War Jesus eigentlich Kommunist?

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Ja, war er. Deshalb ist es umso witziger wenn Fanatische Christ:innen Sozialismus oder Kommunismus als "Werk des Teufels" bezeichnen. Genau diese Menschen haben die eigendliche Moral die Jesus lehren wollte nicht verstanden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Post-Theist || Für Religionsfreiheit und Toleranz

helmutwk  01.08.2023, 13:34
Deshalb ist es umso witziger wenn Fanatische Christ:innen Sozialismus oder Kommunismus als "Werk des Teufels" bezeichnen

Den Marxismus-Leninismus (und das ist i.d.R. gemeint, wenn von Kommunismus die Rede ist) kann man schon als »Teufelswerk« bezeichnen, man denke nur die die zahlreichen Opfer des Archipels Gulag.

Genau diese Menschen haben die eigendliche Moral die Jesus lehren wollte nicht verstanden.

Ich wüsste nicht, dass Jesus die führende Rolle einer Partei (also eine Diktatur über das Proletariat), gewaltsamen Umsturz und Massenterror als eigentliche Moral gelehrt hätte.

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Tihwd  01.08.2023, 15:17
@helmutwk
Den Marxismus-Leninismus (und das ist i.d.R. gemeint, wenn von Kommunismus die Rede ist) kann man schon als »Teufelswerk« bezeichnen, man denke nur die die zahlreichen Opfer des Archipels Gulag.

Ist halt aber kein Kommunismus. ML ist einfach nur authoritärer Staatskapitalismus. Wir reden hier über tatsächlichen Kommunismus, der noch nie großflächig umgesetzt wurde.

Ich wüsste nicht, dass Jesus die führende Rolle einer Partei (also eine Diktatur über das Proletariat), gewaltsamen Umsturz und Massenterror als eigentliche Moral gelehrt hätte.

Erneut, weder die Sowjetunion, noch die VR China, noch irgendein anderer Ostblock Staat war je Kommunistisch oder Sozialistisch sondern eben Staatskapitalistisch. Was sie behauptet haben ist egal, sie haben den Sozialismus faktisch nie erreicht. Wie die Nazis nutzen sie nur Elemente oder die Rethorik des Sozialismuses um ihre Macht zu stärken.

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helmutwk  01.08.2023, 15:49
@Tihwd
Ist halt aber kein Kommunismus.

Doch, so wurd das Wort benutzt, das ist seine heutige Bedeutung.

Wir reden hier über tatsächlichen Kommunismus

Da müsste erst mal definiert werden, was »Kommunismus« ist, insbesondere »tatsächlicher«.

Meinst du das, was ich Communismus nenne?

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helmutwk  01.08.2023, 15:54
@helmutwk

Nachtrag:

Wie die Nazis nutzen sie nur Elemente oder die Rethorik des Sozialismuses um ihre Macht zu stärken.

Die entscheidende Wende von einer halbwegs demokratischen »Diktatur des Proletariats« (eine Mehrheit über die gefährliche Minderheit) zu einer Diktatur über das Proletariat kam bei Lenin, die anderen Staaten (VR China etc. sind einfach nur Lenin gefolgt. Einige wohl im Glauben, dass die Grausamkeiten der Gegenwart sich angesichts der leuchtenden Zukunft lohnen …

Der Ausdruck Diktatur über das Proletariat stammt von Trotzki, der aber später mit dazu beigetragen hat, genau diese Diktatur zu errichten. Dass er dann von Stalin abserviert und am Ende ermordet wurde, kommt mir wie eine gerechte Strafe vor.

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Tihwd  01.08.2023, 16:59
@helmutwk
Doch, so wurd das Wort benutzt, das ist seine heutige Bedeutung.

Ist es halt nicht aber gut.

Da müsste erst mal definiert werden, was »Kommunismus« ist, insbesondere »tatsächlicher«.

