War der SED Chef Erich Honecker Stalinist?
3 Antworten
Mit Sicherheit nicht, obwohl er sich andererseits voll und ganz der stalinistischen Mittel wie der Stasi zur Verfolgung politisch Andersdenkender bediente.
Neben der Methoden der Repression war es sein erklärtes Ziel, über die Steigerung der Konsumgüterproduktion die Zufriedenheit der Bürger seines Landes zu steigern.
Um die Lücken im DDR-Konsumgüterangebot zu schließen, bediente er sich teils absurder Methoden, alle Betriebe, auch solche z.B. der Schwerindustrie, mußten als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ein Kontingent von 5% an Konsumgütern produzieren, ungeachtet der Tatsache das sie hierfür personell, logistisch noch bezüglich Produktionsmaschinen auf Konsumgüterherstellung eingerichtet waren:
https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumg%C3%BCterproduktion_in_der_DDR
Konsumgüterproduktion in der DDRDie Konsumgüterproduktion in der DDR war eine Aufgabe der Betriebe in der DDR zur Erhöhung des Versorgungsniveaus und zur Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung. Die Konsumgüterproduktion der DDR in den 1970er und 1980er Jahren konnte das Lebensniveau nicht im erwünschten Maß erhöhen.
Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 begann ein Umdenken der DDR-Führung. Mit dem zweiten Fünfjahresplan wurde nun eine Verschiebung des Schwerpunkts auf die Produktion von Konsumgütern begonnen.
Kaufkraftüberhang und MangelwirtschaftIn der DDR wuchs die Kaufkraft der Bevölkerung stärker als das Angebot an hochwertigen Konsum- und Luxusgütern (Kaufkraftüberhang). Die Konsumgüter produzierenden Betriebe und Kombinate waren nicht annähernd in der Lage, die in den 1970er Jahren gestiegenen Konsumwünsche zu decken und die Kaufkraft der Bevölkerung abzuschöpfen, die sich aufgrund stetig steigender Löhne und guter Renditen auf Spareinlagen ständig vergrößerte. Einerseits verhinderte die Preisbindung eine Anpassung der Preise an sich verändernde Kosten. Andererseits erhöhte sich insbesondere unter Erich Honecker die Konsumtionsrate am Nationaleinkommen immer weiter, was den Umfang freier Investmittel immer weiter verringerte, die zur Erhöhung und Verbesserung der Produktion notwendig gewesen wären. Zudem wurden bei der zentralen Festlegung der Preise Kaufkraft und Nachfrage oft völlig unterschätzt, also unrealistisch niedrige Preise festgelegt.
Konsumgüterproduktion als gesellschaftlicher AuftragGalt in der Nachkriegsära unter Walter Ulbricht noch das Motto: „Wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben!“, so wurde Ende der 1960er Jahre deutlich, dass die Bevölkerung schon jetzt, nicht irgendwann morgen, den Lohn ihrer Arbeit ernten wollte.
Die Konsumgüterpoduktion wurde deshalb in den 1970er Jahren zu einer Schwerpunktaufgabe der damaligen Gesellschaft. Der VIII.(8.) Parteitag der SED 1971 formulierte die Aufgabe, „den Bedarf der Bevölkerung zu einer der entscheidenden Ausgangsgrössen der Produktion und Versorgung zu machen“[4].
Neben den ursprünglich Konsumgüter herstellenden Betrieben wurden auch alle anderen aufgefordert, außer ihren eigentlichen Produktionsaufgaben zusätzlich Konsumgüter zu produzieren. Partei und Regierung formulierten den gesellschaftlichen Auftrag an die Kombinate und Betriebe, die vorwiegend Produktionsmittel lieferten, fünf Prozent ihrer Warenproduktion als Konsumgüter herzustellen[5]. Es entstand eine regelrechte Kampagne und der Erfüllung der Planaufgaben zur Herstellung von zusätzlichen Konsumgütern wurde eine sehr hohe Bedeutung beigemessen.
BeispieleRechnergesteuerter Stoffzuschnitt sollte 1989 Voraussetzungen für eine höhere und effektivere Konsumgüterproduktion in der Möbelindustrie der DDR schaffen.
Anfangs suchten die Betriebe jede Möglichkeit, die Auflagen zur Konsumgüterproduktion formell zu erfüllen. In der Planwirtschaft der DDR nahm das teilweise auch groteske Züge an. Während in vielen dafür prädestinierten Bereichen die Konsumgüterproduktion tatsächlich gesteigert wurde, kam es in vielen Betrieben auch zu Alibiproduktionen, nur um die Planvorgaben zu erfüllen. Nachfolgend einige Beispiele und Formen der staatlich verordneten Konsumgüterproduktion:
- Der VEB Steremat stellte Geräte der Heim-Elektroakustik und andere elektronische Geräte militärischer Nutzung sowie Halbleiterhalbfabrikate her.
- Ein Bahnenergieversorger stellte Stahlraumteiler für Wohnungen her, weil er u. a. Schweißer beschäftigte.
- Im Walzwerk in Finow wurden Hollywoodschaukeln hergestellt.
- Die Neptun Werft in Rostock produzierte Flaschenöffner.
- Die Sargtischlerei Oderberg produzierte Puderkästen.
- Die Möbeltischlerei Groß Schönebeck stellte Holzharken her.
- Das Rohrkombinat Riesa produzierte Edelstahlbestecke.[6]
- Das Reichsbahn-Ausbesserungswerk Eberswalde verkaufte Brennholz.
- Der VEB Bergmann-Borsig stellte den in der DDR sehr bekannten Elektorasierer bebo sher her.
- Der VEB TRO (Transformatorenwerk Oberspree – einer der größten Betriebe Ostberlins) fertigte in seinem Betriebsteil Rummelsburg einen elektrischen Rasenmäher („Trolli“).
- Im Kranbau Eberswalde wurden PKW-Anhänger hergestellt.
- Das Petrolchemische Kombinat Schwedt stellte Gartenmöbel aus Plaste her.
- Im Eisenhüttenkombinat Ost wurden Mikrowellenherde hergestellt.
- Das Qualitäts- und Edelstahlkombinat produzierte den Wohnwagen QEK Junior.
- Das Sprengstoffwerk Gnaschwitz stellte Fliegenklatschen her.
- Im Braunkohlekraftwerk Jänschwalde wurden Bügelbretter produziert.
- Das VEB Robotron-Büromaschinenwerk „Ernst Thälmann“ Sömmerda stellte u. a. Kleingebäckpressen (Typ 102) und Entsafter (Typ Z 1015) her
- VEB Robotron-Elektronik Dresden Direktionsbereich Forschung und Entwicklung, Fachgebiet Wissenschaftlicher Gerätebau fertigte z. B. einen elektrischen Heizschuh „Sandalon“.
- Das Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ (SKET) produzierte ab 1988 einen Heimcomputerbausatz namens HCX
- Das Fernmeldewerk in Neustadt-Glewe (FNG) produzierte Lampenschirme, das in Nordhausen (FMN) Nostalgietelefone[7]
- Von einem Elektronikbetrieb wurden codierte PKW-Radmuttern produziert.
- VEB Elektrokohle Lichtenberg stellte in einer eigenen Töpferei kunstgewerbliche Feinkeramik her.
- Im Gaskombinat Schwarze Pumpe wurden der Wohnwagen Lausitz 310 und PKW-Anhänger gefertigt.
- Der Lokomotivenhersteller LEW in Hennigsdorf produzierte elektrische Warmwasserspeicher, Bandsägen und Gartenmöbel.
- Das KWO Betriebsteil Meißen (Hauptwerk Niederauer Straße) stellte Wäscheständer (Wäschespinne) aus Aluminiumprofilen her.
- Das Turbowerk Meißen stellte unter anderem Luftkissenrasenmäher her.
- Das IFA "KFZ Zubehörwerk" Meißen stellte neben Fußluftpumpen auch Verbrennungsmotormodelle her.
- Der VEB Mathias-Thesen-Werft in Wismar produzierte Faltboote und Falttüren.
- Der VEB Dieselmotorenwerk Rostock stellte Kaffeemühlen mit Bakelitkorpus her.
- Andere Quellen registrierten:[8]ein Papierverarbeitungsmaschinenwerk, das Tragegriffe für Fahrräder und eine Werft, die Gartenmöbel und Rasenmäher produzierte;
- die Herstellung von Frühstücksbrettchen aus Sprelacart, von Rasenmähern, Schrankklappbetten, Universalspannvorrichtungen für Hobbybastler, Gartenbänken und anderen Möbeln auf der Neptun Werft Rostock.
Die Konsumgüterproduktion der DDR in den 1970er und 1980er Jahren konnte das Lebensniveau nicht im erwünschten Maß erhöhen. Auch die Erwartungen, dass sich mit höherem Lebensstandard die Leistungsmotivation der Bevölkerung in der sozialistischen Volkswirtschaft steigern ließe, wurde nicht erfüllt. Ende der 1970er Jahre wurde deshalb die Konsumgüterproduktion wie ein Wirtschaftszweig organisiert, von den zufälligen Beiträgen dafür unbedarfter Betriebe unabhängig und zur zweiten Produktionsaufgabe gemacht. Die gesamtwirtschaftliche Erfüllung der gestellten Aufgaben sollte die Steigerung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus in der DDR dokumentieren. Seit 1971 widmete die DDR der Konsumgüterproduktion eine eigene Statistik, womit sie im Laufe der Jahre Erfolge nachweisen wollte.
Während die SED 1986 noch triumphal abrechnete, dass die Konsumgüterproduktion 1985 doppelt so groß wäre wie 1970 und dass darunter seit 1980 doppelt so viel neu entwickelter Konsumgüter bereitgestellt worden wären,[9] zog das Politbüro der SED nach der politischen Wende 1989 eine bitterere Bilanz: „… Die Zinszahlungen an die Bevölkerung betragen 1989 voraussichtlich fünf Milliarden M. Das ist mehr als der gesamte Jahreszuwachs des Warenfonds im Jahre 1989. Das Wachsen der Spareinlagen ist einerseits Ausdruck des Vertrauens der Bevölkerung zur gesellschaftlichen Entwicklung und des Wunsches, mit wachsendem Lebensstandard über persönliche Reserven zu verfügen, hängt aber andererseits zum Teil mit nicht realisierbaren Kaufwünschen, besonders nach langlebigen und hochwertigen Konsumgütern, zusammen (PKW, HiFi-Anlagen u.ä.) … Gleichzeitig sind Maßnahmen zur Kaufkraftbindung durch die Steigerung der Produktion hochwertiger Konsumgüter sowie durch höhere Veredlung zum Beispiel eigener landwirtschaftlicher Rohstoffe wie Milch und Fleisch, durch Entwicklung von Dienstleistungen und Gewerbe bzw. Bildung von Sachvermögen durch industriellen Eigenheimbau und eventuellen Kauf von Etagenwohnungen vorzuschlagen …“[10]
Nein, ganz und gar nicht, wenn es das Wort gäbe, wäre er ein Breschnewist gewesen. Er hat dafür gesorgt, dass der Begriff Stalin in der DDR ausradiert wurde.
Nein, ganz im Gegenteil, der Name Stalin und alles was an ihn erinnerte wurde ausgelöscht, entstalinisiert. Die Entstalinisierung erfolgte zwar noch unter Ulbricht, Honecker war aber maßgeblich beteiligt.
Alles was vorher den Namen Stalin trug, wie Stalinstadt, Stalinstraße, Stalinallee wurde in der Nacht zum 14. November 1961 umbenannt und Denkmäler beseitigt.
Er war ein Sozialist.
Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
ich hatte eher den Eindruck, dass die DDR am Stalinismus fest hielt nachdem die Sowjetunion diesen überwunden hatte.