Wann fängt das Leben an, und wann hört es auf?

16 Antworten

Kommt darauf an, wie Sie Leben definieren. Für Pantheisten, also auch z.B. für Brahmanen, hat Leben weder Anfang noch Ende, während die Situation bei uns z.Zt. völlig schizoid ist, weil rechtlich gesehen, in dem Moment des verschmelzen von Same und Eizelle (auch bei künstlicher Befruchtung in Vitro), eine erbberechtigte Person (!) entsteht, die ihr leben mit dem Tod beendet.

Es fängt mit der Geburt an und hört mit dem Tod auf.

BirdoSchnoerdo 
Fragesteller
 15.08.2016, 21:52

Wenn das Leben erst mit der Geburt anfängt, warum ist Abtreibung dann ein umstrittenes Thema?

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Bereits die Eizelle ist lebendes Material. Das Spermium selbstverständlich auch. Die befruchtete Eizelle (Zygote) natürlich auch.

Ein Toter ist nicht schlagartig tot. Wenn das Hirn schon lange nicht mehr funktioniert, dann sind einzelne Zellen noch eine Zeitlang am Leben.

Ein ganz anderes Thema ist, welche ethischen Konsequenzen man draus zieht, z.B. betr. Abtreibung oder Organspende.

BirdoSchnoerdo 
Fragesteller
 17.08.2016, 13:35

Ja, Eizellen und Spermien leben. Pflanzen ebenso. Ich beziehe mich aber auf das Leben mit Bewusstein, bzw. menschliches Leben.

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Das physische Leben beginnt ab der Geburt. Das "wahre" Leben immer in einem späteren Alter, wobei es auch Leute gibt, die es verpasst haben. 

Letztlich eine Frage der eigenen Einstellung und der Definition von 'Leben': Ist es das reine Existieren oder der Wunsch im Augenblick des Todes zu wissen, das Beste aus seinem Dasein gemacht zu haben? 

Das Leben endet im besten Fall im Augenblick des Todes. Bei manchen tragischen Fällen jedoch, sobald sie in das Endstadium einer schweren Krankheit (meinetwegen Demenz) kommen, in der sie nur noch dahin vegetierende Körper sind. Man könnte sagen, sobald die Menschenwürde leidet, die Person aus medizinischen Gründen nicht mehr sie selbst ist, gilt eine Person für mich als tot. Was Grundsatzdiskussionen zum Thema Sterbehilfe herbeiführen konnte, die dann in altbewährten ethischen und moralischen Vorhaltungen münden würden, aber ich finde trotzdem in meiner Auffassung einen realistischen Denkweg. 

Bei den meisten Menschen fängt das Leben gar nicht an.

In diesem ständigen Kampf, den wir Leben nennen, versuchen wir einen Kodex des Verhaltens aufzustellen, der der Gesellschaft entspricht, in der wir aufgewachsen sind, ganz gleich, ob es sich dabei um eine kommunistische oder sogenannte freie Gesellschaft handelt. 

Wir akzeptieren eine genormte Lebenshaltung als Bestandteil einer Tradition, der wir als Hindus, Moslems oder Christen oder was wir sonst zufällig sein mögen, angehören. 

Wir schauen nach jemandem aus, der uns sagt, was rechtes oder falsches Betragen, was rechtes oder falsches Denken ist, und indem wir uns nach dieser Norm ausrichten, wird unser Verhalten, unser Denken mechanisch, werden unsere Reaktionen automatisch. Wir können das sehr leicht an uns beobachten.

Während der ganzen theologischen Vergangenheit ist uns von religiösen Lehrern versichert worden, dass wir, wenn wir bestimmte Riten verrichten, bestimmte Gebete oder Mantras wiederholen, uns gewissen Normen anpassen, unsere Wünsche unterdrücken, unsere Gedanken kontrollieren, unsere Leidenschaften sublimieren, unsere Triebe eindämmen und uns sexueller Ausschweifungen enthalten, dass wir - wenn Geist und Körper ausreichend gefoltert sind, dann etwas jenseits dieses bedeutungslosen Lebens finden werden. 

Und das haben Millionen sogenannter religiöser Menschen Jahrhunderte hindurch getan, entweder in der Abgeschiedenheit, indem sie in die Wüste oder in die Berge oder in eine Höhle gingen oder mit der Bettelschale von Dorf zu Dorf wanderten oder sich in einem Kloster als Gruppe zusammenfanden und ihren Geist zwangen, sich einem festgelegten Vorbild anzupassen. 

Aber ein gequälter Mensch mit einem zerbrochenen Geist, ein Mensch, der diesem ganzen Tumult zu entrinnen trachtet, der der äußeren Welt entsagt hat und durch Disziplin und Anpassung abgestumpft wurde, solch ein Mensch, wie lange er auch suchen mag, wird nur finden, was seinem irregeleiteten Geist entspricht.

Die Welt akzeptiert den traditionellen Weg und folgt ihm. Die eigentliche Ursache der Unordnung in uns ist das Suchen nach einer Realität, die uns von einem anderen versprochen wurde. 

Wir folgen mechanisch dem, der uns ein wohltuendes spirituelles Leben zusichert. Es ist höchst seltsam, dass, obgleich wir uns der politischen Tyrannei und Diktatur widersetzen, wir innerlich die Autorität, die Tyrannei eines anderen hinnehmen, die unseren Geist und unser Leben verwirrt. 

Wenn wir nun jede sogenannte spirituelle Autorität mitsamt allen Zeremonien, Riten und Dogmen verwerfen, nicht intellektuell, sondern tatsächlich, bedeutet das, dass wir allein stehen und uns damit bereits in Konflikt mit der Gesellschaft befinden. 

Für die Gesellschaft hören wir auf, geachtete Menschen zu sein. Doch ein von der Gesellschaft geschätzter Mensch kann unmöglich dieser unendlichen, unermesslichen Realität näherkommen.