Transsexuelle im Frauensport, unfair?

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Ich würde es - und so wird es in der Praxis auch meines Wissens nach häufig gemacht (ich habe allerdings leider keine Quellen) - vom Grad der Veränderung, die eine Transfrau durch die männliche Pubertät erfahren hat, abhängig machen, ob sie bei Frauen-Wettkämpfen teilnehmen darf.

Wenn wir eine 25-jährige Transfrau haben, die gerade erst mit der Hormontherapie begonnen hat und genetisch bedingt vielleicht sogar einen stark maskulin-kräftigen Körper (welchen sie in diesem Maße niemals bekommen hätte, wenn sie (als einziges verändertes Merkmal) biologisch weiblich wäre) hat, dann sehe ich schon ein, dass viele Sportfans und die biologisch weiblichen Sportlerinnen selbst es als unfair erachten, wenn eine solche Person uneingeschränkt bei ihnen teilnehmen darf.

Wenn wir aber eine Transfrau haben, bei der die männliche Pubertät dank Hormonblockern nicht oder nur minimal einsetzen konnte, die zu gegebener Zeit mit der Hormontherapie begonnen hat, um in die weibliche Pubertät zu kommen, und die vielleicht sogar (auch wenn dies eigentlich keine wirkliche Rolle mehr spielt) schon früh geschlechtsangleichende Operationen hat vornehmen lassen, dann finde ich keinen Grund, weshalb sie nicht bei anderen (größtenteils biologischen) Frauen teilnehmen sollte.

Weil es so ein großes Spektrum der Fairness oder Unfairness gibt, finde ich, dass es bei jeder Entscheidung, ob eine Transfrau bei den Frauen teilnehmen darf, auf den Einzelfall ankommen sollte. Jede Transfrau pauschal abzulehnen wäre transphob (wenn man um die beschriebenen verschiedenen Möglichkeiten weiß), aber von Transphobie auszugehen, weil eine Transfrau aufgrund ihrer Transidentität abgelehnt wurde, halte ich auch für falsch.

StanDard1  26.05.2021, 19:22

Selbst wenn jemand Hormonblocker erhält und nie die männliche Pubertät durchläuft, gibt es trotzdem noch Unterschiede, bspw. laufen Frauen einfach anders auf Grund ihres Beckens, der Ablauf ist eher rotierend und weniger effizient. Und wachsen tust du auch, trotz Hormonblocker, du kommst also auch so an deine männliche Körpergrösse. Eine Transfrau kann natürlich auch keine weibliche Pubertät durchlaufen, da keine weiblichen Geschlechtsorgane vorhanden sind, die zur Fortpflanzungsfähigkeit reifen könnten.

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loadingInfo  26.05.2021, 19:52
@StanDard1
bspw. laufen Frauen einfach anders auf Grund ihres Beckens, der Ablauf ist eher rotierend und weniger effizient.

Stellt das denn tatsächlich einen derart gravierenden Unterschied dar und ist er tatsächlich allgemeingültig und unvermeidlich?

Und wachsen tust du auch, trotz Hormonblocker, du kommst also auch so an deine männliche Körpergrösse.

Hier stellt sich mir allerdings bezüglich des Sportes die Frage: Ist das ein Vorteil gegenüber allen Frauen, oder nur gegenüber kleineren Frauen? Denn schließlich gibt es auch vergleichsweise größere Frauen, und bei einem Sport, in dem Größe wichtig ist, werden sich dann auch hauptsächlich große Frauen finden. Sicher, 2,10m wäre bspw. schon extrem, aber ich denke nicht, dass z.B. für biologische Männer nicht untypische 1,80m ein großes Problem darstellen würden.

Für diese beiden Punkte würde ich übrigens gern deine Quellen erfahren. Nicht, weil ich dir pauschal nicht glaube, sondern weil ich etwas haben möchte, worauf ich mich berufen kann, falls ich es in einer anderen Diskussion erwähne - nach 15min Google-Suche hatte ich nichts gefunden.

Eine Transfrau kann natürlich auch keine weibliche Pubertät durchlaufen

Das stimmt natürlich, ich hätte eher "typisch weibliche Pubertät" sagen sollen.

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rejoy10675  09.06.2021, 18:46

Ich glaube viele verstehen nicht, dass auch wenn, Transfrauen möglichst früh mit einer Hormon Therapie beginnen, Sie biologischen Frauen sportlich weit überlegen sind. Das sind man ja bereits im Kindesalter. Selbst da waren ja Jungs oftmals deutlich sportlicher als Mädchen, obwohl sie noch nicht in der Pupertät sind.

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loadingInfo  09.06.2021, 19:37
@rejoy10675

Wie in meiner Konversation mit StanDard1 unter dieser Antwort ist auch hier für mich die Frage, ob das denn tatsächlich so einen gravierenden Vorteil darstellt, dass das allein unfair selbst gegenüber den sehr sportlichen Frauen, gegen die man in Sportwettbewerben antritt, wäre.

