Warum denken zu viele das Atheismus und Religion ein Widerspruch wäre?

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Grüß Dich Beego

Das liegt an falscher oder an mangelnder Information. Da wird Religion immer mit Gottes,- oder Götterglauben gleichgesetzt. Das ist definitiv historisch gesehen falsch.

Es gibt ja auch noch andere Gemeinschaften die religiös sind aber nicht an einen Gott oder Götter glauben. Ich selbst bin freireligiös und gehöre zu der Unitarier - Religionsgemeinschaft freien Glaubens. Und dann gibt es noch die Freireligiösen. Die Unitarier sind auch Freireligiöse aber mit etwas anderen historischen Wurzeln. Beide zählen sich zur freireligiösen Bewegung

Ich verstehe mich als religiösen Atheisten. Du siehst, man muss nicht mal Buddhist sein.

Herzlichen Gruß

Rüdiger

Viktor1  08.03.2022, 21:15
Das ist definitiv historisch gesehen falsch.

Nein, was du meinst sind Weltanschauungen.
Religion beinhaltet immer eine kollektive kulturelle Erscheinung/Darstellung , in der Menschen "Furcht" (im weitestem Sinne) bewältigen.
Dies war schon bei den ersten Kulthandlungen der Menschheit präsent und ist es bis heute. Religion hat man nie allein.
Religion beinhaltet ein "Heilsziel" und Wege dies zu erreichen.
z.Bsp. auch Buddhismus
Furcht - vor dem Kreislauf der Wiedergeburt mit irdischem Leid.
Ziel - Überwindung diese Kreislaufes.
Wege dazu s. die verschiedenen Pfade/Wege der Lehren im Buddhismus.

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vonGizycki  08.03.2022, 23:24
@Viktor1

Ich hoffe Du kennst die klassische Definition für Religion? Und wenn ich von Religion spreche, dann meine ich die auch und keine Weltanschauung, die nicht religiös ist.

Es gibt eine wunderbare Definition, die ich sehr gut finde. Und zwar ist das die von Gustav Mensching (nicht mehr lebender Theologe und dann Religionswissenschaftler), die wohl am ehesten den Begriff erklärt.

Religion ist erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen“.

Von einem Gott ist nicht die Rede

Da wäre aber noch zu klären, was heilig bedeutet:

Wikipedia:

Heilig bezeichnet etwas Besonderes, Verehrungswürdiges und stammt wortgeschichtlich von Heil ab, was sich abgeschwächt noch in heil („ganz“) wiederfindet. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist heilig ein im Zusammenhang mit Religion gebrauchter Begriff mit der zugedachten Bedeutung „einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder Absoluten angehörig“.

Auch hier ist ebenfalls von keinem Gott die Rede, sondern vom Göttlichen. Das erscheint mir etwas anderes, nichts was einer personellen Anschauung gleicht.

Heiligkeit muss aber keineswegs auf einen alleinigen Gott oder irgendwelche Götter, Engel oder Dämonen oder allein auf Tiere bezogen sein, sondern es darf auch das Leben selbst sein, mit all seiner Vielfalt, mit seinen erhabenen und ergreifenden aber auch mit seine Härten, Grausamkeiten und Widersprüchlichkeiten. Das Leben an sich kann als besonders verehrungswürdig erlebt und dieses als Verwirklichung des göttlichen angesehen werden. Das göttliche ist dann als ES zu verstehen, als das Eine oder das große Geheimnis oder auch schöpferische Kraft.

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Viktor1  09.03.2022, 01:04
@vonGizycki
Religion ist erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen“.

Das ist fromme Gedöns und keine Definition, welche das Wesentliche von "Religion" abdeckt seit Menschen Solche betreiben. Meine Definition ist zutreffend.

Da wäre aber noch zu klären, was heilig bedeutet:

Nein, dies wäre in diesem Zusammenhang nicht zu klären.

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vonGizycki  09.03.2022, 08:38
@Viktor1

Das ist kein Gedöns! Der Mensch erklärt jeweils für sich, was ihm im Leben heilig ist und trägt dafür die Verantwortung. Man erfindet kein Wort, für etwas, was, was man nicht fühlen kann. Das Heilige ist Zentrum des eigenen Handelns. Es wird jeweils für sich als wahr und sinnstiftend anerkannt und bietet Orientierung. Und damit ist diese Wahl entscheidend, wie der Mensch sich benimmt.

