War Ludwig XIV ein Diktator?

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absolutistischer Herrscher und Diktator

König Ludwig XIV. (Louis XIV) von Frankreich war ein absolutistischer Herrscher.

Die Bezeichnung »Diktator« für König Ludwig XIV. (Louis XIV) von Frankreich ist aber nicht gut passend.

Eine absolutistische Monarchie und eine Diktatur sind in dem Umfang der Machtbefugnisse der regierenden Personen und dem Ausmaß, an dem sie einer einschränkenden Kontrolle durch andere entzogen sind, sehr ähnlich. Es gibt aber auch Unterschiede.

Eine Diktatur (lateinisch: dictator; vom Verb dictare = oft/ständig sagen, vorsagen, diktieren; vom Wortursprung her ist ein Diktator jemand, der das Sagen hat) in der antiken römischen Republik war ein zeitlich befristetes Ausnahmeamt im Fall eines Notstandes (Lucius Cornelius Sulla und Gaius Iulius Caesar ließen sich mit Zustimmung des Senates für mehr als 6 Monate mit der Diktatur beauftragen, dies war aber ein Verstoß gegen traditionelle Grundsätze).

Der moderne Begriff der Diktatur ist unscharf. Als Diktatur gilt die Herrschaft eines Einzelnen oder einer Personengruppe mit fast oder ganz uneingeschränkter/unbegrenzter Machtausübung bzw. fast oder ganz uneingeschränkten/unbegrenzten Vollmachten/Herrschaftsbefugnissen. Oft wird mit Diktatur auch das Merkmal der Gewalt (gewaltsame Eroberung der Macht; Unterdrückung) verbunden.

Ein absolutistischer Herrscher ist nicht an eine seine Machtbefugnisse einschränkende geschriebene Verfassung gebunden und besitzt seinem Machtanspruch nach ungeteilt die Souveränität in seinem Staat, es gibt also keine seine Machtausübung einschränkende Mitwirkung oder Kontrolle durch eigenständige andere politische Körperschaften. Der Bezeichnung nach ist ein absolutistischer Herrscher von den Gesetzen losgelöst (lateinisch: legibus absolutus), das heißt, er stand über den Gesetzen, konnte sich über sie hinwegsetzen und sie allein bestimmen.

Ein absolutistischer Herrscher im 17. und 18. Jahrhundert war aber an göttliches Recht und in gewissem Ausmaß an Tradition/Rechtherkommen gebunden.

Außerdem legitimierte sich ein absolutistischer Herrscher vor allem traditionell mit Erbfolge und Gottesgnadentum. Eine Diktatur kann sich bei ihrer Einführung nicht einfach auf solch eine traditionelle Weise legitimieren.

Zeitgenossen verwendeten zur Ablehnung einer absolutistischen Monarchie eher die Bezeichnung »Despotismus«.

mögliche Verhinderung der Französischen Revolution

Ob König Ludwig XIV. von Frankreich die Französische Revolution (1789 – 1799) hätte verhindern könnte, ist eine hypothetische Frage, weil der damals nicht gelebt hat und die Umstände teilweise anders als zu seiner Zeit waren.

Ludwig XIV. hätte höchstwahrscheinlich nicht so schwankend, Zauderern, unterschiedlichen Einflüssen folgend regiert wie Ludwig XVI. , sondern versucht, einen politischen Kurs klar und folgerichtig durchzuführen.

Er neigte zu ausgreifender Außenpolitik mit militärischen Mitteln, was viel kostete und Schwierigkeiten durch Staatsschulden verursachen konnte. Vielleicht hätte er energischer auf Steuererhöhungen gedrängt, auch gegen Adel und Klerus. Andererseits hätte dies Spannungen erhöhen können.

Die schlechten Ernten und daher Mangel, Preiserhöhungen, Hunger hätte er nicht verhindern können.

Die Zweifel an der Legitimität an einer absolutistischen Monarchie hätte er nicht beseitigen können.

