Warum haben moderne Frauen Angst vor natürlicher Geburt?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

sie machen sich unnötige Sorgen 61%
sie sind nicht so stark wie die ältere Generation 39%
Stellwerk  04.05.2023, 08:29

Belege dafür, dass das in dieser Pauschalität zutrifft?

PutnDiener 
Fragesteller
 04.05.2023, 12:07

Es ist nur eine Frage... ich habe weder verallgemeinert, noch etwas anderes...

11 Antworten

Ich glaube eigentlich nicht, dass nur "moderne Frauen" (wie auch immer das gemeint sein soll), Angst vor der Geburt haben. Ich bin eher der Meinung, dass zumindest ein gewisser Respekt vor dem Geburtsvorgang schon immer vorhanden war.

Immerhin starben früher sehr viel mehr Frauen bei der Geburt und im Wochenbett als heute.

Dass heutzutage nur noch sehr wenige Frauen während Geburt oder Wochenbett versterben, liegt nicht nur, aber auch daran, dass es den Kaiserschnitt gibt als Möglichkeit bei schweren Komplikationen.

Schauen wir uns das doch mal an: Querlage zum Beispiel. Da gab es früher nur die Option, zu versuchen, das Kind unter Geburt richtig zu drehen. Schmerzhaft und risikoreich. Oder Präeklampsie. Früher sind Frauen daran gestorben, heutzutage kann man das durch einen rechtzeitigen Kaiserschnitt verhindern. Oder zB ein Missverhältnis zwischen weiblichem Becken und Kindskopf. Was willst du da sonst machen?

Ein Grund für die hohe Kaiserschnittrate in westlichen Ländern ist auch, dass die Mütter tendenziell immer älter werden und zum Teil schon Vorerkrankungen mitbringen, die einen Kaiserschnitt notwendig oder wenigstens zur besseren Alternative machen.

Laut Studien liegen die Hauptursachen in einer Defensivmedizin aus Angst vor Haftpflichtprozessen, einer mangelhaften Ausbildung der Ärzte/-innen im Hinblick auf die physiologische Geburt und daraus folgend einer Risikosicht auf die normale Geburt, fehlenden, wissenschaftlich abgesicherten ärztlichen Leitlinien für den Kaiserschnitt und einem großen Druck durch die Ökonomisierung der Medizin. (https://www.arbeitskreis-frauengesundheit.de/wp-content/uploads/2014/06/Fachtag_Kaiserschnitt_2014_Dokumentation.pdf)

Das zeigt übrigens auch die Statistik. Länder mit einer guten Hebammenversorgung (zB die Niederlanden) haben eine eher niedrige Kaiserschnittrate.

Ich habe keine Ahnung, warum so viele denken, ein Kaiserschnitt wäre irgendwie "leichter". Es wird durch alle Gewebeschichten durchgeschnitten. Im Prinzip wird der Bauch quer aufgeschlitzt. Und schmerzlos ist es auch nicht.

Laut einer Studie liegt der Kaiserschnitt auf Platz 9 von 179 chirurgischen Standardeingriffen, was das Schmerzempfinden am ersten Tag post-op angeht. https://www.ai-online.info/images/ai-ausgabe/2019/0708-2019/AI_07-08-2019_CME_Bremerich.pdf ) Bei den gynäkologischen Standard-OPs liegt der Kaiserschnitt sogar auf Platz 1, was die Schmerzen angeht.

Bei einer natürlichen Geburt gibt es jede Menge Möglichkeiten, Schmerzen zu lindern, nach einem Kaiserschnitt gibt es nur wenige Optionen, insbesondere wenn die Frau stillen will. Statt ein paar Stunden Wehen hat man noch wochen- oder monatelang Schmerzen. Eine Freundin von mir hatte noch ein Jahr nach der OP Schmerzen, wenn ihr Baby sie im Bereich der Narbe getreten hat.

Sie würden am liebsten den Kaiserschnitt machen.

Klar gibt es Frauen, die sich einen Kaiserschnitt wünschen; die Gründe dafür sind vielfältig. Insgesamt sind es aber deutlich weniger, als man so denkt. Nur etwa 2-3% der Kaiserschnitte in Deutschland sind Wunschkaiserschnitte. (KOLIP P, NOLTING HD, ZICH K. Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung. Faktencheck Gesundheit. Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh 2012)

Übrigens: 30% sind im Vergleich noch gar nicht mal so hoch. In Italien sind es zB 38% und in der Türkei über 50%.

Dirndlschneider  04.05.2023, 09:28

Danke - aber ich habe den Eindruck gewonnen (schon auf Grund der Vergabe der hilfreichsten Antwort ) , dass der FS gar keine realistische Antwort wollte sondern nur seine Vorurteile bestätigt haben wollte .

