Warum ist das Durchschnittsalter von Studenten so hoch?

7 Antworten

  • Von den Studenten, die mit mir zusammen den Bachelor angefangen haben, kam nur ca. 1/3 direkt vom Abitur und war entsprechend 18/19 Jahre alt.
  • Etwa 1/3 haben zwischen Abitur und Studium ein FSJ, eine Weltreise, Work&Travel oder was derartiges gemacht, waren also etwa ein Jahr aus der Schule raus.
  • Das dritte Drittel hat zwischen Abitur und Studienbeginn schon handfest gearbeitet. Zum Teil sogar komplette Berufsausbildung mit mehreren Jahren im Job. Ich war mit 23 längst nicht der älteste "Ersti" im Semester.

Und dann dauert ein Studium ja eine Weile. Bachelor + Master sind zusammen mindestens 10 Semester, also 5 Jahre wenn man es voll durchzieht. Wobei es gar nicht mal selten ist, dass wenigstens das Bachelorstudium 1-2 Semester länger geht, weil eben nicht alles so klappt wie man es sich gedacht hat. Manche legen zwischendurch sogar Urlaubssemester ein, um neues Geld zu erarbeiten oder ein nicht gewertetes Auslandssemester zu machen.

Als ich angefangen hatte zu studieren, gab es fast nur Studenten die direkt aus dem Abitur kamen. Sprich alle waren irgendwie 19 oder 20, frisch von der Schule ins Studium. Es gab vereinzelt ältere Studenten, aber das waren nicht sehr viele.

Die die bereits Älter waren, die hatten schon eine Ausbildung gemacht oder ein anderes Studium begonnen und dann gemerkt, dass es doch nicht das richtige war.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Schulsozialarbeiterin
WhoAsked939 
Fragesteller
 26.01.2022, 19:01

Das was du zuerst beschrieben hast ist das was ich mir eher vorgestellt habe

0

Das kommt sicher auch davon, dass unser Schulsystem heute weniger leistungsfähiger ist als noch zu meiner Schulzeit:

Noch vor 50 Jahren hatte man schon mit 14 Jahren einen ersten Schulabschluss. Heute hat man den erst zwei Jahre später (mit 16).

Schon mit 17 Jahren eine erst abgeschlossene Berufsausbildung zu haben (wie ich damals), ist heute nicht mehr möglich.

grtgrt  26.01.2022, 19:11

Interessante Beobachtungen dazu:

  • Frankreichs Fiasko, die Reform des Mathematik-Unterrichts betreffend.
  • Konstruktivismus und textlastige, weil problemorientierte Aufgaben dominierten nach der Reform die Unterrichtszeit. Das schriftliche Dividieren wurde abgeschafft, das Üben zugunsten eines entdeckenden Lernens zurückgefahren.
  • Das Ergebnis war niederschmetternd! Frankreich landete auf dem 35. Platz – hinter Qatar und Abu Dhabi. Verzeichnen die ostasiatischen Sieger unter 1.000 Kindern 320 (Japan) bis 500 (Singapur) Mathe-Asse, sind es in Frankreich nur 25. Selbst beim ebenfalls wankenden deutschen Nachbarn sind es 53. Deutschland war – dies als Zwischenbemerkung – zwischen 2007 und 2015 nur vom 12. auf den 24. Platz gefallen.

Spitz ausgedrückt könnte man es so sagen:

Früher war es leicht, schnell zu lernen, da Lehrer viele erzählt haben. was man noch nicht wusste. Heute sollen sie darauf warten, bis Schüler es selbst "entdecken".

0
RedPanther  26.01.2022, 19:20
Noch vor 50 Jahren hatte man schon mit 14 Jahren einen ersten Schulabschluss. Heute hat man den erst zwei Jahre später (mit 16).

Verstehe ich nicht. Was hat sich geändert?

Wenn ein Kind, das im Juli Geburtstag hat, direkt nach dem 6. Geburtstag eingeschult wird und keine Ehrenrunde dreht, es pünktlich vor dem 15. Geburtstag mit der 9. Klasse fertig... wenn man in die Hauptschule geht, wo die 9. Klasse die letzte ist, hat man mit 14 seinen Schulabschluss.

Und es kann im Herbst, frisch 15 geworden, eine zweijährige Berufsausbildung anfangen und wird mit dieser etwa zum 17. Geburtstag fertig.