Ludwig XIV. hätte vielleicht stärker eine Niederschlagung durch Soldaten versucht. Das hätte dann aber auch gesteigerte Empörung über ein Gemetzel und Widerstand hervorrufen können. 1789 fühlten sich manche Soldaten dem Volk nahe, Soldaten der französischen Garden (Gardes françaises) stellten sich auf die Seite Bevölkerung, so am 12. Juli 1789 gegen königliche Kavallerie und am 14. Juli 1789 beim Sturm auf die Bastille.


Bekim579 
Fragesteller
 23.07.2021, 15:20

Wenn die eigenen Soldaten hinter den Rücken fallen, dann kann doch ein französischer König Soldaten aus den Nachbarländer ausleihen. Oder?

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Albrecht  23.07.2021, 15:27
@Bekim579

Dies ist nicht einfach.

Zunächst dauert so etwas einige Zeit. Vielleicht ist bis dahin schon eine Niederlage eingetreten. Die Herrscher der Nachbarländer wollen möglicherweise keine Soldaten hergeben (Ludwig XIV. hat mehrfach Krieg gegen sie geführt). Soldaten aus Nachbarländern wären möglicherweise wenig motiviert.

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Bekim579 
Fragesteller
 23.07.2021, 15:33
@Albrecht

Ich finde auch die Renaissance hat die Grundlage für die französische Revolution bereitet und sie wurde von Päpsten nicht gut genug bekämpft.

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FernbedinungTV  20.09.2021, 17:13

Nach heutiger Definition währe er aber einer

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Das Wort Diktator gab es damals noch nicht, wären bei Ludwig dem XIV, die gleichen schlechten Bedingungen gewesen, wie sie Ludwig der XVI hatte, dann hätte es damals schon gekracht.

https://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/franzoesische-revolution/lucys-wissensbox/ursachen-der-revolution/ludwig-xvi-oder-ein-koenig-hat-ein-problem/

Das es zwei Jahre Missernten gegeben hatte, ist im Artikel nicht erwähnt, sie schlugen allerdings auch zu Buche als Grund der Revolution.

Woher ich das weiß:Recherche

Ob man ein Diktator ist oder nicht entscheidet nicht, ob er die Revolution hätte verhindern können.

Dafür hätte er ja, egal, wie er geherrscht hätte, auch in irgendeiner Form das Militär einsetzen müssen.

Das Militär hätte aber in dieser Zeit nicht auf die eigenen Leute geschossen, weil beide ja unter ähnlichen Umständen lebten.

Demnach hätte er sie nur schwer verhindern können.

Ein absolutistischer König ist in erster Linie ein Nachkomme von vorherigen Königen, also sowieso König.

Ein Diktator hat meistens keine königlichen Vorfahren

Sie herrschen aber beide ähnlich


Onlinekasper  22.07.2021, 23:37

Also eigentlich überhaupt nicht!

Ein König unterscheidet sich sogar deutlich von einem Diktator. Denn der herrscht ja allein. Ein König nicht.

Allenfalls könnte man bei den absolutistischen Herrschern Parallelen finden

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Bekim579 
Fragesteller
 23.07.2021, 14:57

Wenn die eigenen Soldaten hinter den Rücken fallen, dann kann doch ein französischer König Soldaten aus den Nachbarländer ausleihen. Oder?

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Squiduddel  23.07.2021, 16:11
@Bekim579

Das würde dem König eher ein schlechtes Image geben und ihn unbeliebter machen sowohl bei dem Volk, als auch beim eigenen Militär

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Firmian  23.07.2021, 17:04

Historisch bezeichnet man absolute Monarchen nicht als Diktatoren.

Aber im 20. Jahrhundert wird zB in Jugoslawien schon von der Epoche der "Königsdiktatur" gesprochen - vielleicht deshalb, weil's ja eine Verfassung gab und sich der König darüber hinweggesetzt hat, während Ludwig XIV. (und jeder andere absolute Herrscher) das ja rechtlich durfte.

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"Absolutistisch" ist nur ein anderes Wort für "Diktatorisch". Das gilt NICHT nur für Ludwig XIV.