Hier ein Beispiel:

Der Kommunismus hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie eine ideale menschliche Gesellschaft aussehen sollte: Allen Menschen soll gemeinsam das gehören, was für den Lebensunterhalt notwendig ist. Das sind die sogenannten "Produktionsmittel". Dazu gehören zum Beispiel Geräte und Maschinen, aber auch das Land, auf dem Weizen, Gemüse und andere Dinge angepflanzt werden. Auch die Tiere, von denen die Menschen leben, gehören dazu, ebenso wie die Häuser, in denen die Menschen wohnen. Nach dieser Vorstellung, die es schon im Altertum gab, sollen alle Dinge, die gemeinsam hergestellt werden, auch gerecht untereinander verteilt werden.
Quelle bpb

Kommunismus ist per Definition anti-authoritär. Tatsächlich kommunistische Staaten wie zB die Bayrische Räterepublik waren weit entfernt von dem Mist den MLMer später als """Kommunismus""" verkaufen wollten.

Die entscheidende Wende von einer halbwegs demokratischen »Diktatur des Proletariats« (eine Mehrheit über die gefährliche Minderheit) zu einer Diktatur über das Proletariat kam bei Lenin, die anderen Staaten (VR China etc. sind einfach nur Lenin gefolgt. Einige wohl im Glauben, dass die Grausamkeiten der Gegenwart sich angesichts der leuchtenden Zukunft lohnen …

Wie gesagt, sie haben den Kommunismus nie erreicht weil Lenin meinte er wüsste es besser und er müsse die Masse per Avantguard-Partei "den Sozialismus lehren" ohne ihn scheinbar je selber verstanden zu haben. Er rechtfertigte es damit, dass die Menschen in Russland noch keine Proletarier seien, da es in Russland noch keine großflächige Industrialisierung gab.

Marx selbst schreibt, dass der Kapitalismus eine notwendige Phase sei um den Kommunismus zu erreichen, Lenin hingegen behauptete, dies sei auf Russland nicht anwendbar, und die "gebildete sozialistische Elite" die Partei, müsse die Bevölkerung nun führen, solange, bis der Kommunismus erreicht werden würde. Spoiler, dazu ist es nie gekommen.

Lenin ist wie Napoleon, jemand, der sich durch die Revolution selbst ermächtigt und der Revolution den Todesstoß gibt. Spätestens mit Stalin herschte in der Sowjetunion der Faschismus, was sich gut an Stalins ideologischer Nähe zu den Achsenmächten zeigen lässt. Ab dem Zeitpunkt war das einzig Sozialistische am sowjetischen System die Ästhetik, ähnlich wie bei Napoleon mit der Revolution.

Stalin hat sogar kommunisten an die Nazis ausgeliefert um ihre Beziehungen zu verbessern. Stalin war bis zum Angriff Deutschland fest davon überzeugt den Achsenmächten beizutreten. Und sowas wollte sich dann als "Kommunismus" verkaufen...

Der Ausdruck Diktatur über das Proletariat stammt von Trotzki

Nein, der Ausdruck stammt aus dem Kommunistischen Manifest also von Marx und Engels. Dort stellen sie die Diktatur des Proletariats als Gegenstück zur Diktatur der Bourgeoisie auf. Dabei geht es nicht um eine tatsächliche Diktatur, sondern eine figurative: die Alleinherschaft der Bourgeoisie soll gestürzt und die Herschaft der Arbeiter:innenklasse aufgebaut werden. Tatsächlich ist diese "Diktatur" anti-authoritär, da das Endziel des Kommunismuses eine Klassenlose Gesellschaft ist, in der alle Teil des Proletariats, also praktisch alle Teil der Herschenden Klasse sind.

Aber natürlich geht diese nuance verloren, wenn Diktatoren darin eine Rechtfertigung ihrer Macht sehen. So tat es Lenin, Stalin, Mao und viele viele weitere.

Trotzki der aber später mit dazu beigetragen hat, genau diese Diktatur zu errichten. Dass er dann von Stalin abserviert und am Ende ermordet wurde, kommt mir wie eine gerechte Strafe vor.

Es war ein Machtkampf zwischen zwei Autokraten. Stalin hatte die Macht und nutzte sie. Wie in allen authoritär-faschistischen Regimen kann es nur einen an der Spitze geben, und Trotzki hat den kürzeren gezogen.

