Textanalyse Manifest der kommunistischen Partei?

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Textanalyse: Manifest der Kommunistischen Partei

Ein Manifest legt als Programm einer politischen Partei deren Überzeugungen und deren Ziele offen.

Die Gegenwart wird durch ihre Geschichte erklärt. Marx und Engels argumentieren syllogistisch. Im Obersatz ist die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft eine Geschichte von Klassenkämpfen (1-2). Die Aufzählung dualer Gegensätze von Herrn und Sklaven belegen den Obersatz als nachvollziehbare Wahrheit (3-17). Der Untersatz formuliert, das Fortbestehen von Klassenunterschieden in der modernen bürgerlichen Gesellschaft (17-21). Mengenanalytisch gilt, daß die moderne Gesellschaft ein Element der historisch abgrenzbaren Gesellschaften ist. Die Konklusion ist die binäre, konträre Spaltung jeder Gesellschaft in Herrschende und Beherrschte (24-25). Marx und Engels präsentieren diesen Schluß auf gemeinsame Eigenschaften eines Elementes mit allen Elementen seiner Kategorie als etwas Neues. Mit der Wiederholung „neue Klassen … neue Bedingungen … neue Gestaltungen des Kampfes“ tritt hier in einem Manifest der agitierende, beteuernde, beschwörende Tonfall einer Rede auf. Die Stilfigur ist aber auch eine Klimax, die sich von der Neutralität neuer Klassen zur Gestaltung des Kampfes im Ausdruck steigert.

Als Manifest haben die Autoren ein allgemein bejahendes Urteil dem Parteiprogramm zugrunde gelegt: Gesellschaft ist Klassenkampf. Den gegenwärtigen Klassen des Überbegriffs Gesellschaft werden die Namen Bourgeoisie und Proletariat (26) zugewiesen. Als „ganze Gesellschaft“ (24) sind diese Klasseme weltweit anwendbar. Die Bourgeoisie löst die nachmittelalterlich herrschenden Klassen (35-36)ab, indem die große Industrie den mit der Entdeckung Amerikas vorbereiteten Weltmarkt hergestellt hat (26-27). Die Industrie trägt das Adjektiv „große“, wie es sonst herausragende historische Persönlichkeiten als Namenszusatz nachgestellt tragen. „Große“ ist hier nicht einfach nur eine morphologische Unterscheidung von Großindustrie und der Gesamtheit kleinindustrieller, also nicht handwerklich, sondern in Arbeitsteilung arbeitender Betriebe. „Große Industrie“ vermittelt als Melioration die Überlegenheit der im Verbund international agierenden Industrie, die zu einem eigenen Machtfaktor geworden ist. Die „große Industrie“ bleibt weitest unverständlich. Es bleibt verborgen, wer sich dahinter verbirgt. Ihre Mittel sind „Handel, Schiffahrt, Landkommunikation“ (29), welche „unermessliche Entwicklungen“ (30) ermöglichten. Damit wird die assoziative Verknüpfung der „großen Industrie“ mit dem „Unermeßlichen“ angebahnt. Unermeßlich tritt umgangssprachlich in der festen Redefigur des unermeßlichen Reichtums auf. In der Wiederholung „Handel, Schifffahrt, Eisenbahn“ wird deren Ausdehnung verankert. Assoziativ versteht der Leser, das Wachstum des unermeßlichen Reichtums.

Während frühere Vorrechte der Fertigung durch eine Ständegesellschaft bewahrt worden sind (40), befindet sich die Bourgeoisie in notwendiger fortwährender Revolution (36-39). Durch ihre ständigen Umwälzungen kann die Klasse der Bourgeoisie erkannt werden (41-45). Von der nüchternen Analyse wechselt die Rede des lyrischen Ichs zu einem expressiven Bekenntnis: „Alles Ständige und Bestehende verdampft, alles Heilige wird entweiht.“ Das Manifest der Kommunistischen Partei ist damit also ein kommunistisches Manifest. Es ist Bekenntnis innerer Überzeugungen, welche die „religio“ (lat. Gewissen, Bedenken“) offen legen lassen. In seinem Kern fordert das Parteiprogramm somit auf, dem Beispiel seiner Autoren zu folgen und sich zur kommunistischen Gesellschaftstheorie zu bekennen. Mit diesem Bekenntnis erkennt der Kommunist seine Klassenzugehörigkeit, aber auch die Notwendigkeit. die Bourgeoisie in ein neues klassenloses Konzept einzuverleiben. Noch ist die Bourgeoisie ein Klassenfeind, der zwanghaft „einnistet, anbaut, Verbindungen unterhält“ (50-54). Damit ist er vorerst als zu bekämpfende, krebsartige Struktur charaktierisiert.

