Was genau sind bei Kindern Systemsprenger?

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wiki beschreibt es ganz gut: "Als Systemsprenger werden Klienten in Pädagogik und Psychiatrie bezeichnet, für die es noch keine geeigneten sowie erfolgreich nachgewiesenen Hilfemaßnahmen in der Kinder- und Jugendhilfe gibt. Sie wechseln häufig die Hilfen und die Hilfeorte und erfahren dadurch erneute Bindungsabbrüche. Ein „Ankommen“ in weiterfolgende Maßnahmen erweist sich daher als erschwert. Systemsprenger sind Personen, die aufgrund ihres besonderen Problemverhaltens nur schwer in Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe respektive der Behindertenhilfe integriert werden können."

https://de.wikipedia.org/wiki/Systemsprenger

Wenn sie massive Probleme z.B. durch Schwänzen, Mobbing oder schlechte Leistungen in der Schule und so ziemlich jedes Angebot vom Jugendamt oder Arbeitsamt wahrgenommen haben und es in allen Maßnahmen und Trägern nicht geklappt hat, spricht man von Systemsprengern.

Hallo!

Am 9. Oktober um 22:00 Uhr gibt's im Bayrischen Fernsehen einen Film über eine Systemsprengerin, die die Kurve bekommen hat.

ich habe viele "Systemsprenger", "Crash-Kids" und "Jugendhilfeversager" kennen gelernt. Alle hatten eine längere Jugendhilfekarriere hinter sich, teilweise bis zu 30 verschiedene Einrichtungen, die "versucht" wurden. Nirgends sind sie angekommen und nirgends geblieben bzw. nirgends wollte man sie behalten wegen ihrem Verhalten.

Ich habe sie in sog. "intensivpädagogischen Maßnahmen im Ausland" kennen gelernt. und alle waren speziell aber eigentlich sehr gute und nette Jungs und Mädels.

Sie kamen ins Ausland, weil den Jugendämtern und Verantwortlichen das richtig erschien und für die meisten war das die Rettung. Wenn ich gefragt habe, wo sie wären, wenn die Auslandsmaßnahme nicht gekommen wäre, war die Antwort meist im Gefängnis, drogensüchtig auf der Straße oder Tot.

Was war im Ausland anders?

  • Sie hatten Platz und konnten vermeiden, wenn sie keinen Kontakt wollten
  • sie waren fast immer einziges Pflegekind, also im Mittelpunkt und ohne Peers
  • da es meist keinen Handyempfang gab, auch ohne Kontakt zu Peers
  • Alle Lösungsschemata aus der Heimat funktionierten hier einfach nicht. Aber sie wurden nicht gezwungen anders zu sein sondern bekamen Zeit zu begreifen, was nützlich ist und was nicht.
  • Positive Verstärker durch Angebote, von denen Sie daheim nicht mal geträumt haben. Frühes Autofahren oder Quad, Reiten, Jagen von Wild mit der Schußwaffe etc. oder Pflege von Tieren.
  • Alle Regeln waren durch Umwelt und Lebensbedingungen gemacht und keine "pädagogischen" Erfindungen.
  • Authentisch lebende und anfallende Probleme lösende Menschen und anwesende "richtige" Männer.
  • keinen Sinn in Weglaufen. Die meisten laufen nicht vor etwas weg in D sondern zu etwas hin (Peers, Lebensstil etc.). Wenn man sich absolut nich auskennt, Sprachprobleme hat etc. ist das Hinlaufen unmöglich und das Weglaufen unattraktiv.

70% etwa schafften den Schulabschluss während der Maßnahme. Beschulung individuell mit Fernschulmaterial.

Es liegt nicht an den Kindern oder Jugendlichen, sondern an den schematischen Angeboten der Jugendhilfe in D. Wer nicht in dieses Hilferaster passt, der wird eben zum Systemsprenger, insbesondere die starken, deren Willen nicht einfach gebrochen werden kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – viele Jahre in diesem Bereich tätig