Unerzogener Gasthund
Hallo liebe Community, Ich bin jetzt seit anderthalb Monaten auf Austausch in den USA. Eigentlich läuft alles super, meine Gastfamilie ist saunett, nur mit ihrem Hund habe ich echt Probleme. Er ist kastriert, 2 Jahre alt und ein Goldenretriever. Er ist einfach total unerzogen. Er hört nicht. Wenn, dann manchmal auf meinen Gastvater. Er springt wie wild an einem hoch oder auf einen drauf, zerbeißt alles Mögliche (letztens war es meine Lieblingshose was mich einfach sau traurig gemacht hat), kläfft und bellt wie verrückt und beißt. Er beißt nicht wirklich, ist auch nicht aggressiv, eher spielerisch, aber es tut schon ziemlich weh und ich hatte schon sämtliche blaue Flecke und Bissspuren, weil er mir in Arme und Hände gebissen und nicht losgelassen hat Ich krieg dann zum Teil richtig Angst, wenn ich sitze und er auf mich draufspringt und auch in Richtung Gesicht geht und sich nicht abwimmeln lässt. Er ist halt auch ein recht großer Hund und dementsprechend schwer und stark. Außerdem leckt er wirklich alles und jeden an. Und es ist schon nicht so schön, wenn er auch ans Essen geht. Meine Gastfamilie scheint das alles nicht so sehr zu stören. Ich glaube sie verstehen auch nicht, wenn ich traurig über eine zerbissene Sache bin. Sie lachen dann und meinen so spielerisch "böser Hund" und das war's. Ständig wird er vom Tisch aus gefüttert. Sie gehen nie, nie, nie mit ihm spazieren (einmal am Tag darf er auf einem Grünstreifen vor dem Haus sein Geschäft verrichten). Er ist total viel allein. Wenn wir weg sind, auch schon mal mehrere ganze Tage hintereinander. Dann wird er abends kurz rausgelassen und wird dann über nacht wieder in den keller gesperrt. Manchmal darf er raus in den Garten. Aber ich glaube er ist einfach total unausgelastet und gelangweilt und zerbeißt deshalb alles, oder kläfft so viel. Ich weiß einfach nicht so richtig was ich machen soll. Ich kenne mich auch sehr schlecht aus mit Hunden, bin eher ein Katzenmensch und hatte nie einen Hund. Ich mag Hunde, aber ich weiß eben nicht wie ich mit so etwas umgehen soll. Ich muss jetzt dauernd Angst um meine Sachen haben, immer die Tür schließen, darf mein Essen keine Sekunde aus den Augen lassen.... Hat jemand Tipps wie ich ihn vllt ein bisschen "erziehen" kann dass er wenigstens auf mein "Nein!" hört? Danke und LG Fantasy
7 Antworten
In welcher Region bist Du denn? Viele örtliche Tierschutzorgas (Humane Society, SPCA etc.) bieten sehr günstige oder sogar komplett kostenlose Kurse in "Basic Obedience" an. Falls so etwas bei Euch in der Nähe ist, dann schlag doch vor, dass Du das gerne mit dem Hund machen möchtest, um Dein Verhältnis mit dem Hund zu verbessern (das ist besser als zu sagen, dass die unerzogene Töle Dir auf den Keks geht ;-D). Eventuell ist in der Nähe auch ein "Dog Park" oder ein anderes eingezäuntes Gelände, wo Du mit dem Hund regelmäßig draußen üben und ihn beispielsweise mit Ball-Apportier-Spielen etwas auslasten kannst. Auch sollte dafür gesorgt werden, dass der Hund ausreichend erlaubte Kau-Alternativen hat.
Leider ist das, was Du beschreibst, hier in den USA eher der Regelfall als die Ausnahme. Hunde werden angeschafft, weil sie "niedlich" sind und irgendwie dazugehören, wenn man Haus, Garten und Kinder hat, aber kaum jemand hat wirklich Lust, den Hund zu erziehen und ihn art- und rassegerecht zu beschäftigen. Und wenn ihnen die unerzogenen Tölen dann zuviel werden, werden sie ausgesetzt, ins Tierheim abgeschoben oder direkt beim Tierarzt eingeschläfert. Mein Neuzugang (Australian Shepherd) ist auch genau so ein Fall. Komplett unerzogen, abwechselnd alleine im Garten oder im Haus in einen Käfig gesperrt). Niemand hatte sich wirklich um das Tier gekümmert. Und als er mit einem Jahr endgültig komplett unerträglich geworden war, brachten die Idioten den Hund zum Tierarzt und sagten: "We don't want him anymore. Put him down." Dann wurde er monatelang herumgereicht, und nun habe ich ihn seit 4,5 Monaten, und es ist ein absoluter Traumhund geworden. Klar, die Erziehung ist ein anhaltender Prozess und er muss noch viel lernen, aber er hat schon soooo viel gelernt. Springt nicht mehr hoch, bellt nicht mehr, zerkaut nichts mehr etc. Er bekommt aber sehr viel Beschäftigung.