Persönlicher Eindruck des Passus des Parteiprogrammes

Ich gewinne den Eindruck eines vereinnahmenden neuen Verständnisses der Welt. So wie die Kugelgestalt der Erde, wie das heliozentrische Weltbild, liefern Marx und Engels mit einer einfachen Programmatik des Gegensatzes von Herrschaft und Unterwerfung eine Überzeugung. Ihre eigene Überzeugung überzeugt den Leser. Historisch überzeugte das Parteiprogramm Massen und wurde zum Vorbild parteilicher Programmatik, auch bei der Vermittlung andersartiger Weltanschauungen. Gegenüber dem "Kapital" ist das Parteiprogramm leichter lesbar. Vorgelesen bewahrt der Zuhörer Botschaften. Die Konstruktion des Passus verbirgt nicht ihr Webmuster. Im Gegenteil vermittelt der Textabschnitt die Ehrlichkeit der Autoren durch seine Inbrunst und Betroffenheit ausdrückenden Redefiguren, welche wiederholend beteuern und steigernd versichern. Texte von Karl Marx und seinen Nachfolgern könnten als Beleg für die Sapir-Whorf-Hypothese herangezogen werden. Hiernach bestimmt Sprache die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Notwendig erwächst jedoch Sprache aus den Produktionsbedingungen. Schließlich muß dem Ausgebeutetem auch unmißverständlich sein Klassenfeind benannt werden. Biologie ist evolutionär, Technik ist  disruptiv. Letztlich laufen Gesellschaften laufen auf den Grenzwert einer Revolution zu. Da möchte man mit Blick auf den gegenwärtigen Klassenfeind ausrufen: Es lebe die Revolution.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

frosstrubin  24.11.2019, 18:28

Textanalyse erfordert auch Beispiele, um an der exemplarischen Darstellung das allgemeine Prinzip zu verstehen. So die Dialektik im Sinne der Frankfurter Schule.

Marx und Engels stellen folgende Thesen auf:

  1. Die Gegenwart ist das Ergebnis ihrer Geschichte
  2. Soziale Geschichte ist die Geschichte von Klassenkämpfen
  3. Aktualisiert ist die Gesellschaft nicht mehr in diverse Stände, sondern nur noch binär in Besitzende und Besitzlose gespalten
  4. Der Klassenfeind kann in der bourgeoisen großen Industrie durch deren ständige Umwälzungen erkannt werden

Vorsagen und Vorhersagen ist notwendig, damit das Einzusehende verstanden wird. Die Indoktrination ist somit eine Methode durch wiederholendes abwandelndes Ansagen das Programm als Bekenntnis im Parteimitglied zu verankern. Damit wird das Mitglied befähigt, andere zu informieren und mit seiner eigenen Überzeugung neue Mitglieder für die Partei zu gewinnen. Da die politische Bildung aber nur von qualifizierten Trägern der ideologischen Botschaft vermittelt werden kann, liegt die Indoktrination in der Hand der Parteiführung.

In Testaten sollte man damit rechnen, gegenwärtige Parteiprogramme zur Analyse zu erhalten.

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Hallo,

vom Vorsagen und davon, dass wir dir das machen, lernst du nichts. Dein Motto sollte Learning by doing! sein, dann klappt's auch bald mit dem Schreiben von Textanalysen.

Gib bei Google - wie Text analysieren - ein und folge den Links, z. B. diesen hier:

- https://wortwuchs.net/textanalyse/

- https://www.schuelerhilfe.de/online-lernen/2-deutsch/16-klasse-10/116-schreiben/934-textanalyse-und-interpretation

- https://www.studyhelp.de/online-lernen/deutsch/textanalyse/

- https://www.abiweb.de/deutsch-methoden/analyse-interpretation/texte-analysieren-erschliessen-interpretieren.html

Ansonsten kenne ich das – auch in der heutigen Zeit - so, dass man eine/n Klassenkameraden/in oder eine/n Schulfreund/in um Hilfe bittet und dann gleich mit ihr/ihm zusammen Hausaufgaben macht oder lernt. Das macht doch eh mehr Spaß als alleine!

Oder man bildet Lerngruppen, in denen man sich gegenseitig hilft und unterstützt; z.T. auch 'fachübergreifend', so dass z.B. 'Mathe-Asse', 'Englisch-Assen' in Mathe auf die Sprünge helfen und umgekehrt.

:-) AstridDerPu 

https://www.youtube.com/watch?v=YWHZSyEzdKU

https://www.youtube.com/watch?v=eeQTvBKynbQ

die aufgabe ist ja schon in teilschritte gegliedert. die brauchst du einfach nur abarbeiten. dauert nicht lange und ist ganz einfach.