Warum ist Melancholie schön?

8 Antworten

Wer sich tiefsinnige und manchmal vielleicht tragische Gedanken macht und auch mal eine gewisse Sentimentalität oder Melancholie zulässt, der lebt einfach viel intensiver und gefühlsbetonter als ein kühler nüchterner Theoretiker, der alles berechnen und begreifen will, aber es im Kern doch nie begreift weil er durch seine Nüchternheit die wahren Bewandtnisse nie kapiert - und er kann die Welt dadurch viel facettenreicher und eindrücklicher auf sich wirken lassen. Ich finde es sehr schön, wenn jemand diese Gefühle zulässt - die Zeiten, in denen Sprüche wie "ein deutscher Junge weint nicht" geklopft wurden, sind vorbei und das ist auch gut so.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die Melancholie, Antifaschist7,

also - dass sie nicht für jeden schön ist, haben dir ja schon einige User mitgeteilt.

Für mich ist sie ein Seelenzustand, der uns die ganze Wirklichkeit unseres Menschseins ahnen lässt – und von diesem Ahnen lasse ich mich berühren.

Allerdings erlebt jeder Mensch „seine Wirklichkeit“ anders.

Wer als überzeugter Rationalist für sich beansprucht, nur das als Wirklichkeit anzuerkennen, was ihm die Evidenz liefert und der Intellekt strukturiert, kann eine melancholische Gestimmtheit nur als Ausdruck erbärmlicher Schwäche deuten.

So schrieb artagnan:

An Melancholie gibt es nichts "Schönes".
Nabelschauende Heulsusen mögen sich das zwar einbilden, aber die sind eine belächelte Minderheit.

 Zwar halte ich mich nicht für eine nabelschauende Heulsuse, aber es mag schon sein, dass ich zu einer belächelten Minderheit gehöre.

Melancholie ist ein Wort, das schon immer Erlebnisweisen in Grenzbereichen zum Inhalt hatte:

Depression, Schwermut, Versuchung durch den Teufel, Mönchskrankheit – fast immer wird und wurde ein enger Bezug zu seelischen Störungen gesehen.

Für mich hat Melancholie einen krankhaften und einen „wirklichkeitserschließenden Aspekt“.

Sigmund Freud erklärte sie folgendermaßen:

„Die Melancholie ist seelisch ausgezeichnet durch eine tiefe schmerzliche Verstimmung, eine Aufhebung des Interesses für die Außenwelt, durch den Verlust der Liebesfähigkeit, durch die Hemmung jeder Leistung und die Herabsetzung des Selbstgefühls, die sich in Selbstvorwürfen und Selbstbeschimpfungen äußert und bis zur wahnhaften Erwartung der Strafe steigert.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Melancholie

Ich finde solche pathologischen Reaktionen allerdings kaum verwunderlich, wenn wir uns unserer menschlichen Wirklichkeit öffnen.

Wer mit einem arg gesunden Menschenverstand ausgestattet ist weiß, dass es jenseits des Wahrnehmbaren und Denkbaren nur das "Nichts" gibt,

das der „Realist“ vermutlich aber auch noch nicht gesehen und gedacht hat ;-)

Wir Menschen können aber mit der Ahnung des „Drüberhinaus“ beschenkt werden. Es gibt - für mich - diese unsichtbare und undenkbare Wirklichkeit des „wahren Selbst“.

In einer "gesunden" melancholischer Gestimmtheit empfinden wir diese Anmutung ohne in die Verleugnung unserer empirischen Wirklichkeit zu flüchten.

Das darauf erwachsende Erleben hat oft künstlerische Ausgestaltung erfahren.

(Siehe Näheres z.B. auch bei Wikipedia, Link oben)

Ein für mich besonders eindrucksvolles Gedicht, das der Melancholie Ausdruck verleiht, stammt von Juan de la Cruz, "Noche Oscura".

Eine englischsprachige Version von Loorena McKenitt trägt den Titel:

„THE DARK NIGHT OF THE SOUL“, „Die dunkle Nacht der Seele“.

https://www.youtube.com/watch?v=_MnEwaSdlnk

Hallo,ich finde Melancholie hat 2 Seiten.Eine schöne,in der man z.B. an schöne Erlebnisse aus der Vergangenheit denkt.Und eine,wo man traurig ist,wenn man sich z.B. an die Vergangenheit klammert ,nicht loslassen möchte,und dann weinen muss.LG

melancholische melodien finde ich wunderschoen. Dabei kann ich mich freuen, nachdenken oder es hilft auch beim traurig sein

An Melancholie gibt es nichts "Schönes".

Nabelschauende Heulsusen mögen sich das zwar einbilden, aber die sind eine belächelte Minderheit.