Wenn er das Leben in seiner Vielfalt als Heilig ansieht und damit alles was dieses Leben erhält, dann bietet das dem Menschen Orientierung. Das Leben hat aber auch eine destruktive Seite. Beides bietet Orientierung, dazwischen muss jeder seinen Weg finden und das Leben muss von jedem Menschen gedeutet werden und von dort her ist dann auch die Verantwortung für seinen Glauben zu fordern, die jeder zu tragen hat.

Frei und ohne Zwang sei der Glaube.

Man sollte unbedingt davon loskommen, Religion lediglich auf Gott oder Götter bezogen zu interpretieren und als ein Konstrukt anzusehen, wo der Mensch geknechtet wird durch dogmatische Glaubensinhalte, durch deren Indoktrination, durch Heilige von Gott angeblich offenbarten Büchern, durch Priester, die die Deutungshoheit besitzen und durch Rituale, um das ganze dann zu internalisieren.

Solche Glaubensinhalte die das Autoritäre proklamieren, beschädigen Religion sogar.

Ich finde:

Die Überwindung des Dogmas und der Indoktrinierung ist der Beginn der Befreiung hin zu einer der Freiheit verpflichteten religiösen Internalisierung

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Viktor1  09.03.2022, 09:53
@vonGizycki
Das ist kein Gedöns! Der Mensch erklärt jeweils für sich, was ihm im Leben heilig

Richtig, aber als Definition von Religion ist es frommes Gedöns.

davon loskommen, Religion lediglich auf Gott oder Götter bezogen zu interpretieren

Man sollte bei der Definition von Religion, unter Einbeziehung der Historie, überhaupt von jeder subjektiven "Interpretation" loskommen und oder der Fixierung auf spezielle Denkweisen.

Die Überwindung des Dogmas und der Indoktrinierung ist

hier nicht das Thema. Ich bleibe gern bei dem was ansteht und überlasse es Anderen Verwirrung einzubringen.

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vonGizycki  09.03.2022, 11:25
@Viktor1

Man sollte bei der Definition von Religion, unter Einbeziehung der Historie, überhaupt von jeder subjektiven "Interpretation" loskommen und oder der Fixierung auf spezielle Denkweisen.

Eben, nichts anderes meint ja Gustav Mensching den ich zitierte. Religion ist es etwas Übergreifendes, der Glaube ist subjektive Deutung der Welt. Ich denke man hat sich in Sachen Glauben dann doch eher nach dem Prinzip der Wirklichkeitkompatibilität zu richten, wenn er vernünftig sein soll. Und da zählt, das man diesen Glauben dann als wahrscheinlich einstufen kann, wenn er nachvollziehbar und mit den tatsächlichen gegebenheiten des Lebens übereinstimmt, die jedem Menschen innewohnen.

Glauben kann jeder was er will, selbstverständlich, aber er hat die Folgen dafür zu tragen. Die Umsetzbarkeit des Glaubens (früher Frömmigkeit genannt und heute Spiritualität) in den Alltag, also den Glauben zu leben, darf durch Irrationalität nicht unterminiert werden. Dann ist er nicht umsetzbar und deshalb eine Lüge. Antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen bedeutet doch, das jeder selbst sich dieses Heilige bestimmen muss und das es i9m eigenen Leben umsetzbar ist. Religiosität ist für mich Sinnstiftung und Orientierung. Verstehe doch: Da kann auch Philosophie zur Religion werden. Beides ist untrennbar verbunden.

Bedenke, als Philosoph habe ich mir schon lange Gedanken gemacht und es ist auch nicht alles auf meinem "Mist" gewachsen.

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Viktor1  09.03.2022, 11:57
@vonGizycki
Eben, nichts anderes meint ja Gustav Mensching

Ich bilde mir meine Überzeugungen grundsätzlich nicht aus "Meinungen" oder dem Gelaber Anderer, deswegen interessiert dies mich nicht. Solche Dispute sind doch für die Katz. Du sagst mir "Der meint... ", ich erwidere darauf "aber Dieser meint.." und du darauf "nein, nein, da, dort steht aber was Jener gesagt hat."

So könnte man sich ständig "Meinungen" um die Ohren hauen. Das geht garnicht.