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helmutwk  01.08.2023, 17:29
@Tihwd
Nein, der Ausdruck stammt aus dem Kommunistischen Manifest also von Marx und Engels

Du hast nicht aufgepasst. im Manifest (?) steht was von der Diktatur des Proletariats, die Diktatur einer überwältigend Mehrheit über die gefährliche Minderheit der in der Weltrevolution entmachteten Kapitalisten (so hat Marx es sich erträumt). Also eine halbwegs demokratische Angelegenheit.

Bei Trotzki hieß es dann »Diktatur über das Proletariat«, womit Lenis Programm mit der führenden rolle gut charakterisiert wurde. Und so ist es dann auch (mit tatkräftiger Unterstützung von Trotzki!) auch gekommen.

Es war ein Machtkampf zwischen zwei Autokraten

Dem hab ich nicht widersprochen. Wie meist hat sich der durchgesetzt, der weniger Skrupel hatte.

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Tihwd  01.08.2023, 17:34
@helmutwk
Bei Trotzki hieß es dann »Diktatur über das Proletariat«, womit Lenis Programm mit der führenden rolle gut charakterisiert wurde. Und so ist es dann auch (mit tatkräftiger Unterstützung von Trotzki!) auch gekommen.

Ja, das sollte dann doch schon zeigen, dass das nichts mehr mit Kommunismus zu tun hatte.

Dem hab ich nicht widersprochen. Wie meist hat sich der durchgesetzt, der weniger Skrupel hatte.

Was ist dann genau das Ziel hier? Sind wir uns jetzt einig? Oder gibt es noch Punkte auf die du eingehen willst?

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helmutwk  01.08.2023, 17:46
@Tihwd
Ja, das sollte dann doch schon zeigen, dass das nichts mehr mit Kommunismus zu tun hatte.

Der Gründer der ersten Kommunistischen Partei (KPdSU) hat natürlich was mit Kommunismus zu tun. Nur nichts mit dem Kommunismus, den du meinst.

Zum Vergleich: Wir sprechen auch Hitler nicht ab, ein Nationalsozialist gewesen zu sein, obwohl er weder ein echter Nationalist noch ein Sozialist war.

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Tihwd  01.08.2023, 17:51
@helmutwk
Der Gründer der ersten Kommunistischen Partei (KPdSU) hat natürlich was mit Kommunismus zu tun. Nur nichts mit dem Kommunismus, den du meinst.

Ja, also faktisch nicht Kommunismus. Eine bessere Bezeichnung für die Sowjetische Ideologie wäre Vanguardism oder Avantguardismus, dann kommt es zu keiner Verwechslung, ähnlich wie man Nazismus benutzt um Hitler's Ideologie zu beschreiben.

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Ja. Er hat gesagt "eher geht ein Kamel (oder Tau) durchs Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt." - "Verkaufe alles, verteile das Geld unter den Armen und folge mir nach."

Er war dafür, dass jeder gleichen Lohn erhält. Gleichnis von den Weinbergarbeitern.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichnis_von_den_Arbeitern_im_Weinberg

Am Ende des Arbeitstages nach zwölf Stunden bezahlt er zuerst den zuletzt Eingestellten, die nur eine Stunde gearbeitet haben, einen Denar. Auch alle anderen erhalten diesen Lohn. Die Arbeiter, die den ganzen Tag gearbeitet haben, beschweren sich darüber beim Hausherrn. Sie fordern mehr Lohn, weil sie mehr gearbeitet haben. Der Hausherr weist die Kritik aber zurück, indem er die verärgerten Arbeiter daran erinnert, dass sie mit ihm doch zuvor über die Bezahlung eines Denars übereingekommen waren und zudem sei sein Maßstab für die Gerechtigkeit seine Güte. 

Er wollte Hierarchien auf den Kopf stellen "Der Größte unter euch sei jedermanns Diener." Er war gegen Rassismus und für Gleichberechtigung, hat sich für die Rechte der Kinder eingesetzt u.s.w.

Kein Wunder, dass die Mächtigen seiner Zeit in ihm eine große Gefahr gesehen haben. Je nachdem wie man Sozialismus von Kommunismus definitionsgemäß abtrennen will, war er Sozialist oder Kommunist.


