Thema. Reanimation mit einem Elektroschocker

10 Antworten

liebe MMMM2, hier nochmal für Dich,

frage Dich mal bitte: Wie oft warst Du bei einer Reanimation mit Defi-Einsatz dabei?

Kannst Du das wirklich beurteilen, ob das im TV "echt" aussieht oder ist es nicht vielmehr so, dass es so aussieht, als "könnte es echt sein weil man/frau sich das so vorstellt"?

Das Problem einer Reanimation ist, dass wenn man sie wirklich echt aussehen lassen wil, man auch echt reanimiern muss, und dann auch, nachdem der Regisseut "cut" gerufen hat. Alleine die Drucktiefe stimmt nie, wie auch.

Der o. g. Clip kommentiert ja die Reanimation.

Übrigens: In der Realität gibt es noch ganz andere Probleme, die ich im TV fast nie sehe:

"indoor" liegt der Patient meist irgendwo zwischen WC und Wand, kaum zu erreichen, oder zwischen Bett und Wand eingeklemmt, wo man sich nicht daneben hocken kann sondern irgendwie drüber hängt. Wenn der Pat. auf dem Bett liegt ist es auch nicht besser, das Bett federt nämlich beim Drücken (Ich hab schon mal eine Tür aus der Angel genommen und dann drunter geschoben), "Outdoor" befindet sich gerne eine Pfütze unter/neben dem Patienten, gern auch mit Erbrochenem oder unklarer Flüssigkeit aus dem Unfall-PKW. Kann die Flüssigkeit wegsickern, liegt der Patient gem. Murphys Gesetz immer so, dass die Schräge der Böschung - gerne mit Brennnesseln - grad eben kein gutes Arbeiten zulässt. also quer zum Hang mit Baum/Busch im Weg. Und bei einer Reanimation am Nordseestrand mussten wir die Pat. mittendrin 5 Meter weiter hoch ziehen, weil die Flut uns einholte. Das aber nur so nebenbei aus über 1 Jahrzehnt Rettungsdienst.

So eine Bilderbuchsituation mit ausreichend Platz hab ich zwar auch mal gehabt, tagsüber im Sommer (trocken, hell) aufn Tennispplatz der sogar mit dem RTW befahrbar war(!). Aber jeder Mediziner Weiß, dass bei Herzstillstand ohne Ersthelfer-HLW bei Sportlern die realistischen Chancen kein positives Drehbuch begünstigen, da der ganze Stoffwechsel so hoch ist, dass das mögliche Zeitintervall gegen Null schrumpft.

Alleine deswegen sind die TV-Reanimationen "geschönt". Die enthaarte Brust im Clip oben ist da eine Kleinigkeit. In der Realität würde gernau dann, wenn der Pat. gerettet ist, irgendein D.... mit seinem Wagen in die ungesicherte Unfallstelle rasen und dann die ganze Situation "resetten".

Naja, wie auch immer, vielleicht sehe ich auch alles zu schwarz, hier mögen Kollegen mich zurecht rücken.

Ich wünsche Dir, dass Du nie eine wirkliche HLW miterleben musst. Und wenn Du die Finger von den Defibrillatoren lässt, jedenfalls solange bist Du das ggf. gelernt hast, dann hast Du auch alle Chancen, gesund zu bleiben.

Liebe Grüße, Werner Pühringer


derdorfbengel  23.06.2011, 06:08

Köstlich! Soviel Geduld habe ich gar nicht, so ausführlich zu beschreiben. Aber es ist alles richtig.

Was hältst Du von der Reanimation in einem Grabloch auf dem Friedhof?

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dowas  23.06.2011, 18:57
@derdorfbengel

Hab davon gehört. Soll sich tatsächlich ereignet haben. Aber ich persönlich hab noch nie auf einem Friedhof reanimiert. Jedanfalls stelle ich mir das recht problematisch vor, weil man da ja überhaupt nicht rankommt. Anderseits würde mich die Vorgeschichte interessieren, wie die Reanimationspflicht entdeckt wurde, wenn nicht reingefallen. Apropos reingefallen. Hab schon mal einen Patienten gahabt, der von der Mole ca. 5 Meter tief in einen Krabbenkutter gefallen ist und dann zwischen Krabben und Kutterkram versorgt werden musste. Haben dann des Rettungskreuzer rangeholt und über eine Bühne von der Fähre einen Zugang geschaffen, bis der RTH auf dem Fähranlager gelandet ist. Die komplette Mole war für ca. 1 Std. stillgelegt aber hunderte (tausend?) Touris hatten was zu gucken und zu filmen. Auch ein Ausflugsdampfer, der nicht anlegen konnte, blieb auf Sichtkontakt mit Kommentar des Kapitäns zur Lage aus dem Lautsprecher um die Leut bei Laune zu halten. Jaja - so hat jeder Kollege seine ganz eigenen Erfahrungen und Einsätze, die ihn ein Leben lang begleiten. Bei mir ist immerhin seit 1998 Schluss als Profi, die "Erfahrungen" reichen für die Rente aus ;o).

Die Reanimation auf dem Friedhof vermisse ich nicht.

Der Punkt aber ist, dass Außenstehende - denke ich .- die Rahmenbedingungen fast nie bedenken, weil sich sowas halt gaenz schlecht filmen lässt und deswegen im TV nicht gezeigt wird.

