Warum ist man direkt Kommunist wenn man Aspekte des ungesunden Kapitalismus kritisiert?

3 Antworten

Wir haben gelernt die Welt in gut und böse, schwarz und weiß einzuteilen. Es gibt kein „dazwischen“ mehr, sondern nur „für uns“ oder „gegen uns“. Es ist einfacher Menschen nach den ersten Eindrücken in eine Ecke zu quetschen als ihr Denken und Handeln zu hinterfragen und differenziert zu betrachten.

Du bist kein Kommunist wenn du den Kapitalismus schlecht findest und du bist auch nicht gleich ein Nazi wenn du eine emotionale Bindung zu dem Ort hast, an dem du geboren wurdest. Du bist auch nicht linksextrem wenn du mit den Theorien des Kommunismus und Anarchismus sympathisierst und Staat und System kritisierst. Du bist wer du bist und nicht jemand den dir andere zuschreiben. Es gibt Leute die solchen Schubladen sehr nahe stehen, aber es sind eben nicht gleich alle.

Ich stehe auch für linke Werte, ich bin aber weder Kommunist, noch Sozialist. Ich würde eher behaupten sozialistisch und Kommunistisch „geprägt“ bzw „inspiriert“ zu sein. Ich habe trotzdem meine Zweifel an diesen Systemen. Ich halte viele Ideen der Systeme für inspirierend und zielführend, aber ich habe noch immer meine Meinung und muss nicht alles toll finden was der Kommunismus oder Sozialismus vorschreibt. Ich habe einen eigenen Kopf zum denken.

Genauso hast du deinen Kopf zum denken und zum differenzieren. Wenn andere nicht differenzieren können, dann sei stolz auf dich dass du es kannst. Irgendwer muss es ja können wenn es die anderen nicht können ;)

Woher ich das weiß:Hobby – Beschäftige mich gern mit philosophischen Themen

Gibt doch kaum Menschen die verstehen, was Kapitalismus bedeutet. Die Eigenschaften, die von den meisten Menschen dem Kapitalismus zugeordnet werden, sind eigentlich Eigenschaften anderer Systemaspekte - bei 90 von 100 Fällen werden fälschlicherweise Aspekte des Liberalismus bzw. Neo-Liberalismus dem Kapitalismus zugeschrieben und bei 9 von 100 Fällen werden Aspekte der menschlichen Natur dem Kapitalismus zugeschrieben.

Der klassisch-marxistische aber auch moderne Kapitalismus sehen vor, dass Vermögende die Verantwortung haben, ihr Vermögen so in das System zurückzuführen, dass Wachstum entsteht. Der Wachstumsbegriff ist damit im Endresultat mit technischem, gesellschaftlichem, informativem, politischen und sozialen Fortschritt gleichzusetzen. Die monetäre Gewinnerzielung ist dabei nicht das Ergebnis, sondern ein Zwischenschritt. Der wirkliche Gewinn des Kapitalismus ist Gesellschaftswachstum in Form von Entwicklung und Fortschritt.

Die Schwäche des Kapitalismus ist der Neoliberalismus. Der Freiheitsgedanke, sein Vermögen eben nicht zielgerichtet zurückzuführen, schadet dem Kapitalismus. Die ewige neoliberale Predigt darüber, möglichst viel Vermögen des Vermögens wegen zu erwirtschaften, schadet dem Kapitalismus. Eine einseitige Investition des Vermögens schadet dem Kapitalismus. Eine reine und freie Marktwirtschaft ohne staatliche Marktteilnehmer bzw. staatliche Produktion schadet dem Kapitalismus. Der Kapitalismus setzt einen Mix aus privatem und staatlichem Vermögen voraus.

Das wir heute überhaupt in der Lage sind, zu erkennen, dass der Kapitalismus und die Lebensweise der westlichen und fernöstlichen Menschheit naturgefährdend ist, verdanken wir dem Fortschrittsaspekt des Kapitalismus.

Der Kapitalismus bröckelt allerdings schon seit einigen Jahren, denn es werden kaum noch Investitionen in Grundlagenforschung bzw. in Themengebiete gesteckt, die an völlig neuen Technologiebereichen forschen. Aktuell wird das meiste Geld in Technologie investiert, die es bereits gibt und die nur effizienter und leistungsfähiger gemacht werden sollen. Technologie bzw. Technik ist nicht nur ein elektronisches Gerät in deiner Hand, sondern auch Wissen, Erkenntnisse, Handwerk - Wissen, Erkenntnis und Handwerk über etwas zu verfügen.

Weil die meisten Menschen keine Ahnung haben, was der Unterschied zwischen Sozialismus und Kommunismus ist.