Warum ist Polyamorie so wenig populär obwohl sich die herrschende serielle Monogamie nicht bewährt?

Eimerkopf  10.06.2022, 20:44

Warum bewährt sich die serielle Monogamie nicht? Woran macht man das Fest?

Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.06.2022, 20:47

Weil es meist nach einiger Zeit Trennungen gibt und man dann bis zur nächsten Partnerschaft oft jahrelang allein ist!

9 Antworten

Hallo Rotfuchs716,

sehr viele Partnerschaften halten - und man bekommt eher Trennungen mit, da diese sehr häufig mit Schmerzen verbunden sind. Nichtsdestoweniger teile ich die Meinung, dass heute Partner*innen "weggeworfen" werden: wenn z.B. bestimmte Erwartungshaltungen nicht (mehr) erfüllt sind. Es zerbrechen aber auch Partnerschaften an nicht gelösten Problemen im Alltag, oder wenn die Partnerschaft keinen Sinn mehr ergibt.

Das wird mit einer Polygamie - hier im Sinne, dass mehr als zwei Menschen miteinander eine Partnerschaft eingehen - nicht viel anders. Es ist dann zu erwarten, dass eine Teilmenge von Partner*innen eine solche Partnerschaft verlassen.

Immerhin, es mögen noch Partner*innen verbleiben - und da mag ein "Vorteil" gegeben sein.

Den Begriff der Polyamorie sehe ich in Personen, die mehr als eine weitere Person lieben. Das lässt sich mit dem universalen Ansatz der Liebe, der sich nicht von einer Parnterschaft ableitet, als etwas Natürliches begründen.

In der Polygamie - im obigen Sinne - sehe ich eine moderne Form der Parterschaft, die von dem Paradigma der Paare abweicht. Sie ist noch nicht sehr weit verbreitet, auch gesetzlich noch nicht so recht erfasst. Dann ist das Paradigma der Paare sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt.

Ich vermute, dass sich zukünftig noch mehr Partnerschaften zu mehreren Personen finden. Ich vermute auch, dass sich sehr viele Freund*innen in Partnerschaften in aller Nähe zueinander integrieren, ohne dass sie selbst in die Parnterschaft eintreten. Ebenso mag es sehr viele Menschen, die nicht in einer Partnerschaft leben, geben, die aber im Freundeskreis alle Nähe mit Freund*innen teilen.

Eine Partnerschaft wird sich dann nicht mehr klassisch über sehr große Nähe sondern über ein gemeinsames Leben und Sein definieren.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – langjährige Lebenserfahrung und persönliche Anschauung

Polyamore Beziehungen haben einige gewichtige Nachteile.

1. Wenn jede Person ca. 2-4 Geschlechtspartner hatt die wiederum auch 2-4 Partner haben begünstigt das die Ausbreitung von Krankheiten.

2. Wenn Du in einer Beziehung mit mehreren Personen bist und eine der Personen wird zu "anstrengend" gibst du sie eher auf. Weil Du die Möglichkeit hast schnell auszuweichen und auch Dir einreden kannst die anderen Partner werden sich schon kümmern (das nennt sich Verantwortungsdivusion)

3. Ist es für die meisten Personen schwer die gleiche nähe zu verschiedenen Personen aufzubauen 1 oder mehrere wären ganz klar Zweitpartner und das wäre für fast alle nicht ausreichend.

4. Bestehen Beziehungen nicht nur aus Spass sondern auch aus Pflichten (Kinder Erziehung, Hausarbeit usw) das mit mehreren Personen die alle ihren Senf dazu geben wollen zu stemmen ist für die meisten extrem schwierig. Besonders ohne Struktur und Hierarchie was in Beziehungen heutzutage nicht mehr so erwünscht ist.

5. Emotionale Gründe wie zb. Eifersucht usw.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.06.2022, 21:06

Eifersucht kennen polyamore Menschen nicht!

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Eimerkopf  10.06.2022, 21:10
@Rotfuchs716

Damit hast Du die Antwort die polyamore verlangt von einem Menschen das er eine normale gesunde Emotion unterdrückt bzw nicht hatt.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.06.2022, 21:11
@Eimerkopf

dies wenn man Eifersucht als normal einstuft. Aber sollte man das wirklich?

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Eimerkopf  10.06.2022, 21:16
@Rotfuchs716

Jede Emotion ist normal auch solche Dinge wie Hass, Neid oder eben Eifersucht. Wenn man solche Dinge verdrängt ist das bestimmt nicht der beste Weg um glücklich zu sein und andere glücklich zu machen und das ist die Hauptsache in einer Beziehung.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 11.06.2022, 16:35
@Eimerkopf

Eifersucht ist eine Sucht die mit Eifer sucht was Leiden schafft!

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Htddoc  25.02.2023, 17:42
@Rotfuchs716

Da irrst du. Auch unter Familienmitgliedern gibt es Eifersucht, die es nach deiner Logik nicht geben dürfte. In einer Familie liebt jeder jeden. Eine polyamouröse Beziehung ohne Sex.