Zum Hochspringen an Dir: Wenn er zum Sprung ansetzt, mach einen Schritt zur Seite, so dass der Hund ins Leere springt. Wenn Du das regelmäßig machst, wird er damit aufhören. Wenn er springt, während Du sitzt, fahr den Unterarm aus, wenn er im Absprung ist, und drück ihn damit weg, so dass er gar nicht auf Dir landen kann.
Zum Beißen (was wohl eher mouthing sein dürfte): Immer´, wenn er das macht, sofort laut quietschen, dann sofort das Spiel beenden, aufstehen und weggehen und den Hund eine Weile komplett ignorieren.
Und immer, wenn er etwas macht, was er machen soll (wenn er beispielsweise mal ruhig in der Ecke liegt oder wenn er gehorcht etc.), loben, loben, loben.
Ansonsten: Schau doch mal, ob es in Eurer örtlichen Bücherei das Buch "My Smart Puppy" von Kilcommons und Wilson gibt. Tolles Buch zur Hundeerziehung - auch dann, wenn der "Puppy" schon erwachsen ist.
Du wirst sicher niemanden vor den Kopf stoßen, wenn Du zum Ausdruck bringst, dass DuSPaß daran hättest, den Hund etwas zu trainieren, ihm Sachen beizubringen und mit ihm zu spielen. Sag' sowas wie "Would you mind if I took Fido to the dog park every now and then? I think he'd have a blast, and I'd really like to spend some more time with him and maybe even teach him some tricks."
Ojeh! Ojeh! Etwas anderes ist mir beim Lesen Deiner Zeilen zunächst nicht eingefallen. Du bescheibst das Verhalten des Hundes und vor allem der Gastfamilie so präzise, dass man Dir vollkommen glauben möchte. Deshalb kann ich auch Dein Problem sehr gut nachvollziehen.
Hunde sollen nun man gut erzogen werden, aber in Deinem geschilderten Fall sehe ich keine Aussicht, weil die Gastfamilie die Verantwortung trägt. Du hast Dich als Gast an die Familie anzupassen. Wenn Du den Hund erziehen wolltest, so wäre es ein Kampf wie David gegen Goliath.
Wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich mich entweder einfügen und diesen Wehrmutstropfen ertragen für die hoffentlich noch kurze Zeit des USA-Austausch-Aufenthalts, oder ich würde die Aufenthaltszeit verkürzen bzw. abbrechen.
Es kommt natürlich darauf an, wie hoch der Leidensdruck ist, ob also der Aufenthalt in der sonst "saunetten" Gastfamilie mehr Positives erbringt als die unangenehme Erfahrung mit ihrem Hund. Das ist eine Ermessensangelegenheit, die Du selbst empfinden und dann entscheiden musst.
Alles Gute für Dich!
Ich an Deiner Stelle würde das so nicht länger akzeptieren. Entweder Du gehst mal dort zu einem Tierschutzbund oder aber die Fam. ändert sich bei der Hundeerziehung. Das glaube ich aber nicht. Wie wäre es denn, wenn Du täglich den Hund nimmst und gest sehr lange und ausführlich mit ihm spazieren, damit er mal so richtig ausgelastet und müde wird ? Das würde ich auf jeden Fall machen. Wenn die Gastfamilie das nicht akzeptiert, würde ich dort sofort meine zeit beenden. Außerdem ist es aus meiner Sicht reine Tierquälerei, den Hund ständig im Keller zu halten und mit ihm nie Gassi zu gehen, das ist ein reiner Fall für den Tierschutz. Also, handle jetzt entweder so oder so. Mache den Leuten klar, daß der Hund unbedingt mehr Bewegung und Abwechselung ebötigt und ein blödes Lachen von den Gastgebern halte ich für völlig falsch. Setze Dich durch.
Entweder Du gehst mal dort zu einem Tierschutzbund
Mach Dich bitte nicht lächerlich. Welchen "Tierschutzbund" in den USA meinst Du bitte? Solange der Hund "food, water and shelter" zur Verfügung hat, körperlich gesund ist und nicht geschlagen wird, geht's ihm nach US-Vorstellungen gut.
Vielleicht Deine Sachen mit irgendwas einsprühen, das der Hund abstoßen findet. Hunde haben einen empfindlichen Geruchssinn.
Da willst du Steine auf´s Hochhaus werfen. Alleine kannst du diesem Hund nicht wirklich helfen, ihn zu erziehen ist bei der momentanen Situation überhaupt nicht möglich.
Deine Gastfamilie zur Einsicht zu bringen, scheint mir nach deiner Beschreibung auch zwecklos.
Ergo bleibt dir leider nichts anderes übrig, als zu versuchen, einigermaßen damit auszukommen. Oder du brichst den Aufenthalt vorzeitig ab, wenn es dich so sehr stört. Das würde deiner Gastfamilie vielleicht mal nen Denkzettel bezüglich ihres Hundes verpassen.
Danke für alle Antworten. :) Du hast Recht mit den Verhältnissen in den USA was Haustiere angeht... Meine beste Freundin, auch gerade auf Auslandsjahr, erzählt von ähnlichen Zuständen, ihre Gastfamilie hat sogar zwei Hunde. Ich versuche deine Tipps umzusetzen und werde auch mal mit meiner Gastfamilie reden. Allerdings kostet mich das etwas Überwindung, schließlich will ich ihnen nicht vor den Kopf stoßen.