Da kann auch Philosophie zur Religion werden. Beides ist untrennbar verbunden.

Nein nur weil da Jemand was daher schwätzt, wird Philosophie nicht zur Religion. Manche benennen auch Geld ist Religion, oder Atheismus , Satanismus oder irgendeine Befindlichkeit oder Obsession.

Religion ist genau das was ich definierte. Nichts Anderes ist der "kleinste gemeinsame Nenner" aller Religionen seit man dies in der Menschheitsgeschichte so bezeichnen kann. Alles Andere sind Aspekte, Fasetten, Befindlichkeiten oder spezielle Überzeugungen, welche Religionen begleiten.

Nochmals - Religion hat man nicht isoliert alleine.

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vonGizycki  09.03.2022, 12:09
@Viktor1

Wer lediglich nur um sich selbst kreist, bewegt sich in einer Blase. Der Horizont liegt woanders und ist weit gesteckt.

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Viktor1  09.03.2022, 12:22
@vonGizycki
Wer lediglich nur um sich selbst kreist, bewegt sich in einer Blase

ist die Ausrede für Jene, welche sich selbständigem Denken verweigern.
Dieses bezieht zuerst Fakten ein, die Meinungen Anderer können diese nicht verändern und dieses nicht ersetzen. Mit den Meinungen Anderer zu argumentieren statt selbst nachvollziehbare Argumente zu bringen ist mich voll daneben, Inkompetenz ,grausige Blödsinn.

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vonGizycki  09.03.2022, 12:35
@Viktor1

Diese Sprache mag ich eigentlich gar nicht, aber wie es in den Wald ruft, so schallt es heraus. Ich möchte mich ab hier deshalb nicht weiter daran beteiligen. Ich habe dem was ich schrieb, nichts hinzuzufügen und auch nichts wegzunehmen.

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Viktor1  09.03.2022, 12:45
@vonGizycki
Ich habe dem was ich schrieb, nichts hinzuzufügen

Habe ich auch nicht erwartet, hast keine weiteren Meinungen parat.

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Das hat damit zu tun, dass der Religionsbegriff nicht eindeutig definiert. Noch nicht einmal der Begriff "Gott" ist einheitlich definiert. Je nach dem kann es richtig oder falsch sein, Religion mit der Existenz von Gott bzw. Göttern zu verbinden.

Die gängige Interpretation von Religion ist, dass man an "Übernatürliches" glaubt. Aber selbst da ist viel Interpretationsspielraum. Der Buddhismus begreift sich als sehr rational. Auch die anderen Daseinsbereiche (Hölle, Titanen, Hungergeister, usw.) sind an sich nichts Übernatürlicher, sondern nur Existenz auf anderer Frequenz.

Ein anderer Grund ist, dass in Relation zur Weltbevölkerung tatsächlich die wenigsten religiösen Menschen nicht an eine Gottheit glauben. Insofern ist es nur logisch, dass die Menschen ausgehend ihrer Beobachtungen so schlussfolgern.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Nun, weil die meisten Religionen eben Götter "haben" - Gilt übrigens auch für den Buddhismus - auch wenn dort Götter weniger mächtig und weniger wichtig sind, sondern eher Schutzfunktionen darstellen. Doch selbst im B. ist immer wieder von Göttern die Rede.

Ob es ein Widerspruch ist oder nicht hängt lediglich von der persönlichen Definition der Begriffe ab, vom jeweiligen Individuum. Es gibt zwar offizielle Definitionen, was die Begriffe bedeuten, aber das ist oft nicht sehr repräsentativ, wie Menschen den Begriff in der Praxis auch effektiv benutzen. Dazu kommt, dass es gerade deswegen auch oft mehrere Begriffsdefinitionen für ein und denselben Begriff gibt.

Ich hoffe das konnte deine Frage beantworten.

mfg

weil die meisten Religionen behaupten dass es einen Gott bzw. mehrere Götter gibt.

Und der Atheist glaubt, dass es sie nicht gibt.

Natürlich kann man dennoch andere "kulturelle" Aspekte der Religion bejahen und mitmachen z. B. Feiertage, soziale Projekte, Armenspende.

BadWolf27  08.03.2022, 18:50
Und der Atheist glaubt, dass es sie nicht gibt.

Nein, der Atheist verlangt Beweise.

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