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Elli113  04.05.2023, 09:42
@Dirndlschneider

Ja, wahrscheinlich. Aber ich denke mir halt immer, dass man die Frage nicht unkommentiert lassen kann, irgendwann liest das ja vielleicht doch noch mal jemand aus echtem Interesse ;-)

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Stellwerk  12.05.2023, 12:58
@Elli113

Ich find deine Antworten immer super ausgewogen und fachlich fundiert, danke für die Mühe, die du dir immer gibst!

2

Das hat absolut nichts mit Schwäche oder unnötigen Sorgen zutun, die Frauen, die das Kind gebären, pressen literally nen Menschen durch ihre Vagina (soweit ich weiß kann der Bereich zwischen Vagina und After komplett aufreißen)

Wenn wir schon die Möglichkeit haben, es werdenden Müttern leichter zu machen, sollten wir das auch tun.

Elli113  03.05.2023, 10:24

Wieso denkst du, eine große Bauch-OP mit allen möglichen Komplikationen wäre "leichter" als ein natürlicher Vorgang durch eine Körperöffnung, die exakt dafür vorgesehen ist?

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Elli113  03.05.2023, 13:10
@EmyTheMess

Ja. Ein Kaiserschnitt bedeutet auch Schmerzen. Und zwar nicht nur ein paar Stunden, sondern tage- oder wochenlang. Manchmal monatelang.

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Also ich persönlich hätte lieber normale Geburten gehabt, es ging nur leider nicht.

Warscheinlich ist es eine Mischung aus Angst, Zeitdruck und evtl auch...Optik und Angst vor gefühlsverlust xD. Evtl denken viele Frauen das ihr Sexualleben darunter leiden könnte.

Es wird aber auch von ärztlicher Seite oft zu Kaiserschnitten geraten, auch grundlos. Es geht schneller und wird besser bezahlt. Geburten werden zur Fließband Arbeit. Traurig.

EmyTheMess  02.05.2023, 20:47
Geburten werden zur Fließband Arbeit.

Wenn du angeschossen wirst... Willst du die Kugel bei vollem Bewusstsein teilweise sogar selber aus deinem Fleisch ziehen, oder es einen Chirurgen machen lassen?

Ist zwar etwas makaber, ein Kind mit einer Schussverletzung zu vergleichen, aber es bringt meine Aussage auf den Punkt.

Ob es zu viele Geburten gibt, weil es jetzt einfacher ist, weiß ich nicht, aber ich finde es nicht so gut, das als Argument für diese Umfrage zu nennen. Wie oben angedeutet ist der Kaiserschnitt eine oft leichtere Möglichkeit, ein Kind auf die Welt zu bringen und deshalb auf jeden Fall eine Bereicherung, dass es eventuell zu viele Geburten als Folge hat, ist ja nicht direkt die Schule des Kaiserschnitts, sondern der Menschen. Ohne Messer wäre das Kochen viel schwerer, obwohl es auch zur Mordwaffe werden kann. Trotzdem ist es eine Bereicherung.

((Sorry wenn wir aneinander vorbei reden, mein Kommentar ist auch kein Angriff oder so))

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yuyake  02.05.2023, 20:58
@EmyTheMess

Es ist aber ein Unterschied ob du durch einen Schuss lebensgefährlich verletzt wirst oder ob du das normalste der Welt machst: gebären. Der körper ist für eine Geburt ausgelegt aber nicht für einen Schuss. Das kann man nicht vergleichen.

Klar gibt es Situationen in denen ein Kaiserschnitt nötig ist und leben rettet. Ich habe es erlebt. Aber es gibt aber so oft bullsh*t Argumente wie angst vor den Schmerzen, Zeitdruck, Wunschdatum ect.

Solange keine Gefahr besteht ist ein Kaiserschnitt absoluter Unsinn.

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Hmmm... Ehrlich, wäre es medizinisch nicht notwendig gewesen, hätte ich lieber spontan entbunden. Ein Ks ist wirklich, wirklich schmerzhaft. Ich konnte nicht gleich aufstehen oder mich um den Purzel kümmern. Die Schmerzen dauern auch ein paar Wochen. Weiß nicht, wie manche hier darauf kommen, dass es bequemer ist.

Generell werden medizinische eingriffe immer sicherer. Jetzt mal in der Annahme das man tatsächlich vergleichende befragungen oder statistiken zu unnötigen Kaiserschnitten hat aus denen hervorgeht das Frauen heute lieber zum Kaiserschnitt greifen als vor 20 oder 40 Jahren kann sicherheit ein Aspekt sein der z.b. damals abgeschreckt hat.

Allerdings würde ich wirklich gerne mal die Quelle für deine Aussage sehen und welcher Zeitraum hier betrachtet wurde. "moderne Frauen" klingt ein bisschen als ob man 2020 mit 1920 vergleicht was medizinisch ein massiver Unterschied ist.