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Hoppeti  23.02.2023, 17:01

Also dein Punkt 1 - wo nimmst du denn bitte solche Annahmen her? Polyamor zu leben bedeutet doch nicht "Freifahrtschein und querfeldein Ringelpitz mit Anfassen" mit 2-4 oder sontwievielen Partnern. Polyamor zu leben bedeutet nicht, ständig wechselnde Partner zu haben.
Punkt 2 ist auch Blödsinn , denn Polyamore Beziehungen haben mehr Gleichgewicht, als eine rein monogame Beziehung. (Sofern man eine echte Polyamore Bezeihung lebt wohlgemerkt) Genau das Gegenteil Deiner Annahme ist der Fall. Und wird ein Partner tatsächlich so handeln, dann war er schon vorher ein Idiot :-D
Punkt 3: Ja für die MEISTEN Menschen, aber nicht für einen Menschen, der poly ist. Ich glaube es wird immer wieder verschätzt, was Polyamorie eigentlich ist. Das suchst Du Dir nicht aus, das passiert. Vielleicht 1 x in Deinem Lebebn, vielleicht 10 x - aber es ist wie mit allen anderen Beziehungen auch. Sie kommen und gehen, bei dem einen eben häufiger, bei dem anderen nicht. Aber wer wirklich eine aufrichtige Poly-Beziehung führt, der hat Nähe zu beiden Partnern. Es gibt keinen Erst und keinen Zweitpartner. Es ist nicht wie in einer Ehe mit Affaire und auch nicht wie bei Scheich Abdulla mit Erstfrau und Folgefrau.
Es ist wirklich schade, dass das in den Köpfen der Menschen so verhaftet ist.
Aber so eine Meinung darüber können eben lediglich "nicht polyamoröse Personen" haben. Tut mir leid, ist aber so.
Punkt 4: wird auch klar strukturiert und getrennt und klappt doch schon in den meisten Mono-Beziehungen nicht, ist also auch kein Argument.
SOrry aber du HAST keine Argumente dagegen.
Ausser Punkt 5.... und die muss es geben, ja die MUSS es geben. Du wächst daran, redest und stellst am Ende fest; Eifersucht in einer Polybeziehung, die einfach "läuft" ist nicht hemmend oder zerstörend.
Innerhalb einer geschlossenen Polybeziehung ist alles gar nicht so schwierig, wie es scheint.
Allerdings ist eine gewisse Reife Voraussetzung. Das hat nichts mit dem Alter als Zahl zu tun, aber mit der inneren Einstellung, Lebenserfahrungen und vielem mehr

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Serielle Monogamie ist für viele Menschen einfach immer noch alternativlos. Ich vermute, dass einige Menschen für sich noch gar nicht überlegt haben, ob eine Alternative für sie in Frage kommt.

Polyamorie ist in den Medien und in unserer Gesellschaft derzeit noch wenig präsent. In den letzten 10 Jahren hat sich dahingehend zwar viel getan, aber trotzdem sind offen polyamor lebende Menschen noch recht selten bzw werden wenig wahrgenommen.

Ein weiterer Grund für den Mangel der Popularität ist vermutlich, dass poly zu leben durchaus anspruchsvoll ist, was die Umsetzung angeht. Nicht jede Person möchte ein noch komplexeres Beziehungsgeflecht pflegen.

Außerdem sind den meisten Menschen die Vorzüge von Polyamorie (mehr Netzwerk, mehr Hilfe bei Krisen/Krankheit/Veränderung, mehr Nähe&Liebe, mehr Personen zum Reden, für Urlaub, für die Finanzierung von Projekten, Ressourcenteilung, mögliches persönliches Wachstum...) vermutlich nicht so klar, denn sie denken erstmal nur an die vermuteten Nachteile (Eifersucht, Teilen, Zeitmanagement, viel nötige Kommunikation...). Denkt man vor allem an die Nachteile, dann kann einen das ja abschrecken. Gegebenenfalls probiert man es dann gar nicht erst aus oder informiert sich.

Hinzu kommt vermutlich die oft gefürchtete soziale Ausgrenzung, denn man lebt dann ja anders als die meisten anderen. Nicht jeder möchte so leben, dass man sich regelmäßig outen muss oder sich verstecken.
Ich kann mir jedoch vorstellen, dass sich in den kommenden Jahrzehnten mehr und mehr Menschen für eine flexiblere Beziehungsweise entscheiden werden als die klassische Paarbeziehung ohne Öffnung. Man sieht diesen Trend ja bereits jetzt in Städten. Ganz so unpopulär ist die Polyamorie nämlich gar nicht mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Polyamorie  25.04.2023, 18:54

Tinder hat die Option "Polyamorie" gerade mit aufgenommen.

Andere Apps wie Okcupid sind sogar bekannt dafür, dass sich dort polyamore Menschen daten.

Polyamorie Stammtische und Facebookgruppen informieren und vernetzen Interessierte online und vor Ort.

Es gibt sogar den Verein Polyamorie e.V., der eine poly-friendly Therapeut:innen & Berater:innen-Liste führt oder das polyamore Netzwerk, die deutschlandweite Treffen organisieren.

