Warum kann das Urpferd nicht in der Steppe gelebt haben?

7 Antworten

das kann man aus dem veränderten Körperbau erschließen. Das moderne Pferd, dazu gehört auch das Wildpferd, ist für die Steppe und schnelle Fortbewegung geschaffen. Bist du mal durch den Wald geritten? Ich meine nicht, auf angelegten Reitwegen, sondern durch den richtigen Urwald? Da ist nichts mit schnellem Rennen und Fliehen, der Säbelzahntiger wäre begeistert.

Das Urpferd hingegen war für den Dschungel geschaffen, durch die Beschaffenheit seines Skeletts war es nicht für die freie Steppe gedacht. Zu langsam, zu klein. Im Dschungel war es genau richtig.

Aber hätte das Urpferd nicht auch in der Steppe leben können und das moderne Pferd im Wald?

Wenn wir uns den Körperbau des Urpferdchens (Eohippus bzw. Hyracotherium) ansehen, dann fallen einige Anpassungen auf, dass es ein Waldbewohner war:

  • Der Körperbau war vom Buschschlüpfertyp. Das heißt, dass die Hinterbeine länger als die Vorderbeine waren und dass der Rücken einen Buckel machte. Diese Körperform erleichterte das Vorwärtskommen im dichten Gestrüpp, wie es für die Kraut- und Strauchschicht in Wäldern typisch ist. Auch heute haben im Wald lebende Säugetiere einen ganz ähnlichen Körperbau, z. B. Agutis, Hirschferkel oder im Wald lebende Antilopenarten wie etwa Ducker oder Bongo-Antilopen.
  • An den Vorderbeinen waren vier, an den Hinterbeinen drei Zehen ausgebildet. Die Auflagefläche wurde damit größer, im weichen Waldboden sanken die Urpferdchen nicht so leicht ein. Unter den heutigen Tieren besitzt z. B. der Elch, der in sumpfigen Waldgebieten mit reichlich vorhandenen Wasserpflanzen lebt, eine ganz ähnliche Anpassung. Seine Hufe sind sehr breit und können weit gespreizt werden, um ein Einsinken im Morast zu verhindern.
  • Die Backenzähne waren niedrigkronig. Das lässt darauf schließen, dass das Urpferd vorwiegend ein Selektivfresser (Browser) und kein Weidetier (Grazer) war. Seine Hauptnahrung bestand v. a. aus weichen Blättern, ergänzt durch Früchte.

Moderne Pferde (Equus) sind hingegen an offene Steppen- und Savannenlandschaften angepasst. Tatsächlich leben auch alle rezenten Pferdearten (Wildesel, Asiatische Esel, Zebras und Przewalskipferd) in offenen Graslandschaften. Entstanden sind die modernen Pferde allerdings in Nordamerika in den Prärien, wo sie jedoch ausstarben. Anpassungen an das Leben in der Steppe sind:

  • Die modernen Pferde besitzen an jedem Bein nur noch einen Zeh, der das ganze Gewicht trägt. Die Beine sind lang und schlank und der Rücken verläuft gerade. Damit sind größere Schritte möglich. Im offenen Grasland gibt es ja keine Büsche, in die die Pferde bei Gefahr schlüpfen und sich verstecken könnten. Ihre Abwehrstrategie vor Fressfeinden ist deshalb die schnelle Flucht. Auch andere Sacannentiere weisen einen ähnlichen Körperbau mit langen Beinen auf, z. B. Impalas oder Geparden.
  • Die Backenzähne sind hochkronig. Das weist darauf hin, dass Pferde v. a. Gras fressen. Gräser besitzen in ihrem Gewebe eingelagerte Silikatkristalle, sog. Phytolithe. Sie sind ein Fraßschutz, denn sie sind hart und Zähne nutzen sich an Gräsern schnell ab. Die hohe Zahnkrone der Pferde mit ihren Schmelzleisten nutzt sich langsamer ab.

Aber trotzdem ist die geläufige Annahme, die Pferde hätten sich in einer geraden Linie von kleinen Waldbewohnern hin zu großen Lebewesen der Savanne entwickelt, falsch. Die Evolution der Pferde verlief nicht in einer linearen Abfolge, wie es etwa auf dieser Abb. dargestellt ist. Vielmehr war das Ergebnis der Evolution der Pferdeartigen ein sich weit verzweigender Stammbaum, dessen verschiedene Äste sehr unterschiedliche Entwicklungsverläufe nahm, wie es dieser Stammbaum illustriert. Tatsächlich haben bis vor kurzer Zeit noch kleinere blattfressende Pferdeartigen neben großen Pferden der Steppe gelebt. Die Gattung Sinohippus lebte beispielsweise noch bis vor etwa 6 Mio. Jahren. Nannippus lebte sogar noch vor rund 1.8 Mio. Jahren in Nordamerika, besaß noch drei Zehen und ernährte sich wohl nicht nur von Gras, sondern überwiegend von Laub. Erst dadurch, dass heute nur noch die Gattung Equus vom einst weit vielfältigeren Pferdestammbaum übrig ist, entsteht der Eindruck einer linearen Abfolge von Wald- zu Steppenbewohnern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Die Urpferde hatten eine Schulterhöhe von um die 40 Zentimeter, damit wären sie ohne Deckung in der Steppe ganz schnell die Opfer von Adlern und schnellen Laufvögeln geworden.

Heutige Pferde sind größer, schneller, wehrhafter, Zebras beispielsweise verpassen auch einmal einer Löwin einen Tritt. Im Wals würde sie zu wenig Nahrung finden.

Klär für Dich mal was ein Wald ist? Was genau für Wälder gemeint sind mit dem Lebensraum des Urpferdes.

Dann erübrigt sich die Frage!

Aber hätte das Urpferd nicht auch in der Steppe leben können und das moderne Pferd im Wald? Ich hoffe, ihr könnt mir das erklären!
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut

5 Zehen, die sich spreizen lassen =weicher Waldboden.

1 Zehe mit hartem Huf=härter Steppenboden

Urlewas  02.03.2023, 19:09

Kurz und gut.

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