Systemsprenger - Nah an der Realität?

7 Antworten

Ich finde ihn schon sehr treffend, sowohl weil er passt als auch weil er einen tiefer trifft als man evtl vermutet hätte.

Der Name "Systemsprenger" zeigt ja schon, dass es eben um die Kinder geht die quasi außerhalb vom üblichen sind, mit denen das System nicht mehr umgehen kann.

Ich habe mit einigen Pflegekindern zusammengelebt, war quasi das“ normale Kind". Ich lehne mich mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass meine Mutter, einfach weil sie mit solchen Kindern besonders gut umgehen konnte, solche "Fälle zugeschoben bekommen" hat.

Keins davon war exakt wie das Kind in dem Film, oft sogar waren sie noch schwieriger, schwieriger zu erreichen und schwieriger zu verstehen.

Für mich hat der Film gezeigt, dass es da draußen doch noch Leute gibt die auch so etwas erlebt haben, mit solchen Situationen konfrontiert waren, dass die Kinder bei uns eben keine Einzelfälle sind, sondern immer häufiger werdende Ausnahmen.

Auch wenn ich mich von dem Film größtenteils verstanden gefühlt habe, dachte ich mir teilweise, so einfach ist es leider nicht. Denn ganz ehrlich die negativen Reaktionen des Kindes waren oft nachvollziehbar, die positiven aber meiner Meinung nach übereilt.

Wenn ich den Film nur mit den ehrenamtlichen (heißt einige Stunden in der Woche) Erfahrungen die ich gemacht habe sehe, finde ich ihn zu krass.

Wenn ich ihn mit den Augen meiner Bekannten und Freunden, die in unterschiedlichen Einrichtungen arbeiten (40 Stunden die Woche) sehe, finde ich ihn immernoch etwas hart.

Aber mit den Erfahrungen 24/7, 365 Tage im Jahr mit solchen Kindern zusammenzuleben, ist er nicht zutreffend genug.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
nessi0208 
Fragesteller
 14.07.2020, 01:37

Danke :D

2

Ich arbeite ebenfalls mit Familien aus sozial schwachen Systemen zusammen. Und ich muss sagen, das Kind war schon etwas realitätsfern. Aber das finde ich nicht schlimm, denn der Sinn des Films war es, die Lücken unseres Sozialsystems aufzuzeigen. Selbst die Autorin der Geschichte hat bekannt gegeben, sie habe sich bei der Figur an mehreren realen Beispielen orientiert.

nessi0208 
Fragesteller
 14.07.2020, 18:52

Was fandest du denn realitätsfern an dem Mädchen? Ich muss sagen, dass ich sie recht gut dargestellt fand.

0
MadXAM  14.07.2020, 20:01
@nessi0208

Es gab nichts was ich grundsätzlich realitätsfern fand. Aber alles zusammen in einer Person ist unrealistisch.

2

Nein, ein zweiter Teil ist nicht nötig ..

Ich fand den Film schon gut gemacht .. und es ist ein Film, der vielleicht hier und da mal etwas nicht 100% real gezeigt hat .. aber auch ein Freund der in einem Jugendwohnheim arbeitet fand ihn gut, sie haben in mit dem Betrieb zusammen geschaut.

Die Schauspielleistung des Mädel ist wirklich beeindruckend.

nessi0208 
Fragesteller
 14.07.2020, 01:20

Da gebe ich dir Recht. Das Mädchen hat ihre Rolle sehr gut verkörpert.

Weshalb findest du, dass ein zweiter Teil nicht nötig ist?

Ich sehe es genauso wie du, mich würde aber interessieren woran es liegt. Bei uns im Heim wurde der Film auch sehr stark thematisiert.

0
diePest  14.07.2020, 01:32
@nessi0208

Zweite Teile sind nie wirklich gut .. es wäre schade die Eindrücke die dieser Film hinterlässt durch einen zweiten Teil zu zerstören.

Was würde dich interessieren .. was woran liegt?

0
nessi0208 
Fragesteller
 14.07.2020, 01:33
@diePest

Ich meinte damit, dass ich deine Einstellung teile, dass ein zweiter Film nicht nötig ist und wollte nur wissen, weshalb du so empfindest. Sorry doof Formuliert

0
diePest  14.07.2020, 01:35
@nessi0208

Durch den Absatz dachte ich es wäre etwas anderes gemeint. Aber.. die Erklärung hast du ja .. ;)

1

Nah an der Realität wahrscheinlich nicht für den Schlag der Menschen, der sich solche Gefühle nicht eingesteht. Professionelle in der Sozialarbeit decken über aufkommende Gefühle schnell ihren Mantel der "professionellen Distanz" und dann wird das heruntergeschluckt.

Das ist die Quelle für den Zynismus der Leute, die lange arbeiten.

Der Protagonist in dem Film nimmt entsprechenden Rat nicht an. Nun gut, den macht ihm da ja auch keiner und das wäre dann dann wieder ein anderes Thema, wenn auch ein benachbartes.

Für jeden, der kein zynischer Verdränger ist, dürfte die Thematik aber wohlbekannt sein. Ich kenne sie gut und war beeindruckt, wie die Regisseurin nach einigem Zuschauen im Praktikum so eine Insiderin werden konnte.

Zweiter Teil? Zweite Teile haben nach meiner Erfahrung diese Eigenschaft, im Niveau stark abzufallen. Die gehören auch eher in den hochkommerziellen Bereich, wo dann schnell ein Drehbuch nachgestrickt werden kann, egal von welchem der vielen Gelegenheitsschreiber. Ich bezweifle, ob eine Kunstfilmerin das auch so kann.

Ein zweiter Teil ist unnötig. Es ist kein Unterhaltungsfilm, sondern soll zeigen, dass es Menschen gibt die nicht ins System passen und auch nicht "passend gemacht werden" können. Der Film erreicht das und somit braucht's keine Fortsetzung.

Das Beispiel ist schon sehr krass... Was ja aber gewollt ist. In der Praxis ist ein derartiger Fall - zumindest mir - noch nicht untergekommen.

Aber wie du sagst sehr interessant.