Wenn wir eine Transfrau haben, bei der man es klar auf den männlichen Körper zurückführen kann, dass sie einen deutlichen Vorteil gegenüber biologischen Frauen hat, dann kann man überlegen, ob man sie nicht doch bei Wettkämpfen ablehnt, aber ich denke nicht, dass bei den meisten Menschen allein der Fakt, dass sie biologisch männlich sind, im professionellen Frauensport bspw. eine bessere Platzierung zur Folge hätte.

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Es kommt drauf an und ob oder wie das gehandhabt wird ist auch vom individuellen Sportverband abhängig. Es gibt da bestimmte Voraussetzungen z.B. den Testosteronwert.

Olympia hat irgendwas mit 10 Nanomol Pro Liter Testosteron im Blut als Richtlinie, bei mtf Athleten, ftm dürfen aber ohne EInschränkungen bei den Männern teilnehmen (was ja auch in Ordnung ist und nicht unbedingt dem Fairnessgedanken widerstreben würde, würde ich sagen).

Der Leichtathletikverband hat eine Niedrigere Grenze von 5 Nanomol (zumindest hatte er die... die Sachen stammen von 2020, dementsprechend kann das auch wieder überholt sein), eine Klage dagegen scheiterte.

Der Welt-Rugbyverband möchte Transsexuelle Sportler vollkommen aus seinen Mannschaften nehmen, der Französische lässt solche Personen wieder zu (wobei hierbei vom Welt Rugbyverband auch mit Verletzungen etc. argumentiert wurde).

Kurzum... ja, ich finde es im Endeffekt auch ungerecht. Und es ist vielleicht eine bescheuerte Anmerkung, aber South Park hat dieser Problematik im Sinne von 'was darf man eigentlich sagen und wann ist etwas transphob, wenn es eigentlich nur um Chancengleichheit im Sport geht' sogar eine ganze Folge gewidmet.
In diesem Sinne... das Thema ist, würde ich sagen, auch noch nicht vollkommen abgeschlossen.

Eine eigene Grupperung für Transathleten zu schaffen wäre vielleicht sinnvoll, ist aber in meinen Augen nicht drin, zumal es nicht SO viele Transathleten geben wird und es ja auch INNERHALB der Gruppierung erhebliche Unterschiede gibt, je nach Zeitpunkt der Geschlechtsangleichung und Weiterbehandlung.

Es gibt ja auch Sportarten, in denen sowas weniger Relevant ist, wobei natürlich Kraft eigentlich ÜBERALL (im wirklich körperlichen Sport) eine wichtige Rolle spielt.

KarlKlammer  26.05.2021, 11:25

Ja, das ist eine bescheuerte Anmerkung, wenn der Fragesteller um ernsthafte und respektvoll Antworten bittet und du dieses transfeindliche Werk erwähnst.

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Lucysyy  26.05.2021, 15:00
@KarlKlammer

Ich finde es nicht bescheuert. Seine / ihre Antwort ist absolut respektvoll und sehr informativ formuliert; sie erwähnt einfach einen weiteren Fakt. Was jeder dann für sich daraus macht, ist wieder was anderes 🤷🏼‍♀️

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KarlKlammer  26.05.2021, 15:27
@Lucysyy

Erstmal habe ich "Bescheuert" als rhetorisches Mittel aus der Antwort aufgegriffen. Zweitens habe ich die Antwort auch in keinem anderen Punkt kritisiert.

Offensichtlich ist die Problematik um das erwähnte transfeindliche Werk bekannt. Die Erwähnung dessen bietet keinen Mehrwert. Oder doch?

Was will uns der Autor damit sagen? Dass er die Transthematik für verspottenswert hält? Was ist denn der eigentliche Punkt, dies erwähnt zu haben; vor dem Hintergrund dieser Einleitung?

Wieso wurde nicht erwähnt dass sich die Nationalsozialisten der Frage mit der Vernichtung des Instituts für Sexualwissenschaft; Bücherverbrennung zu trans-medizinischen Themen, Deportation, Folter und Tötung angenommen haben? Wäre das nicht subtil genug und würde dieses für die Minderheit wichtige Thema auf einmal auf eine existenzielle Ebene hieven?

Das Thema ist ein beliebter Punkt an dem sich vor dem Hintergrund der geschlechtlichen Marginalisierung abgearbeitet wird.

Während hier nach Fairness gefragt wird, stehen trans Menschen praktisch vor Problemen im Bezug auf Umkleideräume, Duschen und Toiletten.