Viktor1  28.07.2023, 18:09
war er Sozialist oder Kommunist.

Mit Sicherheit nicht - er war für die "Gerechtigkeit", welche größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, welche Erbarmen mit einschließt und auch guten Willen anerkennt sowie Zuwendung zu den Bedürftigen wie im Gleichnis. Dazu braucht man nur ein guter Mensch sein.

Dies hat mit Kommunismus nichts zu tun, eher mit unserem Sozialsystem.

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Ja, zu seinen Lebzeiten und das Leben seiner Anhänger nach dem Tod. Sie waren "kommunistischer" als die Menschen, die sich später Kommunisten nannten.

Was sind die Merkmale des Kommunismus?
Das Ziel der kommunistischen Ideologie kennzeichnet vor allem eine herrschaftslose und klassenlose Gemeinschaft.Alle Güter sollen dabei unter den Menschen solidarisch geteilt werden. Es gilt das Prinzip: Jeder gibt so viel er kann und nimmt so viel er braucht.
https://www.studysmarter.de/schule/geschichte/nachkriegszeit/kommunismus/#

MeinName927 
Fragesteller
 28.07.2023, 20:10

Korrekt!

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Lamanini  29.07.2023, 15:33

Herrschaftslos? mit einem Gott? Und einem König der Menschen?

und gleich aufgeteilte Güter, bei einem Gott, welcher unendlich Macht hat?

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Gungrasshopper  29.07.2023, 15:43

 Der Kommunismus ist atheistisch geprägt und leugnet, dass es einen Gott gibt. Es passt also nicht!

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helmutwk  01.08.2023, 16:00
@Gungrasshopper
Der Kommunismus ist atheistisch geprägt

Seit 1848. Noch in der Einleitung zum Kommunistischen Manifest schreiben Marx&Engels, dass jede Regierung die Opposition als kommunistisch beschimpft und jede Opposition die Regierung. So dass „Kommunismus” zu einem »Gespenst« geworden ist, das nun durch das Manifest wieder real werden soll, indem die wirklichen Kommunisten reden. Womit Marx natürlich sich und seine Anhänger meint.

Ursprünglich bedeutete Kommunismus einfach Gütergemeinschaft. Wie sie z.B. die Christen in Jerusalem hatten.

Erst Marx und dann natürlich Lenin haben dem Wort die heutige Bedeutung verliehen.

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Er war vor allem jüdischer Nationalist und religiöser Partikularist. Er lehnte die römische Fremdherrschaft und die mit ihnen kollaborierenden Sadduzäer entschieden ab. Ebenfalls lehnte er materiellen Reichtum ab, war aber gutem Essen und Wein nicht abgeneigt, was ihm den Ruf als "Fresser und Weinsäufer" einbrachte.

Sein Ratschlag, sich nicht um das Morgen zu kümmern, speiste sich aber nicht aus einem utopischen Gesellschaftsmodell, sondern war der seiner Meinung nach unmittelbar bevorstehenden Gottesherrschaft mit Jüngstem Gericht geschuldet. Wer die Zeitenwende als unmittelbar bevorstehend betrachtet, für den wird persönliche Daseinsvorsorge obsolet.

Als Gesellschaftsmodell taugt die Lehre Jesu jedenfalls nicht. Das hat Paulus auch sehr schnell erkannt und seine Lehre verändert.

Heutiges Christentum ist vor allem Paulinismus.

Kommt darauf an, was man unter Kommunist versteht. Ich unterscheide gerne zwischen:

  • Communist: Jemand, der Gütergemeinschaft lehrt bzw. praktiziert.
  • Kommunist: Anhänger der Lehren Lenins (Marxist-Leninist).

Auch wenn sich Jesus nicht prinzipiell gegen Privatbesitz ausgesprochen hat: Seine Aufforderung, den Reichtum mit den Armen zu teilen und die gemeinsame Kasse seiner Kerngruppe (Jesus & 12 Apostel) reicht aus, um ihn zum Communisten zu erklären. Aber er war natürlich kein Kommunist.