Alles möglich.

Dass es nicht praktiziert wird, hat den einfachen Grund dass es im Allgemeinen nicht gut ist.

Früher war es leicht, schnell zu lernen, da Lehrer viele erzählt haben. was man noch nicht wusste. Heute sollen sie darauf warten, bis Schüler es selbst "entdecken".

Ach ja. Die tollen Lehrer, die meinten dass schon irgendwas hängen bleiben wird, wenn sie ihre Schüler nur mit möglichst viel Wissen bomardieren. Am besten mit Rohrstock einprügeln.

Wenn man auf Pisa-Vergleiche schaut, funktioniert das.

Wenn man darauf schaut, ob die Schüler hinterher irgendwas können und ob sie verstanden haben, wie sie auch nach der Schule etwas neues lernen können, funktioniert es nicht.

0
RedPanther  26.01.2022, 19:35
@grtgrt

Was weiß ich, was die Bazis machen...

Nicht, dass ich es als Fehler ansehe. Macht keinen Sinn, bei Leuten aufs Tempo zu drücken, die sich ohnehin schon schwer tun. Alles, was man damit erreicht, ist dass ihnen bis zum Schulabschluss jede Lust am Lernen ausgetrieben wird. Und junge Menschen, die das Lernen als was unangenehmes empfinden, können wir uns eigentlich jetzt schon nicht mehr leisten.

0
grtgrt  26.01.2022, 19:47
@RedPanther

Auch in meiner Klasse waren damals einige, die das Lernen für nicht notwendig fanden. Sie haben andere aber damit wenigstens nicht gestört.

Für Schüler, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mithalten konnten, gab es eine Spezialschule mit extra für diesen Schülerkreis ausgebildeten Lehrern.

Heute setzt man alle zusammen um runde Tische und wartet bis sie "entdecken". Das hat zunächst mal ein disziplinarisches Problem zur Folge. Noch dümmer geht's ja wohl kaum. Wie sich am Resultat ja auch zeigt.

0
RedPanther  26.01.2022, 19:57
@grtgrt
Heute setzt man alle zusammen um runde Tische und wartet bis sie "entdecken". Das hat zunächst mal ein disziplinarisches Problem zur Folge.

Das ist richtig.

Aber die Lösung des Problems ist nicht, Kinder wie Sträflinge zu behandeln und ihnen Wissen mit Gewalt einzuprügeln. Was haben sie falsch gemacht, dass du es gerechtfertigt findest, sie dermaßen zu misshandeln?

Sondern die Lösung ist, dass sich vor der Schulzeit (im Elternhaus!) die Zeit genommen wird, die Kinder zu Neugier und Wissbegierde zu ermuntern.

(Ich gehe davon aus, dass dir die Erkenntnisse der letzten 30 Jahre zu den Lernprozessen im Gehirn bekannt sind, insbesondere dass Lernen ein aktiver Prozess ist, der eine intrinsische Motivation erfordert)

0
grtgrt  26.01.2022, 20:09
@RedPanther

Kein einziger der Lehrer, die ich hatte, ist je auf die Idee gekommen, uns wie Sträflinge zu behandeln oder uns Wissen mit Gewalt einzuprügeln. Sie alle haben einfach nur erzählt und Verständnisfragen gestellt. Ihnen zuzuhören war für mich reinste Erholung und fast immer durchaus spannend. Ich möchte diese Zeit, heute rückblickend, nicht missen. An Prüfungsstress kann ich mich (aus jener Zeit damals) nicht erinnern. Eine unerwartete Note hat man einfach akzeptiert.

0

Wie hoch ist es denn?

Bevor ein Student einen Doktortitel hat, hat er meist schon mal einige Zeit studiert und wird dann auch schon etwas älter sein.

WhoAsked939 
Fragesteller
 26.01.2022, 19:01

24

0
Oma1705  26.01.2022, 19:04
@WhoAsked939

Das ist schon etwas höher, aber wie viele gehen denn direkt nach dem Abitur studieren? Vielel wollen erst mal ein Jahr eine Auszeit oder arbeiten oder auch eine Ausbildung machen. Dadurch wird das Alter natürlich immer etwas höher.

Es gibt auch Studenten, die nur ein kurzes Studium haben und dann schon mit 22 Jahren fertig sind.

0