Waren West-Berliner staatenlos?

Hierundra  22.08.2022, 22:20

Wieso war West-Berlin kein Teil der BRD?

Lkljml 
Fragesteller
 22.08.2022, 22:29

Weil es kein Teil der BRD war. Weder de jure noch de facto so wirklich.

5 Antworten

Wie sich hier so künstlich aufgeregt wird, ist einerseits amüsant und andererseits erschreckend.

die einzige sinnvolle Antwort kommt von dataways, denn der hat da offensichtlich gelebt in dieser zeit.

Berlin war für uns West-Deutsche ein Bestandteil Deutschlands, allerdings mit Sonderrechten. Das lag u. a. auch daran, dass es eine Enklave mitten im "Staatsgebiet" der DDR war. Berlin war bis zur Maueröffnung eine durch die damiligen Siegermächte besetzte Stadt. Lediglich der Teil, der von der sowjetischen "Siegermacht" besetzte Teil wurde dem damaligen Staatsgebiet der DDR zugeschlagen und dadurch konnte auch der Regierungssitz der DDR in Ost-Berlin sein. Und dadurch waren die Ost-Berliner Bürger der DDR.

Der westliche Teil, also der von den Siegermächten USA, GB und F besetzte Teil, war eine Art Freiraum. Es wurde im praktischen Sinn der BRD zugewiesen, hatte aber durch den Besatzungsstatus noch besondere Regeln. Dazu gehörte z.B. dass es keine Wehrpflicht für die Bewohner von West-Berlin gab. Was so manchen West-Deutschen dazu bewog z.B. in Berlin zu studieren, um der Wehrpflicht zu entgehen.

Berlin war bis zum Sturz der Mauer und der Zusammenlegung der beiden deutschen Teil-Staaten eine besetzte Stadt. Ein Relikt aus dem Ende des Zweiten Weltkrieges und eigentlich ein Kuriosum. Nur hat das im praktischen Leben niemand mehr so wirklich wahrgenommen.

Die West-Berliner waren - für sich selber und für die Bewohner der BRD - West-Deutsche Staatsbürger, aber mit einem Sonderstatus.

Im Nachhinein ist es schwierig, das alles richtig einzuordnen, weil sich dabei die rechtliche Situation und die gefühlte Situation vermischen.

Wir Westberliner hatten einen grünen behelfsmäßigen Personalausweis, auf dem nichts von Bundesrepublik Deutschland draufstand. Aber da stand: "Der Inhaber dieses Ausweises ist deutscher Staatsangehöriger". In der BRD gab es graue Personalausweise. Die Reisepässe, die in Berlin ausgestellt wurden, waren allerdings mit denen der Bundesrepublik identisch.

Berlin war bis 1990 das letzte Stück Deutsctschland, das theoretisch und praktisch von den Alliiierten besetzt war. Gleichzeitig hat man nirgendwo auf der Welt solche Freiheiten genossen wie in West-Berlin. Es gab keine Wehrpflicht. Bei Leuten, die keine Lust hatten, zu arbeiten, hat man nicht so genau hingeschaut und die Kohle rübergeschoben. Wenn man doch arbeiten wollte, gab es 8% Berlin-Zulage (Zitterprämie).

Es gab Wessis und Ossis. Wessis waren die die Leute aus Westdeutschland, Ossis die Leute aus Ostfriesland.

Wir wussten, daß Westberlin ohne den Sonderstatus der Alliierten und die Milliarden aus der BRD nicht lebensfähig war, aber wir haben so getan, als seien wir der Nabel der Welt. Und alle sind darauf reingefallen.

"West-Berliner" waren "Deutsche Staatsangehörige mit ständigen Wohnsitz in Westberlin", und Sie hatten den sogenannten "Behelfsmäßigen Personalausweis".

Je nachdem welche anderen Länder es waren,wurde die Zugehörigkeit zur BRD de fakto anerkannt oder nicht (Die Warschauer Pakt Staaten erkannten es so nicht an).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Rotfuchs716  11.04.2023, 01:22

Bemerkenswert ist jedoch, dass Westberliner bei den Bundestagswahlen nicht wählen durften!

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Ist nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch.. dich du hast Recht mit diesem Sonderstatus, ich musste zwar erst nachlesen.. ich hatte es fast vergessen..

Zu den Besonderheiten gehörte der Berliner behelfsmäßige Personalausweis, der von den in Westdeutschland ausgestellten abwich (Einband grün statt grau) und keinen Hinweis auf den ausstellenden Staat, jedoch den Vermerk „Der Inhaber dieses Ausweises ist deutscher Staatsangehöriger“ enthielt; außerdem wurde als Ausstellungsbehörde „Der Polizeipräsident in Berlin“ genannt. Der Vermerk bezüglich der Staatsangehörigkeit wurde bisweilen beim Grenzübertritt in Ostblockländern überstempelt und durch den Satz „Der Inhaber dieses Ausweises ist Bürger mit ständigem Wohnsitz in Westberlin“ versehen.

Woher ich das weiß:Recherche

West-Berlin war Teil der Bundesrepublik Deutschland, zwar mit einigen Besonderheiten aber so war es.

RPAIG  22.08.2022, 22:26

Da sagt das Internet etwas anders. West-Berliner hatten nicht einmal reguläre Ausweise der BRD. Die West-Alliierten erlaubten eine Zugehörigkeit West-Berlins zur BRD nicht.

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superseegers  22.08.2022, 22:37
@RPAIG

In West-Berlin galt größtenteils westdeutsches Recht. Und der Berliner Perso war wie der westdeutsche nur in anderer Farbe.

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RPAIG  22.08.2022, 22:39
@superseegers

Die Alliierten beharrten darauf, dass Westberlin nicht und in keiner Weise Teil der Bundesrepublik sein durfte. Das besiegelten sie selbst 1977 im Vier-Mächte-Abkommen noch einmal unmissverständlich. West-Berlin war also kein Teil der BRD und Westberliner lebten damit nicht in Deutschland. Wenn sie tatsächlich die BRD-Staatsangehörigkeit hatten, waren sie damit rechtlich Auslandsbürger.

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superseegers  22.08.2022, 22:50
@RPAIG

Balblabla, Wikipedia -Geschmuse, die Westalliierten ließen zu dass Berlin-West faktisch wie ein Bundesland behandelt wurde und agierte, mit der einen oder anderen Ausnahme.

Hättest du seinerzeit einem Westberliner gesagt er sei kein Deutscher hätte er Dich bis zum Hustenanfall ausgelacht.

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