Warum gibt es mehr männliche Obdachlose als weibliche?

10 Antworten

Ich kenne keine Studien dazu, aber es gibt einige bekannte Faktoren, welche Obdachlosigkeit begünstigen können und welche bei Männern öfters zu finden sind:

  • Männer haben öfters Süchte als Frauen - Süchte können dazu führen, dass Menschen sich selber ruinieren und auf der Strasse landen
  • Männer haben ein erhöhtes Risikoverhalten - das kann dazu führen, dass sie sich finanziell in den Ruin treiben und so obdachlos werden
  • Männer haben in der Regel weniger persönliche Beziehungen und Vertrauenspersonen, an die sie sich bei Problemen wenden könnten
  • Männer unterhalten auch im Schnitt weniger enge Beziehungen zu ihren Familienangehörigen
  • Männer leiden mitunter stärker als Frauen unter dem Verlust einer intimen Beziehung (womöglich wegen den eben erwähnten weniger dichten sozialen Netzen)
  • Viele Männer scheuen sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
  • Männern wurde oft beigebracht, dass ein Mann sich selber durchschlagen müsse - als Obdachtloser wird dieses "Ideal" geradezu beispielhaft erfüllt...
  • Zumindest in der Schweiz gibt es ausserdem seit Kurzem noch eine andere Art Obdachlosigkeit: Dabei handelt es sich um Menschen aus dem Ausland, die versuchen, in der Schweiz Arbeit zu finden, sich jedoch keine Wohnung leisten können und deshalb auf der Strasse übernachten; allgemein sind junge Männer unter Migranten auf der Suche nach Arbeit überproportional vertreten, womit es sich auch bei dieser Gruppe fast ausschliesslich um Männer handelt

Ergänzung: Wenn Frauen durch die Maschen fallen, landen sie zum Beispiel in der (Zwangs-)Prositution. In diesem Fall leben sie zwar ebenfalls unter erbärmlichen und menschenunwürdigen Umständen, aber sie haben trotzdem ein Dach über dem Kopf.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ich habe gehört, dass einer der Gründe ist, dass Frauen eher die Chance haben bei jemandem unterzukommen als ein Mann. Und als Ausgleich arbeiten sie im Haushalt mit oder verrichten an dem Wohnungsgeber sexuelle Dienstleistungen.
Das Verhältnis obdachlose Männer zu obdachlosen Frauen liegt etwas bei 2 zu 1 mit 68% gegenüber 32%.

Jungs wird von klein auf suggeriert, dass Männer "das starke Geschlecht" seien. Sie dürften sich nicht schwach und hilfsbedürftig zeigen, nicht über Gefühle und Probleme reden. Dadurch suchen sie dann seltener Hilfe im sozialen Umfeld, oder bei professionellen Anlaufstellen.

Jobverlust und das Verlassenwerden durch die Partnerin, was oft vor der Obdachlosigkeit kommt, stellt für Männer häufig eine besondere Kränkung dar. Sie fühlen sich in ihrem Stolz verletzt, schämen sich, fühlen sich wertlos und unzulänglich, werden depressiv und flüchten dann eher in die Sucht, sofern sie nicht Selbstmord begehen.

Sucht und Depressionen hindern daran sich den alltäglichen Anforderungen zu stellen und mit den verantwortlichen Ämtern in Kontakt zu treten. Dadurch werden Fristen versäumt und es kommt am Ende zum Verlust der Wohnung.

Zudem gibt es unter den männlichen Personen auch mehr Autisten, die generell oft Probleme im sozialen Kontakt haben und nicht wissen, wie und wo sie überhaupt Hilfe bekommen können. Die sind mit den normalen bürokratischen Anforderungen an sie möglicherweise komplett überfordert, was dann den Verlust der Wohnung begünstigt.

Auch Schizophrene finden sich unter den Obdachlosen, die eine medizinische Behandlung verweigern, weil sie in ihrem krankhaften Wahn die Ärzte für bösartig halten und keine Medikamente nehmen wollen. Sie halten es für "sicherer" auf der Straße zu leben und sich "dem System" zu entziehen.

Zudem gibt es auch zu wenig sozialpsychiatrische Anlaufstellen speziell für Männer. Männer werden mit ihren Nöten möglicherweise nicht richtig gesehen, oder nicht ernst genommen. Nach einer negativen Erfahrung bei der Hilfesuche geben sie eventuell frustriert auf.

Frauen, die ihre Wohung verlieren, sind häufig alleinerziehend mit Kind (ein viel häufigerer Fall als alleinerziehende Männer). Für solche Frauen mit Kindern gibt es aber ein starke gesellschaftliche Absicherung, eben wegen der Kinder.

D.h. der Schutz für Kinder deckt häufiger Frauen als Männer mit ab.

Von Experte LastDayofEden bestätigt

Männer suchen sich ungerne Hilfe, sei es nun familiäre Hilfe oder professionelle.

Dann kommt noch hinzu, dass Männer oft ihre Gefühle unterdrücken und dann bei Problemen eher zu Suchtmitteln (Drogen oder Alkohol) greifen.

Das trifft besonders zu, wenn sie noch den Geschlechterklischees nachhängen.