Den Talking-Point als verspottenswert zu behandeln ist sehr problematisch; da er schlicht genutzt wird um gegen trans Menschen Stimmung zu machen. Letzte Woche wurde das verfassungswidrige TSG im Bundestag nicht abgeschafft. In Polen geht es Selbstbestimmungsgesetzten an den Kragen; Großbritanien macht grade besorgniserregende Politik gegen trans Menschen; in den USA wird die medizinische Versorgung von trans Menschen beschränkt.

Dieser Talking Point ist kein Witz.

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StanDard1  26.05.2021, 19:51
@KarlKlammer

Die Folge ist nicht transfeindlich, sie zeigt einfach nur plakativ das Problem der Selbstidentifikation ohne jegliche Definition, Kriterium und Abgrenzung von Geschlecht auf. Dass es einigen Leuten nicht gefällt, da es für die eigene Politik nicht fördernd ist, ist halt so.

Leute die Schwierigkeiten haben, sich mit ihren biologischen Geschlecht zu identifizieren, haben es natürlich nicht leicht. Sollen wir deshalb jetzt Fairness im Sport über Board werfen? Die Frage ist, wie weit muss sich ein System, dass für 99.9% funktioniert, verbiegen, um den Wünschen einer so kleinen Minderheiten nachzukommen? Auch körperlich behinderte Menschen haben es schwer, sollen die bspw. mit E-Rollstuhl beim Rennen teilnehmen?

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KarlKlammer  26.05.2021, 23:49
@StanDard1
Die Folge ist nicht transfeindlich, sie zeigt einfach nur plakativ das Problem der Selbstidentifikation ohne jegliche Definition, Kriterium und Abgrenzung von Geschlecht auf.

Wenn du das als Problem betitelst: Impliziert Art. 1 GG den Schutz davor zum Subjekt von Menschenwürdedefinitionen anderer zu werden?

Wenn du das mit nein beantwortest ist das Grundgesetz nur fancy Klopapier. 

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Definitiv komplett unfair. Transsexuelle sind im Grunde Männer gewesen und haben mehr muskelmasse, breitere Schultern, Hände, dichter Knochen (was durch die Zufuhr von Östrogen noch begünstigt wird) und natürlich ein deutlich höheres Testosteronlevel als jede Frau (Männer haben 10mal mehr), das sind alles Faktoren die die Schlagkraft usw deutlich erhöhen und für einen gigantischen unfairen Vorteil sorgen, des Weiteren würde eine normale Frau ja sofort disqualifiziert werden, wenn sie Testosteron zu sich nehmen würde, selbst wenn der Spiegel immer noch niedriger als bei ihrer Gegnerin wäre. Es ist fast genauso unfair wie wenn Männer gegen Frauen antreten würden und das ist ja aus gutem Grund nie der Fall.

Es kommt auf den Sport an. Wenn eine Transsexuelle Person gegen eine weibliche im Kraftdreikampf antritt, ja sorry, das ist wirklich alles andere als fair. Wenns aber um Rennsport oder ähnliches geht, wo körperliche Kraft keine Relevanz hat, können transsexuelle auch ruhig bei den Frauen teilnehmen, je nach Sportart eben

Ich stimme dir aber völlig zu

BackupBone  26.05.2021, 10:56
Wenns aber um Rennsport oder ähnliches geht, wo körperliche Kraft keine Relevanz hat, können transsexuelle auch ruhig bei den Frauen teilnehmen, je nach Sportart eben

Beim Rennsport gibt es keine Geschlechtertrennung. Es geht hier ja um die Sportarten, wo man eine Trennung eben (sinnvollerweise) bis jetzt macht.

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Kevin240501  26.05.2021, 11:01
@BackupBone

Mir fiel kein Beispiel ein auf die schnelle, ich denke die Haupt Botschaft sollte klar geworden sein ^^

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Wenn dann sollten sie eine eigene Gruppe bekommen.

Sie haben zwar mehr Kraft als "richtige" Frauen,aber weniger als "richtige" Männer.

Deswegen wäre eine eigene Klasse wohl das beste.

Gruß DayX19

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Viele Jahre Kraftsport-Erfahrung (Training und Ernährung)
BackupBone  26.05.2021, 11:09

Eigentlich eine gute Idee. Würde aber wieder Ausschluss oder Separierung bedeuten.

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David  26.05.2021, 11:10
@BackupBone

ja, dass soll ja so sein.

Sie sind ja nunmal nicht "normal", deswegen berdarf es auch bestimmte Regeln.

Einen biologischen Mann beim Frauensport teilnehmen lassen, geht einfach nicht.

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KrizKey  27.05.2021, 19:51
@David

Muss sagen, es gibt ja nicht DEN Transsexuellen oder DIE Transsexuelle. Wenn die Person vor oder während der Pubertät begann Hormone zu nehmen wirkt sich das wiederum ganz anders aus als wenn er/sie im Erwachsenenalter begann. Das ist sehr kompliziert zu differenzieren stell ich mir vor...

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