Studiere Medizin könnt mir aber aufgrund der Stresssituation und Verantwortung nicht vorstellen Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand zu behandeln. Is das ok?

8 Antworten

Grundsätzlich hilft dagegen: Übung, Übung und nochmals Übung. Es bleibt zwar eine akute Stresssituation, insbesondere die ersten Male, wenn man jedoch vorab die jeweiligen Handlungsabläufe schon mehrfach trainiert und verinnerlicht hat, dann nimmt das einem schoneinmal einen großen Teil des Stresses weg. Letztendlich, findet eine Reanimation immer nach den jeweils gültigen ERC- Leitlinien statt. Es existieren also konkrete Vorgaben dafür, welche man dann entsprechend "abarbeitet". Vorgaben minimieren den Stress, wenn man diese kennt und gelernt hat, nach ihnen zu handeln. Spaß wird einem eine Reanimation niemals machen aber man kann durchaus erlernen, professionell damit umzugehen.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Von Experte Rollerfreake bestätigt

Schwierig. Eine Reanimation ist ja nicht der einziges stressige Notfall, der eintreten kann.

Vielleicht solltest du dich fragen, was dich daran so stresst. Ist es die Verantwortung? Der Gedanke "wenn wir jetzt nichts tun, stirbt der Mensch"? Magst du den Schreck bzw. die "Überraschung" nicht?

Wie stehst du zu anderen Notfälle? Findest du einen Herzinfarkt (der ganz schnell zu einer Rea werden kann) oder einen Schlaganfall auch so stressig?

Grundsätzlich kann man in Notfälle "reinwachsen". Allerdings ist es manchen dennoch zu viel.

Von einem Arzt wird erwartet, dass er den Stress in so einer Situation handeln kann. In jedem Fachbereich kann so ein Notfall entstehen. In manchen halt mehr, in manchen weniger.

Puh. Schwierig. Wenn du der einzige Arzt bist, der grad verfügbar ist, wäre es eine Straftat, wenn du nichts machst und das kann deine Zulassung kosten. Zumal ein Arzt, allen anderen nicht Ärzte weisungsbefugt ist, und je nach dem wo es ist, warten diese auf Anweisungen von dir (Pflegekräfte/MTA's uvm.). Übrigens gilt dieser Zustand auch für Zahnärzte! Ach eins noch: Reanimation ist eine echt anstrengende Sache, die auch auf den Körper geht. Viele sind danach fix und fertig, von der psychischen belastbarkeit will ich jetzt nicht richtig anfangen (jüngere Menschen/Kinder)

Ich bin Notfallsanitäter und da was ich am besten kann, ist drücken und pusten. Dafür brauche ich persönlich erstmal kein Arzt. Wir bekommen das auch ohne hin. Aber dafür haben wir trainiert bis zum absoluten Maximum. Inkl. Schlau legen usw.

Mein Tipp: Es gibt Megacode-Training für Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Geh doch einfach mal dahin und mache mit. Wenn du dieses öfters wiederholst, machst du das irgentwann automatisch. Zumindest bei mir ist das so. Einfach eine Frage des Trainings

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
ToGrecco 
Fragesteller
 23.02.2024, 21:22

Hey also ich studiere ja Medizin und an meiner Uni gibt's so ein "Clinical Skills Center". Da kann man alle erdenklichen Notfallsituationen an Puppen trainieren. Die können da alles mögliche simulieren, weil in einem anderen Raum sitzt jemand am PC und kann alles steuern was passiert, auch unvorhergesehene Ereignisse kann der am PC per Knopfdruck simulieren.

Naja vielleicht sollt ich da mal üben gehen. Aber vorher muss ich dann erstmal einiges auswendiglernen mit Kanüle legen usw.

Jedenfalls find ich's immer sehr belastend den Gedanken Menschen reanimieren zu müssen. Ist halt komplett stressig denk ich und hohe Verantwortung.

Frag mich immer warum man so nen Job freiwillig macht. Auch Notarzt z.B. wieso macht man sowas freiwillig. Muss ja übel stressig sein. Das tut einem ja nicht gut. Aber natürlich gut dass es Menschen gibt die sowas machen.

Also ich hätt halt Bock als Arzt einfach Menschen zu helfen aber nicht in so nem stressigen setting. Halt untersuchen, Diagnosen stellen alles ok, aber Stress ist ja schlimm ...

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KovalWhite  23.02.2024, 21:37
@ToGrecco

Naja, die Aufgabe eines Arztes bei der Reanimation ist primär am Kopf sitzen, dort hast du einen Überblick was grade um dich herum passiert und kannst von dort aus Anweisungen geben.
Venenverweilkanülen legen könnte eine Pflegekraft oft genauso, du bist dann für das Atemwegsmanagement "beauftragt". Schlauch in den Hals, beatmen, schauen, das er/sie/es nicht am erbrochenen oder Blut erstickt. Das drücken übernimmt meist die anderen.

Solche Trainingsräume sind genial. Da wird dann so echt wie möglich simuliert und das find ich Hammer. Somit tob dich aus und lerne so viel wie du kannst. Dort kannst du dir auch Infos über alle möglichen Medikamente aufgeklärt, die man bei Reanimationen einsetzen und ab wann man diese einsetzt.

Die meisten Notärzte sind Anästhesisten. Diese können im Schlaf Schläuche legen, haben keine Angst, Medikamente einzusetzen, wie in ihrem Job ja auch. Ist mir persönlich auch lieber, als so ein alter abgekappter Hausarzt, der nebenbei nichts anderes zu tun hat.

