Unterschied Moll Dur?

5 Antworten

In anderen Antworten klang es ja bereits an, dass der Gegensatz Dur = fröhlich und Moll = traurig nicht so ganz stimmt, jedenfalls ist es nicht ganz so einfach. Dennoch ist die Wirkung von Dur eine andere als die von Moll. Ich will die Frage einmal ein wenig anders stellen:

Warum klingt ein Dur-Dreiklang offener, heller, unbeschwerter als ein Moll-Dreiklang?

Bei dieser Fragestellung sind wir den ganzen Ballast dessen los, was große Komponisten mit Dur und Moll alles an vielfältigen und vielschichtigen Empfindungen in ihren Werken geschaffen haben.
Zunächst solltest Du die Harmonielehre und den Quintenzirkel außer acht lassen. Denn es ist gleich, ob man C-Dur und a-Moll einander gegenüberstellt oder C-Dur und c-Moll oder d-Moll.
Die unterschiedliche Wirkung ergibt sich aus der Physik der Töne und Klänge: Wie Du weißt, hat jeder gesungene oder von einem Musikinstrument erzeugte Ton über dem Grundton zahlreiche Obertöne.
Wenn wir z. B. den Ton C ansehen, klingen als Obertöne mit: c g c' e' g' usw. Du siehst: Darin sind bereits die Töne des Dur-Dreiklangs enthalten. Die Töne des Dur-Dreiklanges und wiederum ihre Obertöne treffen also auf identische Töne in den Obertönen der Note C.
Wenn wir dagegen den Moll-Dreiklang betrachten: Da trifft bei c-Moll die Terz, das 'es', mit seinen Obertönen auf das 'e' in den Obertönen des C. Das ist eine heftige Dissonanz, die wir meist nicht bewußt wahrnehmen, denn die Obertöne sind erheblich leiser als die Grundtöne. Aber diese Dissonanz ist vorhanden und lässt uns Moll-Akkorde als nicht so rein und freundlich empfinden.

Es ließe sich zu Deiner Frage ein dickes Buch schreiben, denn zu dem von Dir angesprochenen Phänomen gibt es weiter Aspekte z. B. den der Stimmung der Instrumente. An dieser Stelle würde das jedoch zu weit führen. Die von mir beschriebene Physik ist der wichtigste Gesichtspunkt.

Hallo MZU7002!

Wenn man das überhaupt so sagen kann, betrifft das nur die Dreiklänge - und die unterscheiden sich natürlich. Tonleitern sind ohnehin eher traurig als lustig. Und es gibt ausgesprochen viele lustige Stücke in Moll und viele traurige Stücke in Dur.

Gruß Friedemann

Paradoxes1horn  22.04.2020, 16:08
Tonleitern sind ohnehin eher traurig als lustig.

Eine Blues-Tonleiter ist in meinen Ohren nicht traurig.

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Soweit ich das weiß, liegt es daran, dass die Moll-Töne entweder tiefer oder mit einem anderen Ton zusammen gespielt werden. Bin mir aber nicht ganz sicher. War nie gut in Notenlehre haha ;)

Hallo, wie "Paradoxes Horn" richtig schrieb, das Ohr kann durch Hörgewohnheiten durch bestimmte Wendungen und Verläufe irritiert werden, so dass die natürliche a moll Tonleiter z.B. irgendwann sich zu C Dur verwandelt, wenn mann rhythmisch beispielsweise imer wieder das C als Zielpunkt ansteuert. Aber-das mit fröhlich und traurig sollte man etwas differenzieren. Um direkt mal in das Bällebad zu springen:

Scherzo aus dem "Sommernachtstraum"-Mendelssohn

Alla turca- Mozart

Ungarischer Tanz g moll von Brahms

oder

https://youtu.be/4QB7ugJnHgs , Rachmaninoff Prelude g moll

https://youtu.be/rKEi-U8-_oo , Mendelssohn Scherzo h moll,

alles moll! alles traurig??

DAS ist vielleicht traurig, später jedoch derart tröstlich, dass man kaum noch Angst vor dem Tod hat:

https://youtu.be/Hgw_RD_1_5I Frederic Chopin, trauermarsch

Die Vielfalt in Dur und Moll ist so gewaltig, dass wir einen Ozean brauchen, damit´s hineinpasst, vielleicht sogar das Weltall

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe in Köln Musik studiert.Klavier, Horn, Dirigieren.
Paradoxes1horn  22.04.2020, 16:03
"Paradoxes Horn"

Paradoxes1horn wenn ich bitten darf.

Rachmaninoff Prelude g moll

Ist um einiges vielfältiger, enthält nicht nur Moll, sondern auch Dur-Elemente. Bedient sich zudem des Staccato, was dem ganzen einen fröhlich-leichten Eindruck verleiht.

Mendelssohn Scherzo h moll

Klingt anfangs sehr wohl traurig, dann selbiges mit Staccato. Dann wieder traurig, sogar teilweise verstörend. Für mich also eher negativ besetzt.

Frederic Chopin, trauermarsch

Kann nichts tröstliches oder fröhliches darin erkennen. Aber möglicherweise etwas Hoffnungsvolles, ja.

Natürlich stimmt das, dass Moll nicht zwingend traurig klingt, doch in den meisten Fällen hat Moll eine schwermütige, traurige und emotionale Wirkung auf andere - wenn dies mit Improvisation oder Staccato etwas aufgehoben wird, bedeutet das nicht, dass Moll ansich dadurch als fröhlicher betrachtet werden kann.

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Gute Frage! Das ist ganz einfach zu beantworten. Natürlich habe ich mir dieselbe Frage auch schon oft selbst gestellt!

Beginnst du beim "A" und spielst die weißen Tasten hinauf, so klingt das traurig (Amoll). Beginnst du jedoch bei "C" und spielst die weißen Tasten hinauf, so klingt das fröhlich (C-Dur). Der einzige Unterschied zwischen den beiden Tonleitern sind der Anfangs- und End-Ton.

Offensichtlich spielt es für Menschen eine Rolle von welchem Bezugspunkt man ausgeht, wir hören dann Differenzen zu dem Bezugspunkt "A" oder "C" so lange, bis wir unser Hören umgewöhnen auf einen erneuten Bezugspunkt.

Spielst du beispielsweise von "A" weg, hörst aber erst nach 10 Tönen bei "C" auf und spielst immer wieder zum "C" hin, wird dein Gehirn verwirrt sein und irgendwann "C" als neuen Bezugspunkt definieren. Und plötzlich klingt es doch eher fröhlich. Musik ist eben oft auch relativ und nicht nur absolut.