War Napoleon ein Held oder Tyrann?

6 Antworten

Ich denke es brauchte seinen Platz in der Geschichte.
Er war jetzt niemand, der versucht hat, allen europäischen Staaten die französische Lebensweise aufzudrängen. Man "munkelt" er wollte eigentlich nur Frieden.
Ich denke hier hatte jemand einfach das gefunden, wofür er geschaffen war.
Das kann von uns nicht immer jeder behaupten.

Zudem hat das erste Zivilrecht In Frankreich eingeführt.
Die europäische Elite war dabei zu verblöden und zu verfetten.
Ich denke er hat gezeigt, dass es Landesgrenzen und Prinzipien geben muss, dass man jene verteidigen muss um sicher zu sein. Das haben sich auch andere abgeschaut. Die Gründung von Alliierten (in dem Fall gegen Frankreich, heute z.B. gegen Russland) war auch ein Produkt, dass bis in die Neuzeit überlebt hat.
Tote gab es leider immer in der Geschichte - und wie wir gerade sehen, ist es mit imperialistischem Gedankengut bei einigen Individuen noch lange nicht vorbei.
Wir wissen nicht, welches Europa wir heute hätten. Ohne Napoleon wäre es vielleicht besser, aber vielleicht auch viel schlechter geworden und wir wären dann vielleicht sogar ein Teil des russischen Reiches geworden.
Geändert-gedachte Geschichte ist allerdings nicht "fassbar", deshalb: Lassen wir das spekulieren. Es war halt wie es war.

Ein Tyrann in jedem Fall, schließlich hat er die Völker, die er sich unterwarf, brutal unterdrückt. In Deutschland kann man von ihm kaum begeistert gewesen sein, sonst hätte man sich nicht gegen seine Gewaltherrschaft aufgelehnt und Napoleon letztlich auch besiegt. Das Wort „Franzosenzeit“ hat nicht ohne Grund einen schlechten Klang in Deutschland. Es kam beim Vormarsch der französischen Scharen meist zu brutalen Plünderungen, zuweilen auch Vergewaltigungen und in Städten wurden viele Menschen dazu gezwungen, einen französischen Soldaten aufzunehmen und zu versorgen. Jede Opposition gegen Napoleons Regime wurde rigoros unterdrückt, durch Zensur und scharfe Überwachung des kulturellen Betriebes. Die Denker und Dichter dieser Zeit riefen zum Widerstand auf gegen den korsischen Tyrannen. So etwa Ernst Moritz Arndt oder Johann Gottlieb Fichte.

Viele Franzosen mögen in ihm aber eine Art nationalen Helden sehen, da ihr Land unter Napoleon kurz davor stand, ganz Europa in einem von Frankreich dominierten Imperium zu vereinigen. Das hätte auch kurz oder lang durchaus die Weltherrschaft Frankreichs bedeuten können, da ein unter französischer Führung vereinigtes Europa durchaus das britische Imperium überwinden und sich überall in der Welt an dessen Stelle hätte setzen können. Daher wird N unter antibritischen Pan-Europäern von „rechts“ bis „links“ durchaus zuweilen positiv gesehen und auch als eine Art tragisch gescheiterter Held gefeiert. Schon Nietzsche sah ihn in diesem Lichte. Zudem hätte es bei einer Einigung Europas keine Kriege mehr zwischen Nationen gegeben (wohl aber Bürgerkriege aufgrund der Unterdrückung durch die französischen Herren).

Das ist ähnlich wie bei Hitler, der von der allgemeinen Geschichtsschreibung im Westen extrem negativ gewertet wird, von manchen Rechten aber positiv, da unter seiner Führung Deutschland Europa hätte einigen und damit zu einem weltweit konkurrenzfähigen Imperium hätte machen können.

Die heutige linksliberal-freimaurerische Geschichtsschreibung wertet Napoleon auch eher positiv, da dieser durch seinen zeitweiligen Siegeszug über Europa durch seine Scharen auch den Geist der französischen Revolution über die Grenzen Frankreichs hinaus getragen hatte. Allerdings sollte man diesen Einfluss nicht überschätzen. Das zu oft abschreckende und kulturlose Benehmen dieser französischen Besatzungssoldaten hat diese zu denkbar schlechten Propagandisten der Ideale von 1789 gemacht. Und Napoleon selbst war ja auch kein Republikaner oder „Demokrat“, sondern ein höchst egomanischer Tyrann, der sich selbst zum Imperator gekrönt hat. Als Napoleon schließlich besiegt ward, kehrte in Europa wieder ein gesunder, friedlich-konservativer Geist der Restauration und inneren Sammlung ein.

Es kommt also immer auf den Blickwinkel an. Aus deutscher Sicht haben wir insgesamt wenig Anlass, in ihm einen Helden zu sehen. Dasselbe gilt für Niederländer, Spanier, Italiener, Russen und vor allem Engländer. Aus französischer oder einer theoretischen paneuropäischen aber schon eher.

Vanaheim  29.12.2023, 08:28

Eine gute Analyse, meinen Beifall

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Ich würde sagen ein Genialer General, aber größenwahnsinnig und übermütig.

Für die meisten Franzosen und deren Geschichtsschreiber ist „Kaiser“Napoleon ein großer Held, der Frankreich bis nach Moskau vergrößert hat.

Diese Euphorie über den „großen“ Feldherrn können andere nicht teilen, (außer den Bonapartisten) , denn diese mußten diese Kriege mit Kontributionszahlungen finanzieren, ihre jungen Männer als Kanonenfutter zur Verfügung stellen und die jahrelange französische Besatzung erdulden.

Auch im persönlichen Umgang war Napoleon ein aggressiver Rüpel, der glaubte auch mit andern Menschen umgehen kann wie mit seinen Soldaten.

Ein Zitat von IHM könnte seine Mentalität am besten beschreiben.

……………..Ich bin in den Feldlagern aufgewachsen, ich kenne nichts als die Feldlager und ein Mann wie ich scheißt auf das Leben von einer Million Menschen.

( Je suis élevé dans les camps, je ne connais que les camps, et un homme comme

moi f.... de la vie d‘un million d‘hommes! ) 

Ich hoffe deine Frage ist damit beantwortet!