Warum ist Österreich auf dieser Postkarte von 1921 bereits an Deutschland angeschlossen?
Hallo,
ich bin kürzlich auf diese Postkarte von 1921 gestoßen.
1918 ist Österreich-Ungarn zerfallen. Erst 1938 wurde Österreich an das deutsche Reich angeschlossen.
Wie konnte bereits 3 Jahre nach Ende des IWK und 17 Jahre vor dem Anschluss eine solche Postkarte entstehen?
Quelle:
https://www.politische-bildung.nrw.de/fileadmin/imperia/md/content/pdf-publikationen/28.pdf
10 Antworten
Najo er hat halt Deutschösterreich zusammengefasst. Wir reden auch manchmal von Europa, mal von Asien und mal von Eurasien. Man kann durchaus Sachen aufgrund bestimmter Merkmale zusammenfassen, sei es die Sprache, Kultur, Mentalität oder was auch immer.
Da muss man etwas in die historischen Details gehen. Die Postkarte zeigt nicht nur Österreich (mit dem Sudetenland, Deutsch-Südtirol und anderen überwiegend deutsch besiedelten Gebieten), sondern auch alle nach dem 1.Weltkrieg verloren gegangen Gebiete des Deutsche Reiches. Was jetzt Österreich angeht, so etablierte sich nach dem Zerfall Österreich-Ungarns der verbliebene deutschsprachige Rest als Republik Deutsch-Österreich, das nicht nur das Staatsgebiet der 1945 wieder hergestellten Republik (manchmal auch als Zweite Republik bezeichnet) Österreich, sondern es wurden auch alle umliegenden deutschsprachigen Gebiete reklamiert, vor allem der deutschsprachige Teil Böhmen und Mährens (zu dem auch die Sprachinsel Iglau zugerechnet wurde), dazu noch der per manipulierter Volksabstimmung bei Ungarn (das nach den Friedensbestimmungen das Burgenland an Österreich abtreten musste) Gebiet um Ödenburg (heute Sopron), nördliche Teile des heutigen Sloweniens (damals als Süd-Kärnten und Süd-Steiermark bezeichnet), sowie die deutschsprachige, an Italien gefallene Provinz Bozen in Tirol.
Die Siegermächte schafften Fakten, was einmal ein britischer Diplomat zynisch als ein Kompromiss zwischen der Gerechtigkeit und den Interessen des Siegers bezeichnete. Österreich wurde die Führung des Namens Deutsch-Österreich untersagt, ebenso wie alle Anschlussbestrebungen (trotz positiver Volksabstimmungen in einigen Bundesländern, Vorarlberg war eine Ausnahme, die hätten sich wegen ihrer alemannischen Wurzeln lieber der Schweiz angeschlossen) an die Deutsche Republik.
Nach dem 2.Weltkrieg war man im Osten weniger zimperlich, die Deutschen wurden einfach aus allen Gebieten vertrieben, die von den Siegern reklamiert wurden. Weil dieses im Westen nicht geschah, konnte die Deutsch-Französische Freundschaft zum Kristallisationskeim eines neuen friedlicheren Europa werden.
Das war halt eine politische Partei oder Bewegung, die so etwas wollte. Nach der karte, die sie da zeichnen, mit Annektion von weiten Teilen Polens, der Tschechoslowakei und Frankreichs könnten das durchaus die Vorläufer der Nazis gewesen sein... oder irgendwelche Deutsche-nationale, von denen gab es damals viele...
Realistisch war es damals nicht...
Interessant ist allerdings, dass sie die Schweiz (Deutschschweiz) nicht einverleiben wollten... Die haben wahrscheinlich verstanden, dass die Schweizer daran kein Interesse hatten...
Du siehst auf der Postkarte die beiden Hauptakteure der Mittelmächte: Deutschland und Österreich.
Nach dem Krieg gab es Österreich-Ungarn ja nicht mehr und in dem Vielvölkerstaat sprach man auch überall eine andere Sprache.
Hier abgebildet sind nur deutschsprachige Gebiete, die am Krieg teilnahmen.
Die schwarzen Gebiete sind die damals aktuellen Staatsgrenzen, die nach dem Krieg für die Weimarer Republik und Österreich galten.
In rot sind dagegen die Gebiete, die durch die Kriegsniederlage verloren gingen, eingezeichnet. Für Österreich ist das allerdings nur wirklich österreichisches Gebiet, also ohne den Verlust Ungarns und der ganzen Balkanländer.
Österreich war nicht an Deutschland angeschlossen, es ging viel mehr um die Verbundheit der beiden Länder, die gemeinsam verloren hatten.
Das spielt wohl ein bisschen auf den Deutschen Bund von 1815 bis 1866 an. Und eben auf die politische Situation in Deutschösterreich, wobe es eben die zwei Pole der Sozialdemokraten und der Konservativen gab.
Zeitlich scheint die Karte das Münchner Abkommen abzubilden. Also so, wie es dann geschlossen wurde.
Wüste Zeiten zwischen dem Deutschen Kaiserreich und der Weimarer Reichsverfassung.