1.Weltkrieg!Was war die militärische Aufgabe der Soldaten im Schützengraben?

2 Antworten

In Stellungskrieg und Materialschlachten verflüchtigte sich endgültig der Siegespatriotismus der ersten Kriegsmonate bei den Soldaten. Was blieb, war die Gemeinschaft des Schützengrabens, ein Leben in Unterständen, manchmal bis zu zehn Metern unter der Erde, inmitten einer surrealistischen Schlachtlandschaft von Laufgräben und Stacheldrahtverhauen, mit verstümmelten, faulenden Leichen und zerrissenen Gliedmaßen, wieder und wieder umgepflügt durch Granaten.

An die Stelle des idealistischen Kriegsfreiwilligen von 1914 traten mit längerem Verlauf des Krieges der desillusionierte, harte Frontkämpfer für den das Kämpfen kalte, mechanische Pflichterfüllung war. Die Gesetze bürgerlicher Normalität waren in dieser harten Männergesellschaft außer Kraft gesetzt. Abstumpfung, Verrohung, Hass auf die militärischen Vorgesetzten und Verachtung für die Etappe prägten den Frontalltag. Von dieser Wirklichkeit war die Familien- und Arbeitswelt der Vorkriegszeit weit entrückt. Nur gelegentlich, zwischen den Kampfpausen, tauchten die Erinnerungen an bessere Tage auf, an das friedliche Zusammensein daheim. Doch solche Träume und Visionen entlasteten nur für Augenblicke von der furchtbaren Gegenwart des Todes um den Einzelnen.

Die Erfahrungswelten von Front und Heimat traten auseinander. Wer als Urlauber für wenige Wochen wieder in das Normalleben zurückkehrte, fühlte sich nicht selten fremd, das war aber ebenso der Fall bei Frau und Kind, Eltern und Geschwister, denn er war durch den Krieg oftmals ein Fremder geworden. Die Folge war eine oft beklemmende Sprachlosigkeit, die Unfähigkeit, sich über die unterschiedlichen Erlebnisse zu verständigen. Gleichzeitig rückten Front und Heimat in einem Punkt zusammen und zwar in der gemeinsamen Gegnerschaft gegen den Krieg. In den Briefen an ihre eingezogenen Männer berichteten verzweifelte Frauen von den Entbehrungen ihres Kriegsalltags. Zwar waren die Postüberwachungsstellen bemüht so etwas zu verhindern, doch war eine lückenlose Kontrolle und Zensur des Briefverkehrs angesichts des gewaltigen Umfangs der Feldpost nicht möglich. Viele Soldaten an der Front waren sehr darum bemüht, die Briefzensur zu unterlaufen, etwa indem sie Urlaubern Briefe zur Beförderung mitgaben.

Zwischen der Kriegsmüdigkeit an der Front und in der Heimat bestand eine enge Wechselwirkung. Urlauber trugen die Missstimmung im Heer in die Heimat und kehrten, den Krieg endgültig satt, an die Front zurück. In ihren Erzählungen über die Zustände in der Heimat mischten sich eigene Beobachtungen mit Gerüchten, die in der Bevölkerung kursierten. Solche Gerüchte waren nicht nur ein Ventil für die aufgestaute Erbitterung, sondern auch ein Ausdruck des Misstrauens in die staatliche Informationspolitik und die von ihr gelenkte Presse.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus
MeinName927  12.12.2023, 11:46

Ein beachtlicher Beitrag, ja, Experte bleibt Experte, bzw. in diesem Fall Expertin! Danke!

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¹Stellung halten| dann ²angreifen| falls gewonnen zurück zu ,,¹,, falls verloren ³Zurückziehen| dann wieder ,,¹,,.