Aber auch in der HNO-Ambulanz/Praxis können solche Dinge passieren und wenn man gleich Ahnung und Erfahrung hat, dann rettest du sogar Leben^^

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ToGrecco 
Fragesteller
 23.02.2024, 22:24
@KovalWhite

Ja, mal sehen. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen dass ich sowas könnte, also alles was mit solchen Notfällen zutun hat find ich grauenvoll die Vorstellung.

Aber wenn man sich da reinarbeitet (von der Uni gibt halt so Ordner/Skripte für das "Clinical Skills Center" wo man das alles an Puppen simulieren kann) vielleicht macht's dann ja sogar irgendwann Spaß. Wer weiß.

Irgendwie hab ich auch Berührungsängste und will nicht derjenige sein der sich um jemanden kümmert der Grad nicht bei Bewusstsein ist oder nichtmal mehr einen Kreislauf hat. Aber ja wie gesagt, vielleicht wächst man da rein und es macht sogar Spaß später. Wer weiß.

Also ich hab mal in einem Krankenhaus an der Pforte gearbeitet und da ist oft ein Arzt aus dem Krankenhaus als Notarzt gefahren. Das war so'n Typ der schon bissl älter war, so um die 60, graue Haare, da hab ich mich auch immer gefragt wie krass das ist dass so jemand sich so'n stressigen Job antut. Aber naja sehr gut dass es Leute gibt die sowas machen.

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KovalWhite  23.02.2024, 22:46
@ToGrecco

Dann mach doch mal ein Praktikum im Rettungsdienst und lass dich von ein wenig einführen und du wirst erkennen, das es so schlimm nicht ist.

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Also jemanden, der beispielsweise keinen Herzschlag mehr hat wiederzubeleben stelle ich mir zwar natürlich stressig, aber nicht soooo belastend vor. Der Patient hat absolut nichts mehr zu verlieren, nur noch zu gewinnen. Egal wie doof sich der behandelnde Arzt oder NotSan anstellt und wie erfolglos er ist, schlimmer machen kann er es nicht mehr.

sowas wie Orthopädie oder Augenheilkunde oder HNO-Heilkunde

Luxationen, Augen-Laser-Operationen, Ohrbehandlungen mit potentieller Trommelfellperforation, … damit hätte ich so Probleme, weil man es da für den Patienten ganz einfach sehr viel schlimmer oder schmerzhaft oder irreparabel machen kann.

Rapunzel324  04.03.2024, 11:48

Meine Augen wurden auf Grund von einem Glaukom, da das Kammerwasser nicht mehr abfließen konnte, in einer renommierten Augenklinik schon 6 mal gelasert. Man spürt nichts und die Laserung ist in wenigen Minuten erledigt. Eine Bagatelle!

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warai87  04.03.2024, 12:35
@Rapunzel324

Ich dagegen habe schon Probleme mit der Augeninnenudruckuntersuchung, über die die meisten auch sagen, das sei „ja nix“. Ich glaube nicht dass ich als Patient oder als Arzt eine Laser-OP entspannt durchstehen würde. Und eine Luxation auch nicht… Aber gut, deshalb bin ich ja auch nicht Arzt geworden.

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Rapunzel324  04.03.2024, 13:05
@warai87

Der Augeninnendruck kann man über eine Non - Contact - Tonometrie messen. Die Hornhaut wird nicht berührt. Völlig schmerzfrei, Dauer etwa 3 Sekunden.

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warai87  04.03.2024, 14:35
@Rapunzel324

Das mit dem Luftstoß? Ja, schmerzfrei, aber ich kann nicht lange genug nicht blinzeln. In dem Moment wo der Luftstoß kommt, kommt der Reflex, schneller als mein Gehirn die Reaktion unterdrücken kann.

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Rapunzel324  04.03.2024, 11:58

Bei einer Luxation erfolgt zunächst eine Röntgenaufnahme. Man therapiert mit einer Reposition. Die Reposition wird in L.A. > Lokalanästhesie durchgeführt. Je nach Gelenk auch in Vollnarkose, z.b. bei einer Schulterluxation.

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Nein, das ist nicht okay.

Jeder Mensch, egal ob Laie, Student der Humanmedizin oder Arzt, ist verpflichtet die entsprechenden Reanimationsmaßnahmen einzuleiten, ansonsten handelt es sich um unterlassene Hilfeleistung.

Als Laie prüft man bei einem bewußtlosen Menschen die Atmung. Ist diese vorhanden > stabile Seitenlage. Ist keine Atmung vorhanden > sofort mit der Herzdruckmassage beginnen, bis zum Eintreffen des RTW/Notarztes.

Als angehender Arzt solltest Du in der Lage sein, die richtigen Reanimationsmaßnahmen einzuleiten. VF - ventricular fibrillation - Kammerflimmern und pulslose VT - ventrikuläre Tachykardie - Kammertachykardie > defibrillierbar.

PEA - pulslose, elektrische Aktivität und Asystolie > nicht defibrillierbar.

Nach erfolgreich, abgeschlossenen Studium der Humanmedizin und Erhalt der Approbation wäre eine WB zum FA für Rechtsmedizin eine Alternative. Bei Verstorbenen entfällt ein Herz-Kreislauf-Stillstand und die entsprechenden Reanimationsmaßnahmen.

Als Arzt wirst Du auch mit anderen Notfallsituationen konfrontiert werden > Myocardinfarkt, Apoplex, lebensgefährliche Blutungen, Status Epilepticus, Status Asthmaticus etc.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung