Verschwindet elegante Kleidung immer mehr?

6 Antworten

Dein Eindruck ist nicht unberechtigt. Manche Dinge verschwinden: Im Geschäftsleben sieht man z.B. insbesondere nach Corona kaum noch Krawatten. Oder im Theater und in der Oper sieht man die Leute meist in Freizeitkleidung. "Kleiderordnungen" im klassischen Sinne gibt es kaum noch.

Einerseits ist das schade, denn eine (ungeschriebene) Kleiderordnung sorgt ja dafür, dass man eigentlich weiß, was man zu einem bestimmten Anlass tragen sollte. Außerdem bleiben dadurch viele schöne Sachen im Schrank oder landen gleich beim. Roten Kreuz.

Andererseits sind gelockerte Kleidungssitten manchmal natürlich auch angenehm. Z.B. wird es im Theater bei vollbesetztem Haus ja schnell sehr warm. Wie oft habe ich da in Anzug und Krawatte geschwitzt. Heute gehe ich in Chinos und lockerem Hemd hin und genieße die Aufführung viel mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ShortsFanatiker 
Fragesteller
 13.07.2022, 12:16

Was Anzüge betrifft, gebe ich dir Recht. Ich hasse diese auch. Und finde sie auch keineswegs eleganter als "nur" Hemd + Jeans. Wichtiger finde ich, dass das Hemd bis oben zugeknöpft ist oder gar eine Fliege getragen wird. Dazu darf es gerne eine sexy Röhrenjeans und sportliche Sneaker sein. Das sieht elegant aus, aber trotzdem noch frisch und jugendlich. Anzüge hingegen sehen einfach nur "steif" aus und das ist weder bequem, noch ist es fürs Auge ansprechend. Das Problem ist jedoch, dass ja heutzutage selbst Hemd + lange Hose schon sehr overdressed ist. Die Leute gehen mit T-Shirt und kurzer Hose ins Theater. Ich habe es selbst gesehen! Und was die Krawatten betrifft: Mein du nicht, dass die schon VOR Corona ausgestorben waren? Was hat Corona damit zu tun?

1

Ich glaube, dein Eindruck ist ein bisschen von den zeitgeschichtlichen Aufzeichnungen alter Zeiten beeinflusst. Im Alltag sind die Leute früher zwar auf der Arbeit, insbesondere im Büro wahrscheinlich formeller aufgetreten, aber ein "nur" würde ich nicht unterschreiben. Ich sehe das ein bisschen in Verbindung mit der Tatsache, dass früher Fotografien einen ganz anderen Stellenwert hatten als heute. Somit haben sich die Leute für Fotos tendenziell schicker gemacht.

Klar, in der Arbeitswelt hat sich viel getan. Ich bin heute bei den Temperaturen auch in kurzer Hose im Büro (bzw. in etwa einer Stunde dann im Reinraum, da trage ich eh einen Spezialanzug drüber). Das wäre vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen und nur möglich, weil mir mein organisatorisches Umfeld in diesen Fragen vorausgeht - ich gelte prinzipiell eher als overdressed unter Physikern und Ingenieuren.

Dennoch ist es für meine Generation durchaus so, dass sie von selbst auf die Idee kommt, sich geschmackvoll zu kleiden. Allerdings traut sie sich auch, mehr Individualität zu wagen. Während meine Elterngeneration beispielsweise auf feierlichen Anlässen ganz ohne weitere Gedanken daran zu Anzug, Krawatte und Hemd mit Sportmanschette greift, dazu in den meisten Fällen Halbschuhe mit Gummisohle trägt, ist es in meiner Generation schon deutlich häufiger, dass die Leute sich beim Anzugschnitt Gedanken machen, die Krawatte auch oft bewusst durch (idealerweise selbstgebundene) Fliegen ersetzen, bei den Manschetten und Kragenformen bewusste Akzente setzen und sogar ihre Sockenfarbe auf Details im Outfit abstimmen. Auch rahmengenähte Derbys oder gar Oxfords sehe ich an den Füßen der Vertreter meiner Generation deutlich häufiger.