Manchmal frag man sich nachher "wie haben wir das eigentlich geschafft?" dann wäre ein Film zum Nachsehen klasse. Auf der grünen Wiese reanimieren kann ja jeder ;o)

Grüße, W. P.

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wenn du nen herzfehler hast, der nicht erkannt wurde bisher, herzrythmusstörungen usw., dann kann das für dich durchaus übel ausgehen.

lass einfach die finger von diesen selbstversuchen..

lg :)


Tankredis  22.06.2011, 15:54

Selbst wenn man keinen Herzfehler oä hat und das Herz vollkommen gesund ist. Ein Stromschlag kann den Rhythmus des Herzens so aus der Spur bringen, dass es stehenbleibt...

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MMMM2 
Fragesteller
 22.06.2011, 15:55

Ich selber will das nicht machen. Ich hab doch keinen Defibrilator :D Ich bin erst 16. Ich frag nur, weil man im Fernsehen immer sieht, wie sie das bei irgendwelchen Schauspieler anwenden.. Wenn welche Reanimiert werden, strecken sie nicht den Oberkörper nach oben, sondern sie verwenden doch den Defibrilator oder nicht? Da wird das doch auch ganz niedrig eingestellt...

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Tankredis  22.06.2011, 15:57
@MMMM2

???? Öhm...bei Schauspielern? Du weißt aber, dass das gestellt und gar nicht echt ist???? Sie verwenden ein Gerät, dass aussieht, wie ein Defi und eben auch die gleichen Töne von sich gibt. Die gleichen Geräte gibt es beim Erste-Hilfe-Kurs auch...aber da fließt KEIN Strom...

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MMMM2 
Fragesteller
 22.06.2011, 15:59
@Tankredis

Ja, das dachte ich auch immer. Aber das sieht so verdammt echt aus, als ob sie das nicht spielen würden.... Deswegen frage ich^^

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snugata  22.06.2011, 16:04
@MMMM2

es wäre echt schlimm, wenn ein schauspieler das nicht hinbekommen würde :)

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derdorfbengel  23.06.2011, 02:14
@MMMM2

Es sieht nicht echt aus. In den Filmen setzen die immer dicke Stecker auf, die wie Bügeleisen aussehen. Diese "Paddles" sind aber schon Ewigkeiten nicht mehr in Benutzung.

In der Realität klebt man die Drähte/Elektroden mit Aufklebern auf. u.U. muss man vorher den Brustraum noch mit Rasierern freimachen.

So unspektakulär ist das;-)

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Ähm, nein, man nennt es Defibrillator. Und ja, man belebt damit Menschen wieder, die einen Herzstillstand haben.

Und erst recht JA, wenn man es unnötigerweise an sich selbst ausprobiert, kann es einen Herzstillstand auslösen und DAS ist gar nicht gut. Ja, es kann was passieren; im schlimmsten Falle der Tod der Person!

Das wäre wohl schädigend.

Da passiert aber nichts. Die Defibrillatoren sind geerdet.

Ich hoffe, Du hast keinen Zugriff auf einen Defibrillator.

In meiner Ausbildung war ich in einer Klinik, in der kurz vor meinem Dienstatritt ein Pfleger sehr schwere Zahnschmerzen hatte. Er kam auf die merkwürdige Idee, ein Defi könnte Zahnschmerzen beseitigen.

Er stellte die Spannung auf 5 Joule ein. Das ist die niedrigste mögliche. Und positionierte die Elektroden auf den Backen.

Was mti den Zahnschmerzen wurde, weiss ich nicht. Aber er lernte die Kollegen aus einer neuen Perspektive kennen: der des Patienten. Denn er landete schnell auf der Intensivstation.

Wenn Du keine Intensivstation in ummittelbarer Nähe hast, kann es für Dich sehr anders ausgehen. Dann kommt für Dich vielleicht ein rotes Auto, vielleicht auch gleich ein schwarzes.


derdorfbengel  23.06.2011, 02:11

PS: es gibt halbautomatische/manuelle Defibrillatoren und automatische (AED).

Das sind die, die auch an allerlei öffentlichen Plätzen heutzutage bereit stehen. Mit denen kannst Du Dich gar nicht defibrillieren: sie prüfen Deinen Herzrhytmus und lösen nur aus, wenn der entsprechend gestört ist (Stillstand), dass sie wirken müssen.

Ansonsten bleiben sie wirkungslos. Sind somit auch ungefährlich.

Allerdings ist das natürlich wie mit den Atomkraftwerken: sie sind absolut sicher und es kann niemals etwas Gefährliches passieren, weil Technik absolut und 100% unter Kontrolle ist.

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dowas  23.06.2011, 04:50
@derdorfbengel

ich hab in einer Fortbildung mal einen "sicheren" Halbautomaten "überlilstet" mit extra zittrigen Händen und so. Meine Kollegen traute nihren Augen nicht, als der einen Schock freigab (= empfahl!). Natürlich haben wir nicht geschockt, hatten schließlich auch keine Zahnschmerzen ;o).

Aber rein von der Bauartzulassung hätte es nicht sein dürfen.

Anderseits: Wer überlistet den schon ganz bewusst mit Know-How, wie der Messfehler sein muss, um ein kflimmern zu simulieren. Macht ja normal kein Mensch.

Von wegen schädlich, man lernt auch in der Ausbildung, dass niemand den Patienten berühren darf, wenn geschockt wird. (...!)

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