Warum ist der Opel Manta eine Witzfigur?

3 Antworten

Salue

Der Ford Mustang war seinerzeit in den USA ein Riesenerfolg. Das Auto sah nach einem Sportwagen aus, unter der Haube arbeitete aber die Technik eines normalen Autos. Vor allem junge Käufer waren begeistert.

In Europa war der Mustang zu gross. Viele Hersteller bauten deshalb nach dem selben Marketingkonzept ebenfalls "Pony-Cars". Z.B. der Ford Capri, der Opel Manta und der Toyota Celica.

Die Käufer wollten dann halt doch etwas sportlichere Fahrleistungen. Den Mustang gab es nun mit grossen V8 Motoren, der Capri kam mit bis zu 2.8 Litern Hubraum und der Celica quetschte mehr als 100 PS aus dem 1.6 Liter Doppelnockenwellen-Motor heraus.

Nur der Manta blieb dem alten Konzept treu. Unter der sportlichen und gefälligen Karosserie werkelte nach wie vor ein 60 PS "Flautenschieber".

Die Fahrer wurden zum Gespött. Mehr scheinen als Sein.

Allerdings, inzwischen gehört der Manta längst zu den Kultautos. Werden heute noch Witze über dieses Auto gerissen, ist dies eher als Würdigung dieses Kultstatus zu werten.

Es grüsst Dich

Tellensohn


Parhalia2  13.10.2018, 03:26

Gute Erklärung an sich, aber den Opel Manta kamen auch je nach Modell Opels damalige Einspritzer ( zuletzt noch bis in Ende der -1980-er weiterentwickeltb) mit 2,0 litern und knapp über 100 PS zu teil.

Das dicke Contra zum Ford Capri war der Opel "Monza", welcher dann auch den 3,0E / 6 Zyl. aus Opels damaliger Oberklasse in knapp 150 PS ab Werk bekam.

Der Rest ist zwischen VW, Ford und Opel eigentlich in der kleinen Klasse nur historisch belegbares Gehabe. ( Ruhrgebiet )

Die Asiaten kamen später noch erschwerend, aber anerkennenswert in diese Fahrzeuggruppe zu günstigeren Preisen mit teils besserer Ausstattung.

0
roschue  06.12.2020, 10:04
Mehr scheinen als Sein.

Mehr Schein als Sein.

0

Gewisse Stereotypen müssen halt immer mal wieder für Witze herhalten. In Amerika sind es z.B. die Rednecks, deren deutsches Äquivalent waren in den 80ern und 90ern die Ostfriesen, nach der Wiedervereinigung eben die aufgrund der Entbehrungen und Staatspropaganda-Berieselung in der DDR als weltfremd empfundenen, Trabbi-fahrenden Ossis, die R-Schwäche der Chinesen, dann Blondinen (obwohl die Fernseh-Dummchen á la Verona Feldbusch eher brunett waren) oder ebenfalls in den späten 80ern bis Mitte 90er die Manta-Fahrer.

Der Manta wurde deshalb zum Stereotypen, da die in dieser Zeit recht günstig zu habenden Gebrauchten zum Kultobjekt der Tuner-Szene wurden. Obwohl nicht gerade viel Leistung unter dem sportlichen Kleid steckte, wurden teils aberwitzige Konstruktionen wie Bodykits mit Fake-Lufteinlässen, Breitreifen gerne auch in asymmetrischer Bestückung (hinten breiter als vorne), Fuchsschwanz an der Antenne (das was des Rentners Hut, Wackeldackel und umhäkelte Klorolle auf der Hutablage und Hufeisen im Kühlergrill des 190ers war - auch ein gängiges Klischee diese Zeit), Tieferlegung und riesige Heckspoiler ("Pommes-Theke") an die Autos angebracht. An der Leistung wurde kaum etwas gemacht. Als der Manta noch ein Brot-und-Butter-Auto war und von jedermann in Werksausstattung gefahren wurde, machte man auch keine Witze, schmunzelte allenfalls über die für die Optik recht maue Leistung.

Die Gegenbewegung der GTI-Witze gab es auch, aber die bekam keinen eigenen Film und geriet schnell in Vergessenheit.

Ernst nimmt solche Möchtegerns auch heute keiner, aber die verteilen sich heute besser über die Fahrzeugtypen. Allenfalls Größenkompensation primärer Geschlechtsmerkmale durch Porsche oder Südländer im 3er BMW gehören noch dazu, aber die haben es nicht zu so einem Witze-Kultstatus geschafft.

Dank dort ansässiger Tuningteile-Vertriebe wie D&W war gerade der Ruhrpott voll von solchen Hochglanz-Kriechern und der Manta wurde sowieso aufgemotzt wo ging. So wurde der Stereotyp geboren: Ein Manta-Fahrer ist ein Mann aus einfachen Verhältnissen des Ruhrpotts, Fließband- oder Grubenarbeiter, daraus schloss man einen geringen Bildungsstand, fährt Manta mit aberwitzigen Anbauten die teilweise auch etwas abenteuerlich befestigt sind ("Was geht einem Mantafahrer als erstes durch den Kopf wenn er gegen einen Baum fährt? Der Heckspoiler") und verbringt seine Mittagspause an der Pommesbude (daher auch der Begriff Pommes-Theke für die großen Heckflügel, auf dem man dem Klischee nach das Mittagessen abstellte). Das wurde auch nicht besser, als dieser Stereotyp samt aller witzbasierter Klischees in Filmen wie "Manta Manta" oder "Go Manta Go" aufgegriffen wurde.

Henne-Ei-Problem halt: Was war zuerst da, Film oder Image. Der Käfer galt als unverwüstliches Vernunftauto das sein verwegenes Image aus Filmen wie Herbie oder Dudu bekam, der gut gekleidete Geheimagent von Welt (James Bond) fährt Aston Martin, sympathische Outlaws ("Bandit" Burt Reynolds) und Gerechtigkeitskämpfer ("Michael Knight" David Hasselhoff) fahren Trans Am oder Mustang ("Bullitt" Steve McQueen). Beim Manta war aber erst das Image da und dann das auf dem Image fußende Filmklischee.

Wer heute Manta fährt, egal ob original oder im zeitgenössischen Umbau, wird eher noch für seinen flotten Oldtimer bewundert, denn Frust über die Witze und die bei Opel üblichen Rostprobleme haben dem Wagen schnell den Garaus gemacht und gut erhaltene Modelle sind sehr selten geworden.

Randgruppen- und Stereotypen-Witze sind halt gängig und wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, die falsche Haarfarbe hat oder das falsche Auto fährt, ist halt mittendrin in der Zielgruppe.

Eigentlich geht es bei diesen Witzen eher um den Fahrer, oder?!

Und die haben eher einen schlechten Ruf ;).