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Ich sehe nicht, dass sich Monogamie im Großen und Ganzen nicht bewährt hätte. Günde dafür, dass Beziehungen in die Brüche gehen gibt es mit Sicherheit viele, doch ich sehe Polyamorie weder als Lösung noch als Gegenentwurf.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 25.02.2023, 17:33

wie siehst du dann die Problematik der Einsamkeit nach Trennungen?

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Cublin  25.02.2023, 17:39
@Rotfuchs716

Ich sehe Einsamkeit als durchaus großes Problem an, aber nicht vordergründig in Bezug auf Trennungen. Unglaublich viele Menschen fühlen sich heute einsam und es werden immer mehr. Das ist schrecklich und muss sich dringend ändern.

Doch wenn jemand über ein gutes, stabiles und vertrauenvolles soziales Netz verfügt und über die romantische Beziehung hinaus bedeutungsvolle Beziehungen unterhält sehe ich keinen Grund dafür, dass man nach einer Trennung in ein Loch fallen würde und extrem einsam würde.

Im übrigen sehe ich aber auch keinen Vorteil der Polyamorie. Auch eine polyamore Beziehung kann genauso in die Brüche gehen, sodass einer oder mehrere Beteiligten allein dasteht. Dann gilt wieder Obiges.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 25.02.2023, 17:43
@Cublin

Du wirst in der Polyamorie kaum von allen gleichzeitig verlassen werden!

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MayFire  25.02.2023, 17:48
@Rotfuchs716

Ich für meinen Teil, verstehe den Zusammenhang nicht. Die "einsame Phase" hat ja nicht zwingend etwas mit dem Beziehungstyp zu tun, den Trennungen tun immer weh und können immer mit emotionalem und sozialen Rückzug einhergehen, selbst wenn es noch andere Partner gibt. Außerdem gibt es durch aus monogame Personen, die sich dann einfach in die nächste feste Beziehung werfen und niemals allein sind.

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Cublin  25.02.2023, 17:49
@Rotfuchs716

Ich kann da nicht aus Erfahrung sprechen, aber sofern du eine gemeinsame polyamore Beziehung führst und diese auch als zentralen Bestandteil deines Lebens betrachtest, fällt es mir persönlich schwer zu glauben, dass sich zwei Parteien voneinander lösen (womöglich noch im Streit) und alles andere so bleibt wie es war.

Von einer gemeinsamen Wohnung oder gar Kindern ganz zu schweigen.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 25.02.2023, 17:53
@MayFire

Die nächste Beziehung ist mitunter Jahre entfernt oder kommt eventuell nie wenn du zum Beispiel an einem Ort bist wo fast alle anderen Menschen gebunden sind oder niemand suchen oder dich nicht wollen. Im übrigen sind Trennungen leichter zu verarbeiten wenn Menschen da sind die einen auffangen.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 25.02.2023, 17:54
@Cublin

man muss dann halt die nötigen organisatorischen Anpassungen vornehmen.

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Cublin  25.02.2023, 18:01
@Rotfuchs716

Und inwiefern bietet die polyamore Beziehung dann mehr Stabilität und weniger Einsamkeit?

So wie ich es mir vorstelle wären die notwendigen "obligatorischen Anpassungen" bei einer Trennung viel größer. Und auch die potentielle Einsamkeit würde ich mir persönlich als schwerwiegender vorstellen, wenn womöglich sogar mehrere Partner gleichzeitig wegbrechen.

Denn wie ich sagte stelle ich es mir persönlich durchaus schwer vor nur eine einzige Bindung zu kappen, während ich alle anderen weiter unterhalte und die andere Person ebenfalls.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 25.02.2023, 18:07
@Cublin

Es scheint mir unwahrscheinlich, dass mehrere gleichzeitig wegbrechen. Ausgeschlossen ist das natürlich nicht, aber man ist halt besser abgesichert. Wenn du mehrere Partnerinnen hast riskierst du weniger irgendwann allein zu sein!

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Also offene Beziehung finde ich gut und eine monogame Beziehung würde ich nicht führen, für niemanden mehr. Polyamore Beziehungen stelle ich mir in einzelnen Situationen zwar schön, jedoch sehr schwierig umzusetzen vor. Wäre mir zu stressig.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.06.2022, 20:56

wieso stressig?

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RagingDemon  10.06.2022, 21:09
@Rotfuchs716

Naja, ich war jetzt mit meiner Freundin zwei Wochen verreist.

1. War es schwierig genug zu zweit gleichzeitig Zeit zu finden.

2. Muss man dann ja ein Zimmer zusammen bekommen für bsp. 4 Personen

3. Ist das Beziehungsgefüge nicht gerade in vielen Kreisen gesellschaftlich akzeptiert

4. Darf ja niemand vernachlässigt werden.

5. Muss man sich mit mehreren Leuten über Dinge einigen, was schwierig wird, denke ich

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RagingDemon  10.06.2022, 21:17
@Rotfuchs716

Ne, Beziehungen sind nichts was ich mal ausprobiere, dafür sind sie mir zu wichtig. Und ich verliebe mich auch nicht gerade schnell.

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