absicht dahinter. Die Göttin Iuno, die aus mehreren Gründen zornige Gegnerin der Troianer ist (ihre Lieblingsstadt Karthago wird, wie sie – wenn auch ohne Kenntnis über das ganze bestimmte Schicksal - gehört hat, einst von einer Nachkommenschaft aus troianischem Stamm zerstört werden, Paris hat in seinem Urteil gegen sie entschieden und Iupiter hat Ganymedes [wie Paris aus der troianischen Königsfamilie] mit erotischer Absicht in den Olymp entführt), hat den Windgott Aeolus dazu gebracht, Stürme auf die Flotte loszulasssen. Ein Eingreifen des Meeresgottes Neptunus beruhigt dann die Lage und nur ein Teil der Schiffe ist verunglückt (Vergil, Aeneis 1,11 – 158).

Ein Seesturm ist in einem Epos ein typischer Bestandteil. In der Odyssee wird Odysseus wegen eines Seesturms schiffbrüchig, den der wegen der Blendung seines Sohnes Polyphemos zornige Meeresgott Poseidon ausgelöst hat. Die Dichtungen Homers sind ein Vorbild für Vergil gewesen.

Der Aufenthalt in Karthago bietet Gelegenheit für eine unglücklich verlaufende Liebesgeschichte zwischen Aeneas und Dido, der Königin Karthagos. Vergil gibt eine eingehende Darstellung mit Zügen einer Tragödie.

Teil des Schicksals (fatum) ist die Landung bei Karthago nicht ausdrücklich. Schickalsgemäß ist die schließliche Fahrt nach Italien und das Entstehen eines Keims zu einem zukünftigen Rom.

Die Göttinnen Iuno und Venus verabreden, auch wenn sie in Bezug auf die Troianer und Aeneas Gegenspielerinnen sind, aus jeweils taktischen Gründen, Liebesgefühle zwischen Aeneas und Dido in Gang zu setzen und zu fördern. Iuno möchte Aeneas für Karthago einspannen und von Italien, wo er nach Schicksalssprüchen die Grundlage für ein Volk und einen Staat legen würde, von dem in Zukunft der Untergang Karthagos kommen würde. Venus will als besorgte Mutter Sicherheit für ihren Sohn Aeneas und daher eventuelles feindseliges und heimtückischen Verhalten ausschließen. Zwar hat Iupiter ihr das Schicksal mit einer großen Zukunft in Italien bekräftigend kundgetan, aber Venus vertraut darauf emotional nicht völlig.

Iupiter hat schon Mercurius ausgeschickt, um für eine Neigung zu einer gastfreundlichen Aufnahme der Troianer in Karthago zu sorgen (Vergil, Aeneis 1, 297 – 304).

Iupiter ruft Aenaes durch den Götterboten Mercurius dazu auf, das Schicksal zu erfüllen und nach Italien zu fahren (wo er Lavinium gründen wird, woraus schließlich - mit der Zwischenetappe Alba Longa – Rom entstehen wird). Aeneas folgt dem Aufruf zu dieser Pflicht. Dido ist verzweifelt, als Aeneas heimlich fortfahren will und nicht davon abgebracht werden kann, sie zu verlassen. Dido hatte gelobt, ihren verstorbenen Ehemann Sychaeus als einzigen Mann zu haben, und nun scheitert die von ihr als Ehe eingeschätzte Beziehung zu Aeneas, für die sie von ihrem Gelöbnis abgewichen ist.

Dido begeht Suizid und ruft in einem Gebet an Gottheiten einen Fluch des Hasses und der Rache aus, auch zwischen den Völkern, der weit in die Zukunft reicht (Vergil, Aeneis 4, 607 – 629). Damit wird eine mythologische Erklärung für die Kriege zwischen Rom und Karthago (punische Kriege) gegeben. 

Es gibt in den griechischen Sagen häufig göttliche Stürme, um die Handlung zu verlängern. Hier musste in die Story noch die Liebesgeschichte mit Dido eingebaut werden, die so dramatisch endet, -

zur Erbauung der Zuhörer.

Die Götter haben mitgespielt, vor allem Zeus und Hera.

Äneas ist ganz schön lange auf dem Mittelmeer herumgeschippert.
Troja ca. 1200
Roms Gründung 723

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb