War der Füherschein früher in theorie und Praxis einfacher?

3 Antworten

Von Experte Nitram bestätigt
gefühlt 2 mal wiederholen der Prüfung theoretisch und praktisch 

Hm... Meine Kinder haben die Theorie beide beim ersten Mal geschafft, und für die Praxis haben sie zusammen 3 Versuche gebraucht ;-)

Ich glaube nicht, das die Theorie schwieriger geworden ist - kann auch eigentlich nicht, so große Änderungen hat es in der StVO nicht gegeben.

Wenn ich hier auf GF allerdings manche Frage zum korrekten Verhalten im Verkehr lese, frage ich mich regelmäßig, was die Leute in der Fahrschule gemacht haben - aufgepasst wohl nicht ...

In der Praxis hat sich die Prüfung an sich auch nicht geändert, wir haben allerdings tatsächlich heute deutlich mehr Verkehr, das macht die Prüfung anspruchsvoller.

Was m. E. das größte Problem ist: Ich bin z. B. von Kindesbeinen an alleine zur Schule gegangen, zu Fuß zur Grundschule, später täglich 2 × 3 km mit dem Fahrrad, das war damals normal. In der Grundschule hat man eine Fahrradprüfung gemacht und wurde darauf mit "Verkehrserziehung" im Sachkundeunterricht vorbereitet - ich behaupte, mit 10 kannte ich mindestens 75% aller Verkehrsregeln. Bei den Jugendlichen hatten gefühlt 80 % ein Mofa oder sogar ein kleines Motorrad. Damit hatten die "ältere Generationen" schon eine ganze Menge Verkehrserfahrung und -wissen, bevor sie überhaupt mit dem Auto-Führerschein angefangen haben.

Heute kommen die Schüler*innen ab 2,5 km mit dem Bus, oder werden von den Eltern am liebsten bis auf den Schulhof gefahren. Größtenteils haben die Schulen nicht mal mehr Fahrradständer oder gar Stellplätzen für Mofas u. ä. - die erste Fahrstunde ist für etliche junge Menschen heute das erste Mal, dass sie sich ernsthaft mit dem Straßenverkehr auseinander setzen müssen. Damit müssen heutige Fahranfänger*innen in der Fahrschule erst mal mehrere Jahre "Erfahrungs-Vorsprung" von früheren Generationen aufholen ...


inserv  27.06.2021, 19:31

Wobei man aber natürlich nicht vergessen sollte, dass die Anzahl an Fahrzeugen in den letzten 30 Jahren schon extrem angestiegen ist und dies natürlich auch die angehenden Fahrzeugführer in den Fahrschulen fordert.

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claushilbig  28.06.2021, 17:22
@inserv

Ich schrieb ja:

wir haben allerdings tatsächlich heute deutlich mehr Verkehr, das macht die Prüfung anspruchsvoller.

Das wäre aber eben m. E. ein kleineres Problem, wenn sich die jungen Leute von heute früher "daran gewöhnen" würden ...

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Nitram  27.06.2021, 23:41

Hallo, diese Antwort hätte von mir sein können. Ich habe meinen ersten Schein "4er" 68 gemacht und 70 den 1er mit dem 3er mit 15 Fahrstunden inkl. Motorrad.

Die Kosten waren in der Zeit auch nicht ohne bei einem Lehrlingsgehalt von 250 DM.

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claushilbig  28.06.2021, 17:18
@Nitram

Ganz so lange ist es bei mir nicht her ;-)

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich 1985 für Klasse 1 und 3 zusammen rund 1200 DM bezahlt (mit wiederholter praktischer Prüfung bei Klasse 1) - vom Zivi-Sold selbst bezahlt, ganz ohne Zuschüsse von Eltern o. ä.

Keine Ahnung, wieviel das inflationsbereinigt heute wäre ...

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Da die StVO sich kaum geändert hat, wohl nicht. Es sind Fragen der Ökonomie dazugekommen und der Verkehr ist stärker geworden. Prüfer neigen oft zu Pingeligkeit.

Auf jeden Fall. Der steigenden Zahl an Unfällen und Verkehrstoten musste Rechnung getragen werden, so wurde das Fahrerlaubnisrecht im Laufe der Zeit immer weiter verschärft. Auch über Technik und Umweltschutz muss man heute besser Bescheid wissen.

Am einfachsten war es vermutlich unmittelbar nach dem Krieg, zumindest ab 1946 wurden wieder Fahrerlaubnisse erteilt. Besonders LKW-Fahrer waren damals rar. Wer es in der Prüfung schaffte, mit einem LKW von einer Laterne zur anderen zu fahren, ohne auch nur eine der beiden umzustoßen, hatte bestanden. So hat es mir mal jemand geschildert.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – seit 2000 in der Fahrerlaubnisbehörde in Berlin tätig