Ich finde, es braucht nicht unbedingt Dresscodes sondern vielmehr die richtigen Vorbilder in Form von Medien. Inzwischen driften die Vorbilder natürlich mehr und mehr in Richtung Freizeit (vgl. Instagram) ab, wo die Mode eine andere ist (allerdings auch deutlich besser als noch vor 40 Jahren - allein die Tatsache, dass die Stoffe und Materialien viel besser mit dem Körper harmonieren können, bspw. bei Bergsportmode, wo ja damals kein Stretch oder sowas möglich war). Auch dort machen sich die Leute Gedanken - aber eben nicht mehr dazu, was die Konvention verlangt. Wenn man allerdings die richtigen Quellen konsumiert, war es nie so leicht wie heute, formelle und schicke, gleichzeitig modische und akzentuierte Outfits zusammenzustellen. Und die Leute machen das auch.

Der Geschmack verändert sich von Generationen zu Generationen. Heutzutage ist es eben sehr im Trend, oversized Jeans mit einem schönen Top und Sneaker zu kombinieren. Natürlich sind Kleider elegant aber so sind auch andere Kleidungsstücke.

Ich bin tatsächlich der Meinung dass es immer noch genug Leute gibt, die sich für besondere Anlässe sehr schick anziehen, der Kleidungsstil hat sich nur laufe der Zeit verändert. Im großen und ganzen könnte man sagen, dass die Menge der Leute von eleganten Kleider zu bequemen und schicken Kleidung übersprungen ist.

Die Definition von eleganter Kleidung ist bei jeder Person ebenso verschieden. Die Kleider von den 70er würde ich als altmodisch bezeichnen.

Definitiv. Denke dass es viele auch beim Weggehen am Abend einfach nur bequem haben wollen.

In einem feinen "Kleidchen" muss ich ständig aufpassen keine Knitter reinzubekommen, außerdem ist's nicht wirklich gemütlich.

Früher ( zu deiner genannter Zeit) trug man 12 cm Stiletto,vorne spitz. Du tust dich schwer derzeit jemandem so zu sehen. Die meisten Frauen tragen Sneaker ( innen mit versteckter Geeinlage 😜). Alternativ Loaver.

Dein o.g. Kleid wird heutzutage nur noch auf einem Abiball oder einer Hochzeit getragen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja, zum Glück. Was Du elegant nennst, nenne ich dekadent.
Kleider machen eben nicht Leute, und es ist gut, dass die neue Generation das erkannt hat.

ShortsFanatiker 
Fragesteller
 13.07.2022, 12:09

Und ob Kleider Leute machen! Dazu gibt es bereits genügend Studien und soziale Experimente. U.a. bei YouTube zu sehen.

1
RonaId  13.07.2022, 12:10
@ShortsFanatiker

Es geht aber doch um die Tendenz. Ist doch schön, wenn man davon wegkommt.

0
ShortsFanatiker 
Fragesteller
 13.07.2022, 12:11
@RonaId

Nein, das ist nicht schön. Nenne mir einen einzigen Vorteil. Es gibt keinen! Nur Nachteile hat das.

1
RonaId  13.07.2022, 12:20
@ShortsFanatiker

Der Vorteil ist, dass zweckmäßige und angenehme Kleidung wichtiger ist, als der Drang nach Aufmerksamkeit.
Wenn jemand glänzen will, dann muss er dann andere Werte verkörpern als schicke Klamotten.
Jetzt muss man sich darauf konzentrieren, was man sonst noch zu bieten hat. Sollte doch kein Problem sein oder?

0
ShortsFanatiker 
Fragesteller
 13.07.2022, 12:29
@RonaId

Das eine schließt doch das andere nicht aus. Stimme aber zu, dass Kleidung angenehm sein soll.

1
RonaId  13.07.2022, 12:38
@ShortsFanatiker

Angenehm, sauber und zweckmäßig. Alles andere ist Schnickschnack.
Früher hat man Menschen nach der Kleidung bewertet, heute bewertet man unter anderem danach, nach welchen Gesichtspunkten jemand die anderen bewertet.

0
ShortsFanatiker 
Fragesteller
 13.07.2022, 22:47
@RonaId

Einfach nur traurig, zuzusehen, wie die ganzen Sitten verfallen. Die Wahrheit liegt (wie so oft) in der Mitte. Kleidung ist natürlich nicht alles. Aber ohne Kleidung ist auch alles nichts. Es soll ja nicht nur dazu dienen, uns vor der Witterung zu schützen, sondern es soll auch unseren Alltag versüßen. Ich schaue mir jedenfalls gerne Menschen an, die gut angezogen sind und wo ich sehe: Wow, der/die hat sich